Vor Woody-Allen-Film

Feministinnen protestierten barbusig in Venedig

Society International
05.09.2023 09:51

Eine Gruppe italienischer Feministinnen hat am Montagabend nahe des Palazzo del Cinema am Lido von Venedig demonstriert. Die zum Teil barbusigen Frauen protestierten gegen die Vorstellung bei den Filmfestspielen von Venedig von Filmen von Regisseuren wie Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson, die mit Vorwürfen der sexuellen Gewalt konfrontiert sind.

„Schalten Sie das Scheinwerferlicht auf die Vergewaltiger aus!“, rief die Gruppe von Frauen und einigen Männern, bevor sie vom Sicherheitspersonal vertrieben wurden. Die Feministinnen inszenierten den Protest während des roten Teppichs des Films „Coup de chance“, als Regisseur Woody Allen mit seiner Frau Soon-Yi Previn vorbeischritt.

Protest gegen Polanski, Allen und Besson
Die Demonstrantinnen verteilten ein Flugblatt, in dem sie darauf hinwiesen, dass drei Personen, gegen die ein Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt läuft, mit ebenso vielen Filmen auf dem Festival vertreten sind: Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson.

„Dieses Jahr hat sich die Filmbiennale von Venedig dafür entschieden, Regisseuren Raum zu geben, die in Fällen sexueller Gewalt gegen Frauen und sogar Minderjährige verwickelt sind. Die Ausreden des Direktors des Filmfestivals von Venedig, Alberto Barbera, folgen dem alten Schema der Unterscheidung zwischen dem Mann, der vor dem Gesetz verantwortlich ist, und dem Künstler, dessen Genie niemals beurteilt werden kann, weil es erhaben und frei von irdischer Verantwortung ist“, kritisierten die Demonstrantinnen.

„Heute prangern wir das Verhalten von Veranstaltungen wie den Filmfestspielen von Venedig an, die sich in Wirklichkeit dafür entscheiden, die Kultur der Vergewaltigung weiter zu legitimieren“, schlossen die Feministinnen.

Viel Applaus für „Coup de chance“
Im Kinosaal bekam „Coup de chance“ indes viel Applaus. In der Komödie hat sich Allen einmal mehr eine dialoglastige Beziehungsgeschichte vorgenommen. Vieles, was man aus den Werken des 87-Jährigen kennt, kommt noch einmal vor: neurotische Charaktere aus dem Künstlermilieu, ironischer Humor und Jazz-Musik. „Coup de Chance“ spielt in Paris. Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) führen auf den ersten Blick eine tolle Ehe. Doch dann trifft Fanny zufällig ihren Schulfreund Alain (Niels Schneider) wieder, und die Dinge werden kompliziert.

Im Film wird Französisch gesprochen. Es sei „sehr einfach“ gewesen, auf Französisch zu arbeiten, sagte der Altmeister. „Ich konnte anhand der Körpersprache und der Emotionen der Schauspieler verstehen, wann sie realistisch waren und wann nicht.“ Allen sagte in Venedig, seine Entscheidung, in Frankreich und auf Französisch zu drehen, sei aus seiner lebenslangen Liebe zum europäischen Kino entstanden: „Als ich jünger war, waren die Filme, die uns am meisten beeindruckten, als wir alle anfingen, Filmemacher zu werden, das europäische Kino, all die französischen Filme, italienischen Filme, schwedischen Filme. Wir wollten alle Filme wie die Europäer machen.“

In seiner Heimatstadt New York würde er gerne noch einmal drehen - wenn sich ein „Verrückter“ zur Finanzierung des Drehs findet. Er habe bereits eine „großartige Idee“, antwortete Allen auf die Frage, ob er noch einmal einen Film in der Metropole umsetzen würde. „Wenn jemand aus dem Schatten tritt und sagt, wir finanzieren deinen Film in New York und wenn diese Leute all meine schrecklichen Vorschriften befolgen - sie können das Drehbuch nicht lesen, sie dürfen nicht wissen, wer drin ist, sie geben mir einfach das Geld und gehen - wenn jemand verrückt genug ist, dem zuzustimmen, werde ich einen Film in New York drehen“, sagte Allen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele