Amphibienwanderung

Laichzeit: Freiwillige „Froschklauber“ gesucht

Steiermark
16.03.2024 18:00

Kröten, Frösche, Lurche & Co. machen sich in diesen Wochen auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Viele erreichen ihr Ziel aber nicht und fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Freiwillige „Froschklauber“ bewahren durch aufwändigen Einsatz viele Amphibien vor dem Tod. Zusätzliche Helfer sind gefragt!

Als Autofahrer kennt man das Leid im Frühjahr: Insbesondere in den Abendstunden und bei Regen sind Straßen in der Nähe von Gewässern voller Frösche und Kröten. Wenn überhaupt noch möglich, muss man einen regelrechten Slalom hinlegen, um die Tiere nicht zu überfahren.

Je nach Region und Art brechen Amphibien in der Steiermark zwischen Mitte Februar und Mitte April auf, um in Teichen oder Tümpeln ihre Eier (Laich) abzulegen. Da ihr Lebensraum von Straßen zerschnitten ist, kommt es Jahr für Jahr zu einem traurigen Massensterben der ohnehin schon gefährdeten Amphibien.

Mühevolle Handarbeit fordert Helfer
Neben einigen wenigen permanenten Tunnelsystemen, die Amphibien unter Straßen durchleiten, kommt in der Steiermark vor allem die sogenannte Zaun-Kübel-Methode zum Einsatz, um die Tiere vor dem Straßentod zu bewahren. Dabei werden Schutzzäune entlang der Straße aufgestellt, die Amphibien nicht überwinden können, und dann in eingegrabene Kübel fallen. 

Dann beginnt erst der eigentliche große Aufwand für freiwillige „Froschklauber“: Sie holen die Tiere regelmäßig aus den Kübeln und tragen sie auf die andere Straßenseite. 

„Froschklaubbörse“ bündelt helfende Hände
In der Steiermark sind die Berg- und Naturwacht sowie die Naturschutzjugend bzw. der Naturschutzbund federführend als Amphibien-Retter im Einsatz. „Unsere Zäune stehen alle, jetzt geht es so richtig los. Nach anfänglichen Problemen, Helfer zu finden, sind wir jetzt recht gut aufgestellt - wir freuen uns aber über jeden Neuzulauf!“, sagt Oliver Gebhardt, Leiter der steirischen Naturschutzjugend. Insbesondere suche man noch in jenen Regionen „Froschklauber“, wo (noch) keine Zäune aufgestellt sind, aber dennoch viele Tiere unterwegs sind. Interessierte können sich über die eigens ins Leben gerufene „Froschklaub-Börse“ (siehe Infobox) melden.  

„Froschklauber“ gesucht

Anmeldung und Infos zur „Froschklaub“-Börse:

office.stmk@naturschutzjugend.at

www.naturschutzbund.at/froschklaub-boerse.html

Für den Raum Graz Andritz/St. Veit sucht Monika Meder noch dringend Helfer: 0699/19275755

Landes-Verkehrsabteilung engagiert sich
Seitens Land Steiermark ist Wolfgang Lanner von der Verkehrsabteilung Triebfeder in puncto Amphibienschutz. „Wir haben rund 380 gemeldete Amphibienwanderstrecken, davon werden etwa 60 bis 70 betreut. Die Straßenmeistereien stellen Schutzzäune auf und warten diese“, erklärt Lanner.

Dieses Engagement basiert übrigens weitgehend auf freiwilliger Basis. Wenn nicht gerade bei Straßenneubauten, etwa im Zuge einer UVP, Maßnahmen vorgeschrieben sind, gibt es keinen rechtlichen Auftrag zum Schutz von Kröten & Co. „Finanziert werden Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen aus dem Budget der A16. Wir haben sämtliche Anlagen freiwillig gebaut, es ist kein Pflichtprogramm und gibt keine Bescheide dafür. Aber es ist unser interner Konsens, dass wir hier etwas tun wollen. Viele Ehrenamtliche investieren etliche Arbeitsstunden, da ist es uns ein Anliegen, Material bzw. Infrastruktur zur Verfügung zu stellen“, sagt Wolfgang Lanner. 

„Konnte nicht mehr tatenlos zusehen“
Eine von vielen Ehrenamtlichen ist Monika Meder. Die Grazerin ist vor drei Jahren auf eigene Faust als „Froschklauberin“ aktiv geworden. „Ich bin große Tierliebhaberin und konnte einfach nicht mehr tatenlos zusehen. Und wenn man nur einen Frosch rettet, ist es schon ein gutes Gefühl.“ In der Hauptsaison ist Meder fast jeden Abend entlang von Straßen ohne „Frosch-Zaun“ unterwegs. „Voriges Jahr war ich im Bereich St. Veit (Graz-Andritz, Anm.) noch alleine, heuer haben sich schon ein paar Helfer angekündigt. Wir können aber noch jede helfende Hand brauchen!“ (Kontakt siehe Infobox).

Monika Meder ist auf eigene Faust im Raum St. Veit (Graz-Andritz) unterwegs und sucht noch dringend Helfer. (Bild: Barbara Winkler)
Monika Meder ist auf eigene Faust im Raum St. Veit (Graz-Andritz) unterwegs und sucht noch dringend Helfer.

Alle Amphibien stehen auf roter Liste
Wie dringend nötig und wichtig die Arbeit der „Froschklauber“ ist, bestätigt auch Zoologin Eva Bernhart von der Berg- und Naturwacht: „Alle in der Steiermark heimischen Amphibien sind vom Status her gefährdet“, sagt die Wissenschafterin. Zwei Arten sind laut der „Roten Liste“ sogar schon vom Aussterben bedroht.

Eva Maria Bernhart von der steirischen Berg- und Naturwacht (Bild: Bernhart)
Eva Maria Bernhart von der steirischen Berg- und Naturwacht

Neben dem laufenden Verlust von Lebensraum spielt auch die Klimaveränderung eine Rolle. Als Beispiel nennt Bernhart die  Rabenhofteiche in St. Veit in der Südsteiermark: „Hier gab es das größe Moorfroschvorkommen in der Steiermark. In den letzten drei Jahren ist das Vorkommen um 98 Prozent eingebrochen. Es war in den Frühjahren einfach zu trocken.“ 

Dass es für Kröten und Co. in der Steiermark immer enger wird, weiß auch Oliver Gebhardt von der Naturschutzjugend zu berichten: „Ich bin seit 2006 als ,Froschklauber‘ unterwegs und seither lässt sich an allen Standorten ein massiver Rückgang an Amphibien beobachten.“

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