Gedenken an NS-Zeit

Region stellt sich dunklem Kapitel der Geschichte

Steiermark
16.01.2024 07:30

Die Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz arbeiten dunkle Kapitel im Nazi-Regime auf: Eine Karte des Ludwig-Boltzmann-Instituts zeigt nun 19  Orte der Erinnerung. Die Schulen der Region werden in das Erinnerungsprojekt eingebunden. 

Während Ortschroniken und Heimatbücher in den 1960er- und -70er-Jahren die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in der Südweststeiermark noch großzügig ausklammerten, kam ein Vierteljahrhundert später ein Bewusstsein gegen das Verdrängen auf. Heute stellt sich die Region offensiv und ohne Scheuklappen ihrer dunklen Geschichte.

19 ausgewählte Erinnerungsorte zur Zeit des NS-Regimes
Zeugnis von dieser neuen Gedenkkultur legt jetzt eine Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung und der Uni Graz ab: Als deren erstes Ergebnis präsentierten die Regionsvorsitzenden Joachim Schnabel und Bernadette Kerschler eine Themenkarte mit 19 ausgewählten Erinnerungsorten zur Zeit des NS-Regimes in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz. „Wir wollen der Nachwelt damit aufzeigen, dass das Fundament für das Hitler-Regime auch in unserer Region lag“, sagen die beiden Politiker.

„Die faltbare Karte zeigt Täter-Orte sowie Orte des Widerstands und soll zu einer Sensibilisierung beitragen“, erklärt Projektleiterin Barbara Stelzl-Marx. Die Forscher Markus Rieger-Roschitz und Philipp Lesiak planen Diskussionsabende zum Thema und eine Kooperation mit Schulen.

Und das sind einige der Schauplätze, die in Verbindung mit den Nazis standen:

  •  Im Schloss Lannach wurde 1943 ein von der SS betriebenes „Institut für Pflanzengenetik“ eingerichtet, bei dem KZ-Häftlinge und Zeugen Jehovas zum Arbeitseinsatz herangezogen wurden. 
  •  Das ehemalige Lager des Reichsarbeitsdienstes in St. Oswald im Freiland war Schauplatz der Ermordung von fünf auf der Koralm operierenden Partisanen.
Zitat Icon

Die NS-Zeit ist eine Familiengeschichte, die sich größtenteils vor unserer eigenen Haustür abgespielt hat. Die Karte regt zu einer weiteren Spurensuche durch dunkle Flecken der Geschichte an.

Barbara Stelzl-Marx, Boltzmann-Institut

  • Schloss Schwanberg: Vom damaligen „Gau-Pflegeheim für Geisteskranke“ wurden Dutzende Patienten zuerst in den Grazer Feldhof, dann in die Tötungsanstalt Hartheim gebracht.
  •  Das bischöfliche Schloss Seggau wurde zwar nicht beschlagnahmt, musste aber als Saatvermehrungsstelle herhalten. Ab 1942 wurden hier 34 „Ostarbeiter“ eingesetzt, die laut Zeitzeugen aber gut behandelt wurden.
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