Initiative für Schulen

Milchkuh, Mistgabel: „Kinder wissen immer weniger“

Tirol
05.04.2024 18:00

Familiäres Leben und Landwirtschaft sind in Tirol – anders als in vielen anderen Regionen – eng verzahnt. Doch das Wissen geht bei den Jungen vielfach verloren. „Schule am Bauernhof“ arbeitet erfolgreich dagegen. Seit 25 Jahren vermittelt die Initiative Einblicke in den Arbeitsalltag zwischen Bienenstock, Hühnergehege und Kuhstall. Zum Jubiläum luden die Verantwortlichen auf den Pungghof in Absam.

Manchmal riecht es übel – und nicht immer reagieren die Tiere wie im Streichelzoo. Und dennoch: Die Schüler der 1. Klasse der Sportmittelschule Absam saugen alles auf, was der Pungghof der Familie Strasser an „echtem“ Leben abseits von Klassenzimmer, TV und Spielkonsolen zu bieten hat.

„Ich mag die Hennen, denn die Ostereier haben mir so toll geschmeckt“, strahlt Manuel (11). Die gleichaltrige Marie hingegen zieht es zu den Bienen – „und ich könnte mir vorstellen, später einmal selbst auf einem Bauernhof zu leben“.

Die Hühner sind stets einer der Anziehungspunkte. (Bild: Christof Birbaumer)
Die Hühner sind stets einer der Anziehungspunkte.

37 Tiroler Höfe an Bord, rund 3000 Kinder jährlich
Vor 25 Jahren entstand „Schule am Bauernhof“ – und seit damals kamen rund 85.000 Kinder auf 37 Tiroler Höfen in Kontakt mit vielem, was sich in den Ställen, auf den Äckern und in den Gemüsegärten des Landes abspielt. Rund 3000 Schüler waren es allein im Vorjahr. „In Tirol sind die Landwirtschaft und das Leben verschachtelt, genau dies wollen wir vermitteln“, sagte LK-Präsident Josef Hechenberger.

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In Tirol sind die Landwirtschaft und das Leben verschachtelt, genau dies wollen wir vermitteln.

LK-Präsident Josef Hechenberger

Nicht selten muss dabei sprichwörtlich bei Null begonnen werden: „Eine Ziege ist kein Schaf und eine Kuh ist nicht lila“, schmunzelt Hechenberger. Eine ähnliche ungewollte Distanz zur bäuerlichen Welt erlebt Pungghof-Bäuerin Johanna Strasser seit zehn Jahren, nachdem sie das nötige Zertifikat erwarb: „Das Wissen der Kinder ist rückläufig. Viele kennen einfache Tierbegriffe wie Kalb oder Stier nicht.“

Wie machen die Bienen den Honig? Eine spannende Frage. (Bild: Birbaumer Christof)
Wie machen die Bienen den Honig? Eine spannende Frage.

Grundidee: Realistischer Einblick für die Jugend
Dass sich das ändert und der Nachwuchs einen realistischen Einblick in den Alltag auf den Höfen erhält, war 1999 die Grundidee. „Inzwischen haben wir überall im Land teilnehmende Höfe, vom Außerfern bis nach Osttirol“, schildert Evelyn Darmann, Projektpionierin und Chef des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) Tirol. LFI-Obfrau Christine Lintner verweist auf die Zertifikatslehrgänge für Bäuerinnen und Bauern, die damit pädagogisch auf die neugierigen kleinen Besucher vorbereitet werden.

Im Garten gibt es allerhand zu entdecken. (Bild: Christof Birbaumer)
Im Garten gibt es allerhand zu entdecken.

Für Manfred Liebsch, Direktor der Mittelschule Absam, steht vor allem eines im Mittelpunkt: „Alle sehen, wie viel Herzblut in der Arbeit auf einem Hof steckt.“ Und der oft gescholtenen Schulbürokratie zum Trotz: „Es gibt keine Probleme, die Hofbesuche in den Lehrplan zu integrieren.“ Damit die Kinder den Bauernhof wirklich mit allen Sinnen wahrnehmen, gibt’s am Ende einige Schmankerl aus eigener Produktion.

Mit „Schmatzi“ richtig ernähren
Was wächst in Tiroler Gärten und auf Tiroler Feldern? Und was muss aus dem Ausland importiert werden? Das Projekt „Schmatzi SeminarbäuerInnen“ ergänzt die Stoßrichtung von „Schule am Bauernhof“ seit 2001. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Initiative des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) Tirol.

Honig und Brot vom bäuerlichen Hof ist nach lehrreichen Stunden die Belohnung. (Bild: Birbaumer Christof)
Honig und Brot vom bäuerlichen Hof ist nach lehrreichen Stunden die Belohnung.

„Ziel ist es, die Ernährungserziehung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen und das Vertrauen in regionale und saisonale Lebensmittel zu stärken“, heißt es. Die Bäuerinnen kommen dabei direkt in die Klassenzimmer, aber auch Einkaufsbesuche in Spar-Märkten stehen am Programm, dabei werden so manche falsche Bilder der Werbeindustrie korrigiert. Seit dem Vorjahr neu ist die Idee „Eingetopft“ – wie aus einem Samen eine Pflanze entsteht.

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