Markus Katzer

„Ich werde bei Rapid nicht den Zampano spielen“

Fußball National
17.01.2023 07:32

Markus Katzer garantiert bei den Hütteldorfern Veränderungen, gerade weil er fast zehn Jahre nicht mehr Teil der grün-weißen Blase war. Die „Krone“ erlebt derzeit beim Trainingscamp in Belek, wie Rapids neuer Sportchef arbeitet und wirklich tickt.

Die „Krone“ berichtet aus Belek

„Sorry, ich hatte noch Calls.“ Mehrmals entschuldigte sich Markus Katzer, verschob das Treffen mit der „Krone“ in Belek. In den späten Abendstunden hatte Rapids neuer Sportchef dann ausführlich Zeit, legte sein Handy auf den Tisch. Auf „lautlos“. Dennoch vibrierte und leuchtete es durch. Die Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger läuft, Vollzug sollte bald vermeldet werden. „Wenn zwei Spieler (Anm. Koscelnik, Schick) auf einer Position ausfallen, wäre es fahrlässig, nicht den Markt zu sondieren“, so Mecki. Kein fehlendes Vertrauen in Oswald: „Wir trauen es ihm zu. Aber es ist nicht seine Position.“ 80 Profile will Katzer gecheckt haben. 30 intensiv. Videos, Telefonate, Beratergespräche. „Ich bin keiner, der aus der Hüfte schießt. So habe ich schon bei der Vienna gearbeitet.“ Aus Döbling hört man, das seine Saisonanalyse 159 Seiten umfasste. Jeder Aspekt des Spiels und der Spieler wurde bis ins kleinste Detail zerlegt. „Hier ist die Arbeit nicht anders. Nur die Zahlen, also die Spielergehälter, sind anders. Und ich muss es nicht mehr alleine machen“, so Katzer.

In Wien musste er noch „Millionen von Dingen machen, 25.000 Hände schütteln“. Treffen mit Präsidium, Kuratorium, Fanabend, Pressekonferenz - jetzt kann sich der Sportchef auf das Wesentliche konzentrieren. „Die Liste ist lang, aber ich bin stressresistent, ordne alles der Arbeit unter.“ Aber er geht nicht ins Detail, nennt nie Namen: „Ich bin zehn Tage da, das wäre unseriös, nicht professionell. Ich werde nicht den großen Zampano spielen.“ Aber ihm war wichtig, die „Entscheidungsgewalt bei den Profis zu haben“. Da ist er der Chef. Natürlich in Absprache mit Geschäftsführer Hofmann und Trainer Barisic. Dessen Vertrag erst in Wien finalisiert wird. Ein Formalakt. „Es spießt sich nicht“, beruhigt Katzer. Wobei ihn Kritik von außen ohnehin nicht tangiert: „Ich glaube an mich, habe einen klaren Plan.“ Wer befürchtet, Rapid schmorrt mit seiner Bestellung weiter im eigenen Saft, unterschätzt Katzer: „Ich war fast zehn Jahre nicht in der Rapid-Welt, das ist wertvoll.“ Und jene, die sein Netzwerk bezweifeln, versteht er nicht: „Ich bin 21 Jahre im Fußball, war als Berater auf der ganzen Welt unterwegs, dann vier Jahre bei der Vienna. Ich kann über jeden Spieler alles herausfinden.“ Da spricht aus ihm die Überzeugung. „Es wird Veränderungen geben, das kann ich versprechen“, betont Katzer. Der hohes Tempo geht, aber nichts überstürzen wird. Und muss. Man sei ja gut aufgestellt, die Ressourcen gehören nur optimiert, etwa beim Scouting.

Um bei den Transfers größer denken zu können: „Es geht immer nur um die Frage: Was kostet ein Spieler und was kann er uns bringen?“ Was gerade bei Goalie Hedl und Verteidiger Querfeld, die noch nicht verlängert haben, aktuell ist. „Kalkuliertes Risiko“ nennt das Katzer.

Eine der wenigen Floskeln, die man von ihm hört. Die latente Forderung nach einer Spielphilosophieist für ihn „das normalste auf der Welt. Wenn ich Nachwuchsspieler ausbilde, müssen sie wissen, wie wir oben spielen. Aber es ist nicht nur wichtig, wie man spielt, sondern, dass alle das gleiche machen“. Kämpfen ist für Katzer „logisch“, siegen „ist schön“ - verweist er anders als in Hütteldorf üblich auf das Leitbild. „Aber Anspruch und Realität sind zwei Paar Schuhe.“ Man hört und spürt, dass Katzer fast ein Jahrzehnt nicht mehr Teil der grün-weißen Blase war. Aber er weiß, worauf er sich eingelassen hat. Ein Blick aufs Handy: 22 neue Nachrichten. 60 Minuten sind vergangen. Die Zeit drängt. Geduld wäre nötig. Der Illusion gibt sich Katzer nicht hin: „Bei Rapid wird man sowieso täglich bewertet.“

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