In der steierischen Landeshauptstadt wird die Verkehrswende kompromisslos umgesetzt - was nicht unbedingt überall auf Gegenliebe stößt. Nun übt auch der renommierte Verkehrsexperte Kurt Fallast teils heftige Kritik.
Anpfiff zur Zeitenwende! Am 20. Februar wird in der Neutorgasse jene Baustelle eingerichtet, die der Grazer Innenstadt nicht nur für die nächsten knapp drei Jahre eine Art Ausnahmesituation bescheren wird, sondern auch für einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik der Landeshauptstadt steht. Wenn das Jahrhundertprojekt Innenstadtentlastung Ende 2025 fertiggestellt ist, wird das nämlich für die Autofahrer in der Grazer City weitreichende Folgen haben: Allein durch dieses Projekt gehen 75 Parkplätze in der Altstadt verloren, dazu auch eine ganze Fahrspur (siehe auch Grafik).
Für den motorisierten Individualverkehr bleibt in der Idealvorstellung von Verkehrsreferentin und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) jedenfalls maximal noch eine Nebenrolle - und das macht sie bei jedem ihrer Projekte klar; von der Verkehrsberuhigung der Zinzendorfgasse über die Ausweitung der 30er-Zonen bis zur Erhöhung der Parktarife.
Mittlerweile wird die Kritik an dieser Vorgehensweise immer lauter - und kommt auch aus berufenem Munde: „Man tut dem öffentlichen Verkehr nichts Gutes, wenn man ihn als Waffe gegen Autofahrer einsetzt“, mahnt etwa der renommierte Verkehrsexperte Kurt Fallast beim Blick auf die Innenstadtentlastung und den verbundenen Parkplatzkahlschlag. „Und bitte nicht falsch verstehen: Die Entlastung der Herrengasse als Nadelöhr ist schon lange notwendig, daran führt kein Weg vorbei.“
Tausende Grazer wollen auf ihr Auto aktuell jedenfalls noch nicht verzichten. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ist zwar seit vier Jahren rückläufig und betrug im Vorjahr nur noch 7186 Stück - der Kfz-Bestand steigt in der Murmetropole aber weiter an. Laut Statistik Steiermark waren im Jahr 2021 exakt 182.901 Kraftfahrzeuge in Graz zugelassen, so viele wie überhaupt noch nie!
Auch ich bin für eine autoarme Innenstadt, allerdings kann man sie auch zu Tode beruhigen.
Kurt Fallast
„Aber auch ich bin für eine autoarme Innenstadt“, stellt Fallast klar, „allerdings kann man sie auch zu Tode beruhigen“. Der TU-Professor hält fest, dass viele Autofahrten alternativlos seien. „Deshalb ist es wichtig, dass man bei einem derartigen Eingriff wie der Innenstadtentlastung Ersatzparkplätze schafft. Eine Anrainergarage verursacht ja auch nicht mehr Verkehr.“
Gespräche mit Garagenbetreibern laufen
Diesbezüglich hat die Vizebürgermeisterin bereits Gespräche mit Garagenbetreibern geführt. „Und da gäbe es durchaus Platz für Dauerparkplätze“, heißt es aus dem Büro von Judith Schwentner. In weiteren Gesprächen werde jedenfalls an einem Angebot für die Grazer Wohnbevölkerung gearbeitet.
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