Finanzieller und psychischer Druck gelten als heikle Herausforderungen für Kinder und Eltern zum Beginn des neuen Schuljahres. Während der ÖGB Tirol Unterstützung von Regierung fordert, sieht das SOS-Kinderdorf Probleme bei der ausreichenden Betreuung der Kinder in der Schule.
Während sich viele Schüler in Tirol über den Beginn des neuen Schuljahres freuen, treibt dies vielen Eltern Sorgenfalten auf die Stirn. Rund 1468 Euro pro Kind und Schuljahr gibt man im Schnitt laut einer SORA-Schulkostenstudie aus dem Jahr 2021 aus. Eine Belastung, die viele Familien kaum oder im schlimmsten Fall gar nicht stemmen können.
Zusätzlich zu den massiv gestiegenen Lebensmittel- und Wohnpreisen müssen die Eltern jetzt auch noch die gestiegenen Kosten für Schulutensilien stemmen.
Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmid
Kritik und klare Forderungen
Das kritisiert auch Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmid. Sie fordert von der Regierung deshalb, Eltern in dieser finanziell schwierigen Phase zu unterstützen: „Zusätzlich zu den massiv gestiegenen Lebensmittel- und Wohnpreisen müssen die Eltern jetzt auch noch die gestiegenen Kosten für Schulutensilien stemmen. Die Bundesregierung muss Familien entlasten.“
Wir betreuen vermehrt Jugendliche mit depressiven Verstimmungen sowie suizidalen Gedanken - insbesondere Mädchen leiden darunter.
Christian Murer, Pädagogischer Leiter der Ambulanten Familienarbeit (AFA)
So treffe es Alleinerziehende und Eltern in Teilzeit besonders hart. Diese müssen oftmals mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen. Föger-Kalchschmid plädiert deshalb für eine deutliche Erhöhung des Schulstartgeldes. Zwar wurde es in diesem Jahr auf 105,8 Euro aufgestockt, der Wertverlust betrage jedoch ein Drittel. Eine Erhöhung auf 150 Euro wäre laut ÖGB ideal.
Druck auf Eltern und Kinder nimmt ständig zu
Aber nicht nur der finanzielle Aspekt kann bedrücken. Nach mehreren Wochen wieder – oder erstmals – für mehrere Stunden diszipliniert die Schulbank drücken, bedeutet für Kinder und Jugendliche oft Stress und Belastung. Das bemerkt auch Christian Murer, Pädagogischer Leiter der Ambulanten Familienarbeit (AFA): „Wir betreuen vermehrt Jugendliche mit depressiven Verstimmungen sowie suizidalen Gedanken – insbesondere Mädchen leiden darunter. Das ist sehr besorgniserregend.“ Das Zusammenleben innerhalb der Familie und die Bewältigung des Alltags seien deshalb beeinträchtigt.
Die Schulpsychologie ist ein Tropfen auf den glühenden Stein, Schulsozialarbeit gibt es kaum. Überlastete Lehrer sind immer weniger im Stande, auf die psychische Befindlichkeit der Schüler einzugehen.
Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf
Die AFA ist eine präventive Betreuung von SOS-Kinderdorf. Ausgebildete Pädagogen besuchen Familien und unterstützen sie, Konflikte zu lösen. Wegen der angespannten finanziellen Situation gibt es für Eltern oft keine Möglichkeit, ihren Kindern eine Therapie oder Therapieplätze zu bezahlen.
Auch in der Schule würden psychische Belastungen unzureichend aufgefangen, kritisiert Christian Moser, GF von SOS-Kinderdorf: „Die Schulpsychologie ist ein Tropfen auf den glühenden Stein, Schulsozialarbeit gibt es kaum. Überlastete Lehrer sind immer weniger im Stande, auf die psychische Befindlichkeit der Schüler einzugehen.“ Dabei bräuchte fast die Hälfte systematische Hilfe.
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