Der Arzt verschreibt ihnen ein Rezept, sie gehen damit zur Apotheke und plötzlich heißt es: nicht lieferbar. Diese Situation gab es in den letzten Wochen vermehrt in Österreichs Apotheken. Wieso das so ist, wie die Apotheken darauf reagieren, und was auch im Falle eines Blackouts an Medikamenten zu Hause vorhanden sein sollte, darüber hat krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf mit dem Vizepräsidenten der Österreichischen Apothekerkammer Mag. pharm. Raimund Podroschko in der aktuellen Ausgabe des Gesundheitsmagazins gesprochen.
Auf die Lieferengpässe bei Medikamenten angesprochen, betont Podroschko im GeMa-Talk, dass es den Apothekern in „95 Prozent aller Fälle“ gelinge, gemeinsam mit Arzt und Patienten eine Lösung zu finden. Ja, es „sei momentan bei den Antibiotika wirklich arg“, räumt der Apothekerkammer-Vizepräsident ein, das Gute sei aber, „dass wir mit den Ärzten in gutem Einvernehmen sind“.
krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf im GeMa-Talk mit dem Vizepräsidenten der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Raimund Podroschko
(Bild: krone.tv)
Podroschko nennt mehrere Wege, wie die Apotheken bei Medikamentenengpässen zu einer Lösung finden können: Einerseits kann über die magistrale Rezeptur ein Medikament hergestellt werden. Dann gibt es die Möglichkeit, ein wirkstoffidentes oder wirkstoffähnliches Präparat abzugeben. Letzteres sei immer öfter der Fall, so der Apothekerkammer-Vizepräsident. Dank E-Rezept können Patienten in der Apotheke jedenfalls ohne weiteren Gang zum Arzt eine Alternativlösung finden. Eine weitere Möglichkeit: „Ich kann auch in einer benachbarten Apotheke anrufen, ob es dort noch etwas gibt. Und wenn alle Stricke reißen und es gar nicht mehr anders geht, kann ich immer noch versuchen, ob ich aus dem Ausland etwas bekomme“. Einen Versorgungsengpass gibt es in Österreich noch nicht, kann Podroschko im Gespräch mit krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf beruhigen.
Checkliste der Apothekerkammer für Blackout-Vorrat Stichwort Blackout: Hier empfiehlt der Apothekerkammer-Vizepräsident Medikamente für zwei Monate zu Hause zu haben. „Gerade für Patienten, die eine Dauermedikation haben, ist das ganz wichtig. Denn man weiß nicht, was in einem Blackout-Fall wirklich passieren kann.“ Welche Medikamente sollte man zu Hause haben? In jedem Fall fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente, verweist Podroschko auch auf die Checkliste der Apothekerkammer. Zu finden ist diese auf der Website der Österreichischen Apothekerkammer unter dem Titel „Hausapotheke Notfälle“. Mit dieser Checkliste prüfen Sie zunächst zu Hause, was in der Hausapotheke alles vorhanden ist - und lassen sich dann von ihrer Apothekerin oder ihrem Apotheker persönlich beraten, ob ihr Vorrat ausreichend ist, und was für einen Blackout-Fall noch ergänzt werden sollte.
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Wichtiges Pilotprojekt Medikationsanalyse Manche Apotheken bieten heute auch eine Medikationsanalyse an: Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt der Österreichischen Apothekerkammer gemeinsam mit der Med Uni Wien. Für Podroschko ein „persönliches Herzensprojekt“, wie er im Talk mit Raphaela Scharf erklärt. Es gehe darum, dass die Therapie des Arztes „bestmöglich umgesetzt wird“ und „die Medikamente so gut vertragen werden wie möglich“, so der Experte.
Das Pilotprojekt kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn die sogenannte Polypharmazie stellt ein erhebliches Problem im österreichische Gesundheitssystem dar. Rund ein Viertel der über Sechzigjährigen nimmt aufgrund mehrerer Grunderkrankungen fünf oder mehr Arzneimittel gleichzeitig ein - das sind mehr als 500.000 Menschen. Viele Patientinnen sind durch die Fülle an Medikamenten oft überfordert und verlieren leicht den Überblick, was sie warum verschrieben bekommen haben und in welcher Dosierung sie es einnehmen sollten. Das kann schlimme gesundheitliche Folgen haben. Hier setzt die Medikationsanalyse an.
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Apothekerkammer-Vizepräsident Podroschko abschließend: „Je besser ein Patient über seine Medikamente Bescheid weiß, desto besser wirken sie!“
Österreichische Apothekerkammer
Die Österreichische Apothekerkammer ist die gesetzliche Berufsvertretung der mehr als 6800 Apothekerinnen und Apotheker, die sowohl in öffentlichen Apotheken als auch in Krankenhausapotheken tätig sind. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag für den Schutz und die Förderung der Gesundheit der Bevölkerung in Österreich. Die zuverlässige Arzneimittelversorgung und Arzneimittelsicherheit der Menschen steht dabei stets an oberster Stelle.
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