Die globale Versorgungslage mit fossilen Brennstoffen sei der neuen Studie zufolge "sehr angespannt", schreibt die Zeitung am Montag. Die Experten der Energy Watch Group erwarten, dass das Fördermaximum für alle fossilen Energien zusammengenommen bereits vor 2020 eintreten - und zugleich der Spritpreis an der Zwei-Euro-Marke kratzen wird.
Förderung von "konventionellem" Erdöl seit 2008 rückläufig
Die Förderung von "konventionellem" Erdöl, das mit klassischen Fördermethoden gewonnen wird, gehe laut Studie seit 2008 zurück. "Inzwischen ist das auch von der IEA (Internationale Energieagentur) bestätigt worden", sagte Hauptautor Werner Zittel gegenüber der Zeitung. Bereits im Jahr 2030 werde die weltweite Erdölförderung 40 Prozent unter den Förderwerten des vergangenen Jahres liegen, heißt es in der Studie.
Derzeit seien die Anstrengungen der Erdölindustrie vor allem darauf ausgerichtet, das aktuelle Förderniveau zu halten, indem sie den Rückgang bei den produzierenden Ölfeldern mit Tiefseebohrungen und der besonders umweltschädlichen Gewinnung von Öl aus Teersanden wettmacht, erklärt der Experte.
Die Studienautoren üben schwere Kritik an der IEA: Demnach würden die jüngsten positiven Prognosen der Agentur nicht der Realität entsprechen. Die IEA hatte in ihrem World Energy Outlook 2012 eine hohe Verfügbarkeit fossiler Energien ausgerufen (siehe Infobox). Sie sieht demnach bis 2035 keine Probleme, die weltweite Ölversorgung sogar noch zu steigern. Grund seien neue Techniken bei der Förderung von Öl und Gas wie Fracking und Tiefbohrungen sowie die Ölgewinnung aus Teersand, die die Versorgung noch für Jahrhunderte sicherstellen sollen.
Experte hält IEA-Prognosen für völlig unrealistisch
Zittel jedoch hält das für völlig unrealistisch – trotz des jüngsten Öl- und Gasbooms insbesondere in den USA, der durch die Fracking-Technologie, einer umstrittene Methode, um gebundenes Erdgas in der Tiefe aus dichten Gesteinsschichten zu pressen, ausgelöst wurde. Er erwartet, dass die Förderung des so gewonnenen Öls in den USA zwischen 2015 und 2017 ihr Maximum erreicht, anschließend aber stark sinkt. Hinzu komme, dass die Entwicklung von Ölfeldern in der Tiefsee, etwa östlich von Brasilien und westlich von Afrika, "weit hinter den Erwartungen zurückbleibt".
Die Studie der European Watch Group analysierte die globale Verfügbarkeit von Erdöl, Erdgas, Kohle sowie die Uranversorgung und entwickelte daraus ein Szenario bis 2030. Bei Erdgas sieht es der Studie zufolge nicht besser aus als beim Erdöl. In Europa, Russland und den USA gehe die konventionelle Gasförderung bereits seit Längerem zurück. Die Hoffnung, Fracking-Gas könne den Trend langfristig umkehren, sei nicht berechtigt, warnte Zittel. Beim Thema Kohle sprechen die Experten zwar von "weltweiten reichlichen Vorkommen", doch auch hier werde "die Versorgungslage in wenigen Jahren angespannter sein als ein oberflächlicher Blick erwarten lässt".
Atomkraft laut Studie kein Ausweg aus Energiemisere
Keine Chancen sehen die Wissenschaftler dem Bericht zufolge indessen darin, die wachsende Energielücke mit mehr Atomkraft zu schließen. Zumal die weltweite Uranförderung auch an Grenzen stoße. Zittel empfiehlt als einzig gangbaren Ausweg "eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien".
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