Im Urlaub Heu ernten. Klingt romantisch, ist aber harte Arbeit. Ein in Tirol initiiertes Freiwilligen-Projekt bringt Romantik und Realität zusammen. Was bewegt die Hobbybauern? Und was erwartet sie am Hof?
Seit fünf Jahren tauscht Bankangestellte Tanja Zitzmann regelmäßig Büro gegen Almhütte, Stall und Feld. Dann sieht man sie in Neder im Stubaital auf einem Bauernhof mitarbeiten. „Zuerst war da der Wunsch, Anschluss zu finden und Landwirtschaft kennenzulernen“, erinnert sich Zitzmann. Im Gedächtnis bleiben der geübten Kopfarbeiterin wohl auch zahlreiche Muskelkater und Schwielen von der für sie ungewohnten Freizeitbeschäftigung. Was sie daraus gelernt hat? „Die Arbeit in und mit der Natur ist faszinierend, aber fordernd“, fasst Zitzmann zusammen.
Begonnen hat es als Freiwilligeneinsatz. Heute verbindet mich mit der Familie eine Freundschaft. Einmal in der Woche helfe ich mit.
Tanja Zitzmann, freiwillige Helferin
Bild: Johanna Birbaumer
Mehr als 400 Einsätze im Jahr vermittelt
Zum Hof in Neder kam die Hobbybäuerin durch den von Maschinenring und Landwirtschaftskammer gegründeten Verein „Freiwillig am Bauernhof“. Was vor 15 Jahren im Bezirk Landeck begann, ist heute ein Großprojekt, bei dem jährlich mehr als 400 Einsätze auf rund 100 Höfen in ganz Tirol vermittelt werden. Mittlerweile wurde das Projekt auf die Steiermark und Vorarlberg ausgeweitet.
Helfer aus neun Nationen standen bereits bei dem Programm im Einsatz. Auch Einheimische melden sich. „Gerade in Zeiten, in denen auch viele Tirolerinnen und Tiroler keinen direkten Bezug mehr zur Landwirtschaft haben, bringt das Projekt einen echten Mehrwert“, ist Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger überzeugt.
In der Erntezeit ist es für uns nicht einfach, alle nötigen Kräfte zu bekommen. Da helfen uns Freiwillige sehr. Einige kommen immer wieder.
Alexandra Kammerlander, Bäuerin im Zillertal
Bild: Johanna Birbaumer
Vom Firmenchef bis zur Polizistin
„Wenn die Heuernte ansteht, ist jede helfende Hand willkommen“, beschreibt Bäuerin Alexandra Kammerlander aus Fügenberg den Mehrwert für Landwirte. Seit Jahren packen auf dem Hof der Kammerlanders Freiwillige mit an – vom Chef einer großen Firma bis zur Polizistin reicht die Liste der Helfer. „Es kommt schon mal vor, dass jemand mit einer romantischen Vorstellung kommt. Aber es ist rasch klar, dass die Arbeit kein Urlaub ist“, erzählt die Zillertalerin. Was sie an dem Projekt besonders liebt: „Wir alle lernen so andere Lebenswelten kennen.“
Erfolgsgeschichte über die Grenzen Tirols hinaus
Für Tirols Maschinenring-Obmann Christian Angerer fügt sich „Freiwillig am Bauernhof“ perfekt ein in eine Zeit, in der ansonsten jeder in seiner eigenen Blase lebt: „Wir freuen uns, dass die Idee aus dem Oberland so eine Erfolgsgeschichte geworden ist und mittlerweile ihren Weg bis in die Steiermark und nach Vorarlberg gefunden hat.“
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