30.05.2023 13:10
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Medikamente

Lieferengpässe: Wie ist die Lage vor dem Sommer?

Seit einigen Monaten ist die Rede von Lieferengpässen bei Medikamenten. Österreichs Apotheken reagieren darauf dementsprechend, doch wie sieht die aktuelle Lage nun vor dem Sommer aus, und wird es in Zukunft zu diesem Thema Entspannung beziehungsweise Entwarnung geben? Darüber hat krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf mit dem Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko, in der aktuellen Ausgabe des Gesundheitsmagazins gesprochen.

Angesichts der steigenden Temperaturen in der wärmeren Jahreszeit geht natürlich auch die Anzahl der Erkältungskrankheiten zurück, wie Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko nach der aktuellen Lage gefragt, anmerkt. Dementsprechend sinke auch der Bedarf an den diesbezüglichen Medikamenten. Doch die aktuelle Entspannung löse nicht das ursprüngliche Problem, ergänzt das Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko. „Das bleibt bestehen, und da braucht es auch eine generalisierte Lösung. Weil für alle Eltern von kranken Kindern, für die Patientinnen und Patienten, und natürlich auch nicht zuletzt für uns Apothekerinnen und Apotheker waren die letzten Wochen, Monate schon eine enorme Belastung.“

Lieferengpässe als Problem der Globalisierung
Die Herausforderung sei Priv.-Doz. DDr. Saiko zufolge eine globale. Hintergrund: Viele Hersteller auf der ganzen Welt produzieren aus Kostengründen nur mehr an ein oder zwei Standorten, vorzugsweise in Asien. „Und wenn jetzt an so einem Standort ein Defekt passiert und die Produktion zum Stillstand kommt, dann kann man sich unschwer ausmalen, dass dementsprechend sehr schnell globale Lieferschwierigkeiten auftreten“, so der Mediziner im Talk mit Raphaela Scharf. Die Gründe können dabei vielfältig sein: Vom technischen Defekt über einen nicht verfügbaren Rohstoff bis hin zu Banalitäten wie fehlendem Verpackungsmaterial, wie das Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer zu bedenken gibt. Hinzu kam in den letzten Jahren vor allem auch die rigide Corona-Politik in den fernöstlichen Staaten als Grund für die erschwerten Produktionsbedingungen.

Bei den Antibiotikasäften für Kinder, da wurde aber trotzdem kurzfristig eine Lösung gefunden, gerade in Österreich. Wie kam denn das zustande? Die Österreichische Apothekerkammer habe sich mit der österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde massiv für eine möglichst unbürokratische Lösung ganz im Sinne der Kinder und Jugendlichen eingesetzt. Infolgedessen darf jetzt auch in der Apotheke die Herstellung von Antibiotika vorgenommen werden, sofern der entsprechende Rohstoff vorhanden ist, freut sich Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko, „weil das natürlich die Lieferengpässe zumindest ein Stück weit abfedern konnte“.

Im Schnitt hat eine Apotheke rund 6000 Medikamente lagernd
Nun sind wir es ja gewohnt, gerade in Österreich, dass wir immer und sofort auch das gewünschte Arzneimittel bekommen, sofern es natürlich auch dann lieferbar ist. Wie wird es denn in der Praxis, in der Apotheke organisiert, also wie viele Medikamente zum Beispiel haben die Aoptheken des Landes denn so grundsätzlich auf Lager? Dies sei von Betrieb zu Betrieb sehr individuell verscheiden, aber im Durchschnitt seien in einer typischen, österreichischen Apotheke rund 6000 verschiedene Medikamente oder Produkte lagern. Die Bestellung laufe dabei nicht direkt über die Hersteller, sondern in der Regel über den pharmazeutischen Großhandel. Dieser weise dem Mediziner zufolge das breiteste Sortiment auf und beliefert üblicherweise jede Apotheke, zumindest im städtischen Bereich, sogar mehrmals täglich.

„Damit können also meine Lager ergänzt und aufgefüllt werden, und auch wenn sie jetzt zu mir kommen zum Beispiel und irgendetwas möchten, dass ich gerade nicht da habe, weil wir es selten brauchen - dadurch ist es kein Lagerartikel - dann kann ich ihnen das innerhalb von zwei bis drei Stunden organisieren. So schnell geht das“, erklärt Priv.-Doz. DDr. Saiko.

Täglich werden 500.000 Menschen in Apotheken beraten
Wenn ich jetzt in die Apotheke gehe, dann ist ja auch die Beratung sehr wichtig. Wie viele Menschen beraten denn Österreichs Apotheken täglich? Österreichweit sind das laut Angaben der Apothekerkammer täglich rund 500.000 Menschen, die beraten werden, „und diese persönliche und vor allem auch diskrete Beratung ist eine von unseren Kernkompetenzen“, betont Priv.-Doz. DDr. Saiko im Gespräch mit Raphaela Scharf. Die Beratung sei insofern sehr, sehr wichtig, weil es dabei nicht nur um die Arzneimttel geht. Denn neben den rezeptpflichtigen Medikamenten gibt es auch rezeptfrei Arzneimittel, aber auch eine Fülle von Nahrungsergänzungsmitteln oder pflanzlichen Produkte, die „eine absolute Beratung“ erfordern würden, weiß der Experte.

Wechselwirkung sei hier wie auch Nebenwirkungen ein großes Thema. So könne die Wirkung abnehmen, verkürzt werden oder womöglich sogar beides. Das betreffe eine Fülle von Präparaten, gerinnungshemmende Medikamente gehören ebenso dazu wie Psychopharmaka oder auch die Anti-Baby-Pille. „Was jetzt passiert, wenn die Anti-Baby-Pille in ihrer Wirkung deutlich abgeschwächt wird, kann man sich vorstellen“.

Apotheken greifen viele wichtige Beratungsthemen auf
Es gehe aber nicht nur um Wechselwirkungen und Nebenwirkungen, sondern auch um Wirkungen, die ein einzelnes Produkt betreffen, ergänzt das Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Als Beispiel nennt er hier das in Östereich oft eingesetzte und rezpetfreie Johanniskraut. Darin sei ein Inhaltsstoff enthalten, der photosensibilisierend wirke, d.h. man wird sonnenempfindlicher. „Also so hellheutige Menschen wie wir zwei zum Beispiel sollten die direkte Sonneneinstrahlung oder auch den Solariumsbesuch meiden, weil es dann zu einem sehr erhöhten Ausmaß an Sonnenbrand-Vorfällen kommen kann. Das sind alles Beratungsthemen, die wir natürlich aufgreifen, und die wichtig sind“, so Priv.-Doz. DDr. Saiko abschließend.

Das heißt also: Nicht nur den Beipackzettel lesen, sondern auch auf eine kompetente Beratung seitens der ApothekerInnen setzen.

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