Den Grazer Lend- und Grieskai zwischen Kunsthaus und Entenplatz wollen Experten zur Flaniermeile machen und für diese „Jahrhundertchance“ den Durchzugsverkehr aussperren. Namhafte Wirtschaftstreibende vor Ort unterstützen das Vorhaben.
„Warum überlassen wir eines der Filetstücke der Grazer Innenstadt eigentlich dem Durchzugsverkehr?“, fragt Karl Reiter. Der Verkehrsexperte spricht vom Lend- und Grieskai rund um die Grazer Hauptbrücke. Gemeinsam mit dem Verkehrsplaner Karl-Heinz Posch hat er unter dem Titel „Jahrhundertchance“ daher ein Konzept für eine Verkehrsberuhigung des Bereichs zwischen Kunsthaus und Entenplatz entwickelt – und sich dafür unter anderem das slowenische Laibach zum Vorbild genommen. Erst vor wenigen Jahren wurde dort ein Stück der Uferpromenade erfolgreich zur autofreien Flaniermeile umgestaltet.
Fußgängerzone zwischen Kunsthaus und Entenplatz
Was sieht ihr Plan für Graz also vor? Der Lendkai soll von Norden kommend nur noch bis zur Kunsthaus-Tiefgarage befahrbar sein, der Grieskai vom Süden kommend bis zur Weitzer-Garage am Entenplatz. Der Bereich dazwischen soll inklusive Tegethoffbrücke zur Fußgängerzone werden. Zudem wollen die Verkehrsplaner auf der anderen Murseite die Kastner-Unterführung auch für Fahrräder öffnen und den Kaiser-Franz-Josef Kai so noch attraktiver für Fußgänger machen.
Rund 90 Parkplätze würden diesem Plan zum Opfer fallen, was die beiden Planer aber nicht als problematisch empfinden, denn: „Unsere Zählungen in den fünf angrenzenden Parkgaragen (Andreas-Hofer-Platz, Kastner, Mariahilferplatz, Kunsthaus und Weitzer) haben ergeben, dass diese im Schnitt nur zu 63 Prozent ausgelastet sind und den Bedarf daher locker abfangen könnten“, schildert Posch.
Schleusen nach aktueller Baustelle nicht mehr öffnen
Und wohin soll sich der Durchzugsverkehr verlagern? „Durch den aktuellen Bau der Entlastungsstrecke der Straßenbahn fließt dieser ohnehin schon auf alternativen Strecken. Deshalb handelt es sich ja um eine Jahrhundertchance, denn wenn die Schleusen erst einmal wieder geöffnet sind, wird man sie so schnell nicht mehr schließen können“, sagt Posch. Die Erfahrungen aus Laibach oder auch von der Mariahilferstraße in Wien belegen zudem: „Die befürchteten Überlastungen auf den Ausweichstrecken hat es nach den Errichtungen der Fußgängerzonen nicht gegeben.“
Und auch Wirtschaftstreibenden vor Ort sind von dem Plan begeistert: „Die Umsetzung wäre ein deutlicher Gewinn für die Lebensqualität vor Ort. Und was gut für die Lebensqualität ist, ist auch gut für die Wirtschaft“, sagen Florian Weitzer und Harald Fischer (Tribeka). Auch Werner Schrempf, Leiter von La Strada, gehört zu den Unterstützern.
Umsetzung „wäre kein Megaprojekt“
Nur seitens der Politik waren die Reaktionen bisher eher zögerlich: „Wir hoffen, dass wir mit unserer Idee die Bevölkerung begeistern und so Druck aufbauen können, diese Jahrhundertchance zu nutzen“, so die beiden Planer. Ihr Vorschlag: Die Idee vorerst provisorisch umzusetzen, um zu sehen, wie gut die Änderungen angenommen werden, und erst dann fixe bauliche Maßnahmen zu setzen. Die Finanzierung sehen Posch und Reiter dabei nicht als großes Problem: „Das wäre kein Megaprojekt, wir gehen von einer nötigen Investition von mehreren hunderttausend Euro aus.“
Alle Infos zum Projekt finden Sie hier.
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