IHS-Studie zeigt:

350.000 Menschen in Österreich sind alkoholkrank

Wissenschaft
18.04.2013 13:10
Fünf Prozent der Österreicher - 350.000 Menschen im Alter über 16 Jahren - sind alkoholkrank. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) bedeutete das im Jahr 2011 direkte medizinische Kosten von rund 375 Millionen Euro. Die indirekten Kosten der chronischen Erkrankung dürften noch zusätzlich ein Mehrfaches davon betragen, erklärte Studienautor Thomas Czypionka.

"Aus epidemiologischen Studien lässt sich ablesen, dass etwa ein Viertel der Männer und jede zehnte Frau beim Alkoholkonsum über der Gefährdungsgrenze liegt. Das ist besonders im mittleren Lebensalter ausgeprägt. Im Laufe des Lebens werden zehn Prozent der Österreicher alkoholkrank. Fünf Prozent sind (aktuell, Anm.) als alkoholkrank zu bezeichnen", sagte Czypionka vom IHS bei einer Pressekonferenz in Wien.

Weit verbreiteter als illegaler Drogenkonsum
Die dahinter liegenden Daten zeigen, dass mit 350.000 Betroffenen diese Suchtproblematik in Österreich um das Zehnfache größer als problematischer Drogenkonsum (Opiate etc.) ist. Während illegaler Drogenkonsum ein Problem einer relativ kleinen Personengruppe sei, betreffe der Alkohol mit einer Gefährdungsgrenze ab 40 Gramm pro Tag bei Frauen und ab 60 Gramm pro Tag bei Männern (20 Gramm Alkohol sind ein halber Liter Bier oder ein Viertelliter Wein) aber einen viel größeren Personenkreis, so Czypionka. "Alkoholkrankheit entsteht oft auf der Basis einer anderen psychischen Erkrankung", so der Experte, der bemängelt, dass ihre Folgen bagatellisiert werden.

Alkoholismus belastet Gesundheitsausgaben
Aus den epidemiologischen Daten und Informationen über die Häufigkeit von Erkrankungen bei Alkoholabhängigen im Vergleich zu nicht Alkoholkranken lassen sich laut der Studie folgende Zahlen für die direkten medizinischen Kosten ableiten:

  • Allein 2011 verursachte die Alkoholkrankheit in Österreich Gesundheitsausgaben von 375 Millionen Euro - das sind 1,4 Prozent der Ausgaben für Gesundheit.
  • Die Alkoholabhängigkeit wird für die österreichische Bevölkerung des Jahres 2011 auf Lebenszeit gerechnet rund 1,5 Milliarden Euro an medizinischen Kosten bedingen.
  • In der Altersgruppe zwischen 60 und 80 Jahren sind die Ausgaben für medizinische Betreuung von alkoholabhängigen Männern pro Jahr und Kopf um 160 Euro höher als bei nicht Betroffenen, bei den Frauen sind es zusätzlich etwa 60 Euro.

Autoren wollen auch indirekte Kosten berechnen
Bis zum Sommer will das IHS-Autorenteam auch die indirekten Kosten der Alkoholkrankheit berechnen. Denn: Wie bei vielen chronischen Erkrankungen dürfte das wesentlich mehr als die medizinischen Kosten ausmachen. "Frühere Pensionierungen, Pflegegeld, erhöhte Krankenstände etc. machen wahrscheinlich ein Vielfaches aus", so Czypionka.

Wichtig wären mehr Prävention und womöglich auch vermehrte Behandlungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die eventuell auch zur Alkoholabhängigkeit führen können, sagen die Autoren der Untersuchung. So seien zum Beispiel unbehandelte Depressionen und Angstzustände klassische Erkrankungen, welche Betroffene häufig in einer Art Selbstbehandlung mit Alkohol "therapieren" wollen.

Zwölf Liter reiner Alkohol pro Jahr und Kopf
Mit dem Konsum von zwölf Litern reinen Alkohols pro Jahr und Kopf der Bevölkerung liegt Österreich im OECD-Vergleich knapp hinter Frankreich und Portugal an dritter Stelle. Rund 300 Millionen Euro nimmt der österreichische Staat aus Steuern auf Wein, Bier etc. ein. Sieben Prozent der Verkehrsunfälle und zehn Prozent der dabei registrierten Todesopfer sind auf Alkohol zurückzuführen.

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