Alle 83 Insassen tot

Flugzeug-Drama am Glungezer jährt sich zum 60. Mal

Tirol
28.02.2024 09:00

Das schwerste Luftfahrtunglück Österreichs jährt sich am Donnerstag zum 60. Mal. Die britische Passagiermaschine „Britannia 312“ verunglückte am 29. Februar 1964 am Berg Glungezer nahe Hall in Tirol. Alle 83 Insassen kamen ums Leben. Eine Untersuchung ergab, dass ein Fehler des Piloten zu dem Unfall geführt hatte. Zum Gedenken findet am Glungezer ein Gottesdienst statt.

Es war um 15.18 Uhr, als sich die „Britannia“ zum letzten Mal beim Innsbrucker Flughafen gemeldet hatte. Danach verschwand das viermotorige Flugzeug der British Eagle International Airlines mit der Flugnummer 802/6. Wie sich erst am nächsten Tag herausstellen sollte, war die Maschine am 2677 Meter hohen Glungezer oberhalb der Gemeinde Tulfes zerschellt und dann von einer Lawine verschüttet worden. 75 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder starben im weißen Nichts.

Funkkontakt riss plötzlich ab
Das im Jahr 1958 erbaute Flugzeug hätte eigentlich um kurz nach 15 Uhr am für seine schwierigen Bedingungen bekannten Alpenflughafen in Innsbruck landen sollen. Beim Landeanflug meldete sich der erfahrene, 40-jährige Pilot. Er gab an, dass er aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse nicht durch die Wolken stoßen könne und deshalb vorerst im Raum Patscherkofel fliegen werde. Wenige Minuten später riss der Funkkontakt ab. Die Piloten reagierten nicht mehr auf die Anfragen der Flugsicherung.

Während zunächst noch Hoffnung bestanden hatte, dass das Flugzeug außerhalb der Schlechtwetterzone gelandet sein könnte, wurde im Verlauf des Nachmittages die Möglichkeit eines Absturzes immer wahrscheinlicher. „Alpingendarmen, Bergrettungsmänner und Bundesheersoldaten“ machten sich zur Suche in alpines Gelände auf, hieß es in damaligen Medienberichten.

Unglück löste Lawine aus
Die Suchaktion gestaltete sich aber äußerst schwierig, da niemand wusste, wo sich das Flugzeug zuletzt befunden hatte. Wie spätere Untersuchungen ergaben, prallte die „Britannia“ um 15.14 Uhr in 2601 Metern Höhe östlich der Gamslahnerspitze gegen den Glungezer und zerschellte. Zu dem Zeitpunkt gab es in dem Bereich dichte Wolken und starkes Schneetreiben. Das Unglück löste eine gewaltige Schneelawine aus. Sie riss einen Großteil der Flugzeugtrümmer und der Leichen 400 Meter in die Tiefe und begrub sie unter sich.

Niemand überlebte die Katastrophe
Nachdem am darauffolgenden Tag noch immer schlechtes Wetter geherrscht hatte und keine Suchflüge von Innsbruck aus möglich waren, machten sich zwei mit Radar ausgestattete Aufklärungsflugzeuge der US Air Force von Schottland aus auf die Suche. Gegen 11.30 Uhr wurde das Wrack der Unglücksmaschine geortet. Die Schneedecke war mit Kerosin überdeckt. Nur vereinzelt waren Leichen und Maschinentrümmer zu sehen. Eine Bergungsaktion wurde umgehend eingeleitet. Die Retter mussten feststellen, dass keiner die Katastrophe überlebt hatte. Es dauerte mehrere Wochen, bis alle Leichen geborgen und identifiziert werden konnten.

Höhe des Glungezers falsch eingeschätzt
Ein technisches Gebrechen wurde als Unfallursache ausgeschlossen. Der Pilot hatte offenbar entgegen den Vorschriften versucht, unter die Wolken zu gelangen, um am 15 Kilometer entfernten Flughafen in Innsbruck landen zu können. Dabei prallte er aufgrund einer zu niedrigen Flughöhe und infolge mangelnder Sicht gegen die steile Ostflanke des Glungezer. Es wurde auch angenommen, dass sich der Pilot am niedrigeren Patscherkofel orientiert und die Höhe des Glungezers falsch eingeschätzt hatte.

Etliche technische Verbesserungen nach Tragödie
Am Innsbrucker Flughafen wurde nicht zuletzt aufgrund des Unglücks nach Angaben der Austro Control ab 1976 ein so genanntes Instrumenten-Anflugverfahren bzw. Wolkendurchstoß-Verfahren eingesetzt. Es ermöglicht einen sicheren Anflug durch eine Wolkendecke. Zahlreiche weitere technische Verbesserungen und Neuerungen - etwa bei den Pistenbefeuerungen oder eine Radarüberwachung - folgten. Erst 15 Jahre nach der Flugzeug-Katastrophe wurde der Flughafen wieder regulär von größeren Linien-Maschinen angeflogen.

Gedenkgottesdienst zum Jahrestag
Zum 60. Jahrestag wird der Katastrophe in einem „Gedenkaufstieg“ zum Gipfelkreuz des Schartenkogels am Glungezer gedacht. Unter Beteiligung unter anderem des Britischen Konsulats, Alpenvereins, der Bergrettungen Hall und Innsbruck und der Alpinpolizei wird für die Opfer und die damaligen Retter, die sich vom Voldertal aus zu Fuß zur Unglücksstelle aufgemacht hatten, ein Gedenkgottesdienst gefeiert.

 Tiroler Krone
Tiroler Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Tirol



Kostenlose Spiele