Meer ist zu warm

Klimawandel setzt dem Kalk bildenden Plankton zu

Wissenschaft
02.12.2012 19:00
Die stetig steigenden Wassertemperaturen machen dem Kalk bildenden Plankton im Nordatlantik zu schaffen - und zwar stärker als die Versauerung des Meerwassers. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature Climate Change". Demnach ist die durchschnittliche Wassertemperatur zwischen 1960 und 2009 um ein halbes Grad Celsius gestiegen, in der Nordsee sogar um ein Grad.

"Die Meerestemperatur ist jetzt die größte vom Klimawandel ausgehende Gefahr, der verkalkendes Plankton im Nordost-Atlantik ausgesetzt sind", heißt es in der Untersuchung. "In vielen Gebieten des nordöstlichen Atlantiks breiteten sich zwischen 1960 und 2009 Foraminiferen, Echinodermata und Coccolithophoride aus. Zugleich gingen Flügelschnecken zurück", so die Forscher.

Vor allem um 1996 habe sich das Ökosystem gewandelt. Zugleich habe sich der Jahresmittelwert für die Wassertemperatur an der Meeresoberfläche stark verändert. Dieser Zusammenhang gelte auch auf lange Sicht, ergab die statistische Analyse für die vergangenen fünf Jahrzehnte. Die Plankton-Forscher schließen daraus: "Die jährliche Oberflächen-Wassertemperatur hat einen direkteren Einfluss auf die verkalkenden Organismen als der pH-Wert."

Weltmeere werden immer saurer und wärmer
Bisher waren Klima- und Meeresforscher davon ausgegangen, dass die Versauerung der Weltmeere infolge des Klimawandels die größte Gefahr für verkalkendes Plankton ist. Die Weltmeere nehmen einen Teil der Kohlendioxid-Emissionen auf, das Meerwasser wird somit saurer, der pH-Wert sinkt. Dadurch lasse sich das Kalkskelett des Planktons nur langsamer aufbauen oder der bestehende Kalk wird sogar zersetzt, nehmen Wissenschaftler bis dato an.

Der pH-Wert der Ozeane ist tatsächlich bereits gesunken. Der Temperaturanstieg habe den Effekt jedoch übertrumpft, schreiben die Forscher. Für ihre Studie nutzten sie den "Continuous Plankton Recorder" - eine Datenbank, für die seit 1946 regelmäßig Plankton im Nordatlantik und in der Nordsee eingesammelt wird. Die Studie war Teil des Europäischen Projekts zur Ozean-Versauerung (kurz: EPOCA).

Erwärmung setzt Larven von zweischaligen Muscheln zu
Die Meeresforscher beobachteten auch, dass es den Larven von zweischaligen Muscheln zu warm wird. Das Verbreitungsgebiet der Muschellarven in der Nordsee habe sich zwischen 1960 und 2000 stark verkleinert. In größeren Mengen kämen sie mittlerweile nur noch im nördlichen Teil der Nordsee vor. Die Muscheln selbst sind kein Plankton, aber ihre Larven sind Plankton-ähnlich.

Zwei Gründe halten die Forscher für die Verschiebung gen Nordpol für denkbar: Die gestiegene Wassertemperatur könnte den Larven direkt zu schaffen gemacht haben, oder die Erwärmung des Meerwassers habe die verschiedenen Nahrungsketten aus dem Gleichgewicht gebracht. Immerhin steht Plankton am Anfang der Nahrungsketten im Meer.

Als Plankton (Bild) bezeichnet man kleine Lebewesen, die im Wasser schweben. Als kalzifizierend werden diese Organismen bezeichnet, wenn sie beispielsweise für ihr Gehäuse Kalk bilden. Zu ihnen gehören Foraminiferen (Einzeller mit Kalkgehäuse), Coccolithophoride (kugelförmige Kalkalgen), Pteropoden (Flügelschnecken) und Echinodermata (Stachelhäuter).

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