Tourismus-Debatte

„Einiges ist schiefgelaufen, das ist sehr traurig“

Tirol
22.05.2025 09:00

Durch’s Reden kemmen die Leut zam – das zeigte sich am Dienstagabend beim „Tourismusforum on tour“ in Landeck. Teilweise hitzig diskutiert wurde etwa über Einheimischentarife, „Overtourism“, Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, die Piefke Saga und den Songcontest. 

Das Thema „Freizeitqualität durch Tourismus: Frust und Lust mit neuen Attraktionen“ lockte viele Interessierte an. Ihren Fragen stellten sich LR Mario Gerber (ÖVP) und Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler sowie die Experten Alois Rainer, Obmann der Sparte Tourismus in der WK Tirol, und Reinhard Klier, Obmann der Fachgruppe der Seilbahnen in der WK Tirol.

„Die Tageskarte beim Stubaier Gletscher kostet 70 Euro. Viele Tiroler können sich das Skifahren nicht mehr leisten. Da ist einiges schief gelaufen, da ist traurig“, ärgerte sich ein Teilnehmer. „Du hast in deiner Sache völlig recht. Die Politik muss für Einheimischentarife kämpfen“, antwortete LR Gerber.“ Und Klier ergänzte: „Auch wenn es wegen der EU-Verordnung verboten ist, Einheimischentarife anzubieten, haben alle Skigebiete Wege gefunden, für die Tiroler günstigere Tarife anzubieten. Falls dies nicht auf Anhieb ersichtlich ist, sollte man sich bei der Kassa danach erkundigen.“

Die Stube im Gasthaus Landegger in Landeck war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch viele Junge waren dabei.
Die Stube im Gasthaus Landegger in Landeck war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch viele Junge waren dabei.(Bild: Tirol Werbung / Franz Oss)

Beispiel aus Italien zum Nachdenken
Ein weiterer Besucher sagte: „Bei uns dreht sich immer alles nur um die Preise. Ich rate jedem dazu, sich die Welt mit offenen Augen anzusehen, denn nur so wird einem klar, wie im Ausland die Preise sind. Dort ist uns nämlich selten etwas zu teuer.“ LR Gerber hatte ein Beispiel dazu parat: „In Italien kostet der Liegestuhl samt Schirm oft schon knapp 70 € – aber pro Tag.“

Auch das Modewort „Overtourism“ löste Reaktionen aus. „Doch sind wir in Tirol wirklich ununterbrochen ausgebucht?“, richtete einer die Frage an Seiler. „Wenn Regionen richtig voll sind, hat das mit Events zu tun – etwa beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Aber durchschnittlich findet man in Tirol immer ein Zimmer – egal, zu welcher Zeit.“

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Die Betriebe geben alles, um Einheimische zu beschäftigen.

Alois Rainer, Obmann der Sparte Tourismus in der WK Tirol

„So ehrlich müssen wir sein“
Im Zuge dessen wurde auch die Frage gestellt, warum immer weniger Einheimische in Tourismusbetrieben arbeiten und ob ihnen zu wenig geboten wird. Rainer, selbst Hotelbesitzer, erzählte aus dem Nähkästchen: „Früher klärte man bei einem Vorstellungsgespräch den Bewerber darüber auf, dass er eine 6-Tage-Woche hat und dafür einen konkreten Betrag erhält. Heutzutage fragen wir ihn, wann er Zeit hat und wie viel er gerne verdienen würde. So ehrlich müssen wir sein. Die Betriebe geben alles, um Einheimische zu beschäftigen.“

„Wir verbiegen uns für die Gäste“
Und dann hielt plötzlich die Piefke Saga von Felix Mitterer Einzug in die Debatte. „Wir diskutieren zum Beispiel darüber, Bergsprengungen durchzuführen, um ein Restaurant realisieren zu können. Auch kreieren wir ,weiße Bänder’, um früher die Skigebiete aufsperren zu können. Wir verbiegen uns für die Gäste. Das hat Piefke Saga-Charakter“, sagte eine Zuhörerin. Rainer konterte: „Ich muss klar sagen, dass wir nicht Richtung Piefke Saga gehen und uns auch nicht für den Gast verbiegen, sondern wir finden mit der Bevölkerung eine Conclusio, um eine lebenswerte Region zu haben. Denn es geht nur gemeinsam.“

„Diese Bilder heizen immer negative Diskussionen an“
Mit dem „weißen Band“ etwa in Kitzbühel hat der Landesrat „keine Freude“: „Diese Bilder heizen immer eine negative Diskussion an. Aber die Verantwortlichen tun es im Sinne der Nachhaltigkeit: dass die Sportvereine trainieren können.“ Klier wies darauf hin, dass die Skigebiete, sobald es um Eingriffe in die Natur geht, immer sofort in der Auslage stehen: „Aber fest steht auch, dass es ein Wachstum von Skigebieten im großen Stil nicht mehr geben wird, sondern es zukünftig vor allem darum gehen wird, die Skigebiete zu erhalten.“

Songcontest – Ja oder Nein?
Und dann kam noch die derzeitige Frage aller Fragen: „Holen wir den Songcontest nach Tirol?“ LR Gerber betonte klar: „Wer, wenn nicht wir, könnten so ein Event austragen? Wir müssen alles daran setzen, dass wir das schaffen – aber nicht um jeden Preis. Die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand, wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Es ist schwer, eine derartige Millionen-Investition zu argumentieren.“

Und Seiler: „Wir reden hier immerhin von den doppelten Kosten der Rad-WM 2018. Die kurze Umsetzungszeit ist ebenfalls herausfordernd.“

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