Fragwürdiges Festival

Froschschenkel als makaberer Snack bei Volksfest

Tierecke
17.04.2023 17:43

Während des „Festes der Frösche“ im französischen Vittel, das dieses Jahr am 22. und 23. April stattfindet, verzehren die rund 20.000 Besucher in nur zwei Tagen etwa sieben Tonnen Froschschenkel. Allein für diese Veranstaltung werden bis zu 350.000 Frösche gefangen, vor allem in Indonesien und der Türkei, wo die Froschpopulationen bereits alarmierend zurückgegangen sind.

Dr. Sandra Altherr von der deutschen Organisation Pro Wildlife fragt sich: „Wissen die Besucher, dass für ihre Snacks in fernen Ländern Frösche ohne Betäubung zerteilt werden?“ Dieses Volksfest, das vorgibt, die französische Gastronomie zu feiern, ist in Wirklichkeit ein Event, auf dem Frösche eine billige, meist aus Asien importierte Massenware sind. Das „Fest der Frösche“ wird offiziell durch eine Parade der „Bruderschaft des Geschmacks“ eröffnet, die auf ihrer Website zugibt: „Unabhängig von ihrer Herkunft hat die Froschschenkel keinen Eigengeschmack. Alles hängt von der Würze ab“.

Frankreich ist der größte Verbraucher
Laut einer Studie von Pro Wildlife und Robin des Bois importiert die Europäische Union jedes Jahr durchschnittlich 4070 Tonnen Froschschenkel - das entspricht je nach Größe 80 bis 200 Millionen Fröschen. „Unsere Analyse hat ergeben, dass Frankreich jährlich insgesamt mehr als 3000 Tonnen importiert - 80 Prozent davon kommen aus Indonesien, der Rest aus Vietnam, Türkei und Albanien“, berichtet Charlotte Nithart. „Die europäischen Vorschriften zur Verbraucherinformation über die verkauften Arten und das Herkunftsland werden häufig ignoriert.“

Zitat Icon

Es ist absurd: Die Frösche, die hier in der Natur Europas vorkommen, sind nach EU-Recht geschützt. Trotzdem duldet die EU den Fang von Millionen von Tieren in anderen Ländern - auch wenn dies die dortigen Froschpopulationen bedroht.

Dr. Sandra Altherr, Pro Wildlife

Tödlicher Dominoeffekt
In den 1960er bis 1980er Jahren waren Indien und Bangladesch die Hauptlieferanten für Froschschenkel. Doch die Froschpopulationen in diesen Ländern brachen zusammen, was zu Mückenplagen, Schädlingsbefall auf Feldern, Ernteausfällen und erhöhtem Pestizideinsatz führte. Beide Länder zogen Ende der 1980er Jahre die Notbremse und verhängten ein Exportverbot. Seitdem hat Indonesien die Rolle des wichtigsten Lieferanten übernommen: Drei Viertel der derzeit von der EU importierten Froschschenkel stammen aus Indonesien, wo die Frösche noch in freier Wildbahn gefangen werden.

Populationen sukzessive dezimiert
Die einst wegen ihrer großen Beine häufig gehandelte Art, der Java-Riesenfrosch, ist schon vor Jahren aus dem Handel verschwunden. Vor zwei Jahren schlugen türkische Forscher Alarm, dass größere Froscharten in ihrem Land bereits bis 2030 ausgestorben sein könnten, wenn die Jagd für den Froschschenkelexport auf dem derzeitigen Niveau weitergeht. Auch in Albanien sind die ersten Froscharten bereits bedroht.

Pro Wildlife und Robin des Bois fordern einen Stopp der EU-Importe: „In der EU wäre ein solcher Raubbau an der Natur, gepaart mit solch grausamen Tötungsmethoden, nicht erlaubt. Daher muss die logische Konsequenz ein Importstopp sein.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt