"Aus epidemiologischen Studien lässt sich ablesen, dass etwa ein Viertel der Männer und jede zehnte Frau beim Alkoholkonsum über der Gefährdungsgrenze liegt. Das ist besonders im mittleren Lebensalter ausgeprägt. Im Laufe des Lebens werden zehn Prozent der Österreicher alkoholkrank. Fünf Prozent sind (aktuell, Anm.) als alkoholkrank zu bezeichnen", sagte Czypionka vom IHS bei einer Pressekonferenz in Wien.
Weit verbreiteter als illegaler Drogenkonsum
Die dahinter liegenden Daten zeigen, dass mit 350.000 Betroffenen diese Suchtproblematik in Österreich um das Zehnfache größer als problematischer Drogenkonsum (Opiate etc.) ist. Während illegaler Drogenkonsum ein Problem einer relativ kleinen Personengruppe sei, betreffe der Alkohol mit einer Gefährdungsgrenze ab 40 Gramm pro Tag bei Frauen und ab 60 Gramm pro Tag bei Männern (20 Gramm Alkohol sind ein halber Liter Bier oder ein Viertelliter Wein) aber einen viel größeren Personenkreis, so Czypionka. "Alkoholkrankheit entsteht oft auf der Basis einer anderen psychischen Erkrankung", so der Experte, der bemängelt, dass ihre Folgen bagatellisiert werden.
Alkoholismus belastet Gesundheitsausgaben
Aus den epidemiologischen Daten und Informationen über die Häufigkeit von Erkrankungen bei Alkoholabhängigen im Vergleich zu nicht Alkoholkranken lassen sich laut der Studie folgende Zahlen für die direkten medizinischen Kosten ableiten:
Autoren wollen auch indirekte Kosten berechnen
Bis zum Sommer will das IHS-Autorenteam auch die indirekten Kosten der Alkoholkrankheit berechnen. Denn: Wie bei vielen chronischen Erkrankungen dürfte das wesentlich mehr als die medizinischen Kosten ausmachen. "Frühere Pensionierungen, Pflegegeld, erhöhte Krankenstände etc. machen wahrscheinlich ein Vielfaches aus", so Czypionka.
Wichtig wären mehr Prävention und womöglich auch vermehrte Behandlungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die eventuell auch zur Alkoholabhängigkeit führen können, sagen die Autoren der Untersuchung. So seien zum Beispiel unbehandelte Depressionen und Angstzustände klassische Erkrankungen, welche Betroffene häufig in einer Art Selbstbehandlung mit Alkohol "therapieren" wollen.
Zwölf Liter reiner Alkohol pro Jahr und Kopf
Mit dem Konsum von zwölf Litern reinen Alkohols pro Jahr und Kopf der Bevölkerung liegt Österreich im OECD-Vergleich knapp hinter Frankreich und Portugal an dritter Stelle. Rund 300 Millionen Euro nimmt der österreichische Staat aus Steuern auf Wein, Bier etc. ein. Sieben Prozent der Verkehrsunfälle und zehn Prozent der dabei registrierten Todesopfer sind auf Alkohol zurückzuführen.
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