13.02.2023 20:30

Strafen noch zu lasch?

Missbrauch: „Videoüberwachung in Kindergärten“

Die Causa Teichtmeister ist in aller Munde. Der prominente Fall scheint wachgerüttelt zu haben: Die Politik hat die Strafen für Kindesmissbrauch verschärft. „Das reicht überhaupt nicht und war nur ein Zeichen, um die Bevölkerung zu beruhigen“, kritisiert Robert d’Atri, Obmann Bündnis Kinderschutz, im Live-Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter. Was es brauche, sind höhere Gefängnisstrafen, das Verbot des „Pädophilenhandbuchs“ und von Kindersexpuppen in Österreich, ein lebenslanger Eintrag ins Führungszeugnis - und Videoüberwachung in Kindergärten und Schulen.

„Mittels Videoüberwachung kann man Missbrauch in staatlichen Einrichtungen ausrotten“, ist d’Atri überzeugt. Die Technik erlaube es mittlerweile, Details zu verpixeln. Für mutmaßliche Täter würde es aber einen großen Unterschied machen: „Der Täter fühlt sich nicht sicher und fühlt sich beobachtet.“

Straftaten gehen mit Überwachung zurück
In Banken, U-Bahnen oder auf der Straße sind Überwachungen ganz normal. Und zeigen Erfolg: So sind Straftaten seit der Überwachung in diesen Bereichen zurückgegangen. Auch die Aufklärung kann erleichtert werden. „Warum also nicht jeden Bereich überwachen?“, fragt sich der Kinderschutzaktivist, der erste Ansprechperson beim Fall des dreijährigen Missbrauchsopfers in Lech ist.

„Österreich ist Paradies für Pädophile“
Das Bündnis Kinderschutz wird von staatlichen Kinderschutzorganisationen kritisiert. D‘Atri: „Weil wir laut sind und an die Medien gehen. Das Volk muss doch wissen, was in Österreich los ist! Totschweigen hat Österreich zu dem gemacht, was es jetzt ist: ein Paradies für Pädophile.“ Dass die Polizei den verdächtigen Skilehrer aus Lech zehn Tage nach der Strafanzeige noch immer mit Kindern arbeiten ließ, „ist grob fahrlässig“. Man würde Fälle bewusst vertuschen, führt d’Atri die schockierenden Geschehnisse im Interview weiter aus.

In Österreich erlaubt: Handbuch erklärt, wie tief man in Kind eindringen darf
Die Forderungen des Bündnis Kinderschutz sind klar: Verbot des sogenannten Pädophilenhandbuchs und von Kindersexpuppen. In dem käuflich erwerbbaren Buch kann man auf 1000 Seiten lesen, wie man ein Kind missbrauchen kann, ohne Spuren zu hinterlassen und wie tief man in dieses eindringen darf. Kindersexpuppen nach Maß sind ab 4000 Euro zu haben - „inklusive verschiedener Öffnungen und Stimmlagen“. Alles vollkommen legal. Von der Politik wurde man mit diesen Forderungen ignoriert - außer von der FPÖ. „Schöne Worte vor der Kamera helfen uns nicht weiter, es muss endlich gehandelt werden“, appelliert d’Atri an die Regierung.

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Schöne Worte vor der Kamera helfen uns nicht weiter. Es muss endlich gehandelt werden!

Roberto d‘Atri, Obmann des Bündnis Kinderschutz

„Wer ein Kind missbraucht, hat Platz und Rechte in der Gesellschaft verloren“
Die aktuelle Gesetzeslage erlaube es Missbrauchstätern, mit „einem blauen Auge davonzukommen“. Tatsächlich werden Täter zwar verurteilt, doch müssen sie dank Bewährung oft keinen Tag im Gefängnis verbringen. D’Atri geht es neben dem Höchststrafmaß vor allem um die Mindeststrafe: „Diese muss empfindlich erhöht werden. Jeder Missbrauchstäter muss weggesperrt werden und hat seinen Platz und seine Rechte in der Gesellschaft verloren“, macht der Kinderschutzaktivist seinen Standpunkt klar. Therapie ja, aber bitte „hinter Gittern“, so d’Atri. Bei einer Verurteilung soll es zudem einen lebenslangen, nicht löschbaren Eintrag ins Führungszeugnis geben. 

Opfern Normalität schenken: „Wir müssen es zumindest versuchen“
Das Bündnis Kinderschutz finanziert sich aus privaten Spenden und ist somit vollkommen unabhängig. Kommen Betroffene zu ihnen, stellen sie Anwälte und Psychologen für die gesamte Familie zur Verfügung, die diese sofort betreuen. Zudem gibt es ein Box- und ein Ballettstudio. „Wir wollen den Kindern helfen, ihr Leben halbwegs normal weiterzuführen“, so d‘Atri. Auch wenn die meisten Kinder so schwer geschädigt sind, dass sie die Vorfälle ihr Leben lang nicht vergessen können, „müssen wir es doch zumindest versuchen“.

Das ganze Interview mit Roberto d‘Atri sehen Sie im Video oben. Eine neue Folge Krone NACHGEFRAGT gibt‘s montags bis freitags um 9.30 Uhr. 

Braucht es höhere Strafen für Kindesmissbrauch? Agieren Polizei und Behörden zu lasch? Kommentieren Sie mit!

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