Chrysler Building

Benkos Architekturjuwel wohl eher ein Bastlerhit

Ausland
07.06.2023 12:04

Im ORF-Report war es im Mai 2023 aus der Adler-Perspektive zu sehen, das Chrysler Building, ein Architekturjuwel, mit dem sich Rene Benko im Jahr 2019 anschickte, einen ersten Schritt ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten zu setzen. Vier Jahre später ist nicht nur der Kaufhausjongleur auf dem harten Boden der Immobilien-Realität angekommen, wie ein Krone-Lokalaugenschein zeigt.

Mitte Mai 2023, New York City: Auch das Chrysler-Building, 319 Meter hoch und weltweit breit bekannt, hat unter den neuen Eignern (Benkos Signa-Gruppe und eine Firma des Deutsch-Amerikaners Aby Rosen) nicht wirklich an Glanz gewonnen. Auch nicht in der Innensicht. Im Erdgeschoss, direkt neben einem der monumentalen Eingangstore, befindet sich ein abgewohnt wirkender großer Raum, in dem das Licht bald auszugehen scheint - zumindest flackert es nur mehr (siehe Video oben!).

„Hochrisikogeschäft“
Dabei hatten Benko und Co. Großes vorgehabt mit dem Landmark-Gebäude im Art-Deco-Stil, das unter Denkmalschutz auf einem Grund steht, der nach wie vor einer US-Universität gehört. Doch schon kurz nach dem Erwerb des Baurechts meldeten Immobilien-Insider Zweifel an der Wirtschaftlichkeit an. „Ich würde den Kauf eher als Hochrisikogeschäft bezeichnen“, zitierte die „Kleine Zeitung“ etwa den Experten Thomas Guss, der darüber hinaus meinte, der Kauf um 150 Millionen Dollar sei alles andere, nur kein Schnäppchen: „Es wurde von vielen Fonds geprüft und als sehr teuer eingestuft.“ Dies habe damit zu tun, dass die jährliche Miete 2018 „32,7 Millionen Euro“ betragen habe und „entsprechend einer Vereinbarung mit den Grundeigentümern weiter stark steigen“ würde. Auch der „Spiegel“ berichtete damals mit Bezug auf einen New Yorker Szenekenner, das Chrysler sei ein „einziger, großer Mieterschreck“.

Viele verfügbare Flächen
In seiner jüngsten Abrechnung mit dem Tiroler („Platzt die Benko-Blase?“) vermelden die harten Rechercheure des größten deutschen Nachrichtenmagazins, dass im Chrysler Building „ganze Etagen“ leer stehen würden. Dieser Eindruck deckt sich mit Erkenntnissen, die von der Krone kürzlich im Big Apple gewonnen werden konnten. Rund um das Gebäude - mitten in Manhattan - wird im großen Stil Werbung gemacht für verfügbare Büroflächen im Wolkenkratzer, der 1930 erbaut wurde und 93 Jahre später ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Als reines Schmuckkästchen kann das Architekturjuwel jedenfalls nicht mehr bezeichnet werden - Immobilien-Profis würden den einen oder anderen Raum des Chrysler Buildings derzeit wohl eher als Bastlerhit zu vermarkten versuchen.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Dabei hatte ein damaliger Vorstand der Signa-Gruppe kurz nach dem öffentlichkeitswirksamen Deal im Jahr 2019 noch vollmundig erklärt: „Wir erwerben eine Legende - für uns ist dies mehr als nur ein erster, strategisch wichtiger Schritt in den US-Immobilienmarkt: Es ist ein Meilenstein.“ Und Benkos Co-Investor Aby Rosen ließ sich wie folgt zitieren: „Gemeinsam wollen wir das Chrysler Building langfristig halten und wieder zu einer der ersten Adressen in Manhattan entwickeln.“ Noch ist davon wenig bis nichts zu bemerken.

Übrigens: Alfred Gusenbauer nimmt sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Präsident wesentliche Aufsichtsratsfunktionen wahr. Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner ist maßgeblicher Signa-Investor. Als entscheidender Signa-Geldgeber gilt in Österreich die Raiffeisen-Bankengruppe, die der Signa-Gruppe laut „Spiegel“ in Summe etwa zwei Milliarden Euro geborgt haben soll. Zum Raiffeisen-Reich gehören auch Medienbeteiligungen wie etwa der Kurier.

 Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele