Nikki hat‘s probiert

Wie der Kaminkehrer uns das Glück bringt

Tirol
31.12.2023 13:00

Unterwegs auf den Dächern von Patsch bei Innsbruck und das Glück suchend war „Krone“-Redakteurin Nicole Greiderer. Sie begleitete einen Tag lang Kaminkehrer Helmut Thaler von der Firma Jirka. Dabei erlebte sie die Faszination dieses Berufes hautnah.

Es regnet. Und es ist kalt. Meine Schuhe sitzen auf den rutschigen, noch halb mit Schnee bedeckten Dachschindeln lange nicht so fest, wie ich das gerne hätte. Gut, dass ich auf einem Metalltritt neben dem Kamin sicher stehe. Sonst hätte mich Helmut Thurner auch nicht hier herauf mitgenommen. Jetzt lasse ich unter seiner Anweisung die mit einer Kugel beschwerte Bürste ein Stück in den Kamin hinab, ziehe sie wieder rauf, lasse sie etwas tiefer sinken. Der Profi kann dabei fühlen, ob im Kamin alles in Ordnung ist. Ich fühle nur, dass mir fast die Arme abfallen, und rieche den rauchigen Staub, der aus dem Kamin stiebt.

Sauberes Arbeiten ist das oberste Gebot
In einem Ofen und im Kamin sammelt sich mit der Zeit Ruß. Der ist im Idealfall ein feines Pulver und lässt sich einfach mit einem Besen abputzen. Gefährlich wird es, wenn der Ruß verharzt und zu brennbarem Pech wird. So entstehen Kaminbrände. Darauf hat Helmut ein Auge, gerade bei Holzöfen. Doch auch andere Öfen gehören kontrolliert und gewartet. Gerade kratzt er bei einer Heizung den Ruß von den Innenwänden. „Der isoliert ziemlich gut, das mindert die Heizleistung“, erklärt der 53-jährige Sellrainer. Und damit drückt er mir die Eisenstange in die Hand.

Unterwegs auf den Dächern von Patsch mit Helmut Thaler von der Firma Jirka. (Bild: Nicole Greiderer)
Unterwegs auf den Dächern von Patsch mit Helmut Thaler von der Firma Jirka.

Ich schabe an der Wand des Heizkessels herum. Bei meinem Lehrmeister hat das so leicht ausgesehen, ich keuche schon nach einer halben Minute. Ich rede mir ein, dass es an meiner Position liegt: Halb geduckt, hinter mir kaum Platz zum Ausholen. „Das ist das Gute an meinem Job: Ich brauche kein Fitnessstudio“, lacht Helmut. „Und keine Sauna“, ergänze ich, während ich ihm die Stange zurückgebe. Wenn ich selber weitermache, sind wir nächstes Jahr noch hier.

In dem engen Heizraum staut sich die Hitze und ich bin froh, als wir mit dem Aufräumen beginnen können. Dem Staub, den wir verursacht haben, rücken wir mit Staubsauger und Kehrbesen zu Leibe. „Immer alles picobello hinterlassen“, lautet Helmuts oberstes Gebot. Eines seiner wichtigsten Utensilien ist ein Malerfließ, damit kein Boden dreckig wird. Helmut – und mit ihm heute ich – kommt in viele Küchen, Stuben und Wohnzimmer. Er zeigt seinen Kunden, dass sie ihm vertrauen können.

Es braucht eine breite Spanne an Fachwissen
Der Rauchfangkehrer ist eben ein Glücksbringer. Geduldig beantwortet Helmut überall die Fragen der Hausbesitzer, gibt Tipps fürs richtige Heizen, merkt sich was für den nächsten Besuch vor. Ich lerne unterdessen Ölheizungen kennen, Schwedenöfen, einen modernen Holzofen mit Glasverkleidung. In einem Bauernhaus wiederum steht ein uriger Zusatzherd, mit dem noch regelmäßig gekocht und gebacken wird. Während Helmut die Geräte auseinandernimmt, säubert, überprüft und wieder zusammensetzt, erklärt er mir, wie sie funktionieren: Keines genau gleich wie das vorige. Mir schwirrt der Kopf.

 Gut, dass nach getaner Arbeit oft Kaffee, Saft oder Kekse auf uns warten. „Viele freuen sich, wenn sie jemanden zum Reden haben“, erzählt der Sellrainer. Er kennt die Geschichten und Schicksale vieler hier in Patsch. Für einen kurzen Plausch, ein nettes Wort nimmt sich der Kaminkehrer immer Zeit. Wenn wir durch den Ort fahren, grüßt ihn so gut wie jeder.

Wenn Hausherren nicht kooperieren, wird’s schwer
Doch nicht alle haben Verständnis für Helmuts Arbeit. Obwohl Besuche vom Kaminkehrer Pflicht sind, machen ihm einige wenige das Leben schwer, wenn er versucht, einen Termin zu finden. „Aber die meisten sind eh ganz brav“, lobt Helmut.

Auch heute haben wir Glück. Nur ein Hausherr ist zunächst nicht da. Helmut überlegt bereits, was er stattdessen vorziehen könnte, da biegt der Mann in die Einfahrt und wir können bei ihm doch noch ein Heizungsrohr tauschen. Danach muss Helmut noch für morgen „ansagen“, also bei den Hausbesitzern vorbeischauen und anmelden, dass er kommt. „Alle waren da“, freut er sich, als er danach wieder ins Auto steigt. Er startet den Wagen und grinst: „Warum soll der Kaminkehrer nicht auch mal Glück haben?“

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