Die „Krone“ hörte sich zwei Wochen vor der Wahl der EU-Abgeordneten auf der Schranne um: Salzburger kritisieren EU-Landwirtschaftspolitik und Migration. Aber es gibt auch Lob.
„Ich wähle weiß. Die Kunden wollen makelloses Gemüse, aber wir sollen keine Pestizide verwenden. Die EU-Vorschriften sind von der Praxis weit weg“, sagt Gemüsebäuerin Judith. Auf der Schranne in Salzburg ist die junge Frau eine von vielen EU-Kritikern.
Beim „Krone“-Besuch am Donnerstag zwei Wochen vor der EU-Wahl machen zahlreiche Kunden ihrem Ärger Luft. Eine FPÖ-Wählerin kommt gerade aus dem Schloss Mirabell. „Ich bin sauer. Die Migrationspolitik wird kaum angesprochen. In Salzburg sollen schon wieder zwei Asylheime kommen“, begründet sie ihre Wahl.
Wir kleine Wirtschaftstreibende werden von der EU so stark gemaßregelt. Aber keiner schaut seit Jahren darauf, wie es uns eigentlich geht.
„Kräuterhexer“ René Stark
Ins selbe Horn stößt „Kräuterhexer“ René Stark. „Wir kleine Wirtschaftstreibende werden von der EU so stark gemaßregelt. Aber keiner schaut seit Jahren darauf, wie es uns eigentlich geht“, ärgert sich der Schrannen-Standler.
Die EU sichert in Österreich hunderttausende Arbeitsplätze.
Schrannenbesucher Alexander Fuchs
Wenige Meter vom Kräuterstand entfernt verkauft Brigitte Winkler gerade Brot. Gelassen meint die Standbetreiberin: „Natürlich gebe ich bei der EU-Wahl meine Stimme ab. Ich habe mich schon für eine Partei entschieden, sagen möchte ich sie aber nicht.“ Die EU sichere in Österreich hunderttausende Arbeitsplätze, outet sich dagegen Schrannenbesucher und Neos-Wähler Alexander Fuchs.
„Die EU ist etwas Großes und daher auch wichtig“
Etwas Großes und daher Wichtiges sei die Union, findet auch Schrannenbesucherin Kornelia Österlin. „Der ÖVP-Vertreter ist für mich am ehesten wählbar“, sagt die pensionierte Unternehmerin. Bei dem „Theater“ rund um die Grünen-Kandidatin Lena Schilling werde ihr aber schlecht. Österlin: „Wer steckt dahinter?“
Erstaunt darüber, wie wenig die Salzburger über die Positionen der EU-Wahlkämpfer wissen, zeigt sich Gritlind Kettl. Sie leitet „Europe Direct“, die Servicestelle des Landes für EU-Fragen. Etliche Einheimische hätten sich bei dem Info-Stand aggressiv über Landwirtschaftsförderungen und Gelder für die Ukraine geäußert.
Die Kontaktstelle geht derzeit verstärkt auf Schulen zu. So will das Land wenigstens die Salzburger Jugendlichen zu interessierten Wählern machen.
Die Katze im Sack kauft keiner gern. Ein Grund dafür, warum viele Salzburger nicht zur EU-Wahl gehen. Denn die Parteien haben sie nicht erreicht. Sie konnten nicht großflächig unters Volk bringen, wer wofür steht. Man solle sich auf der Wahlinfo-Website von Marktforscher OGM informieren, rät die Salzburger EU-Kontaktstelle „Europe Direct“. Auch diese Einrichtung konnte die Salzburger nicht ausreichend über die Wahl am 9. Juni informieren.
Brüssel ist noch immer „zu weit weg“. Kein Wunder, dass viele aggressiv reagieren, wenn es um die Politik der Europäischen Union geht. Mehr Aufklärung wäre dringend nötig.
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