22.11.2022 13:56

Expertin zu Katar-WM:

„Gesunde Menschen kommen mit dem Sarg heim“

Die Fußball-WM in Katar hat das Thema der Menschenrechte ins mediale Rampenlicht gerückt. Thematisiert wurden sie auch in der Asylpolitik, als sich zahlreiche ÖVP-Politiker für eine Überarbeitung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) ausgesprochen haben. „Es ist peinlich, hier zuzusehen“, sagt Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, mit Blick auf die Flüchtlingsunterbringungen. Und zu Katar: „Gesunde Menschen kommen mit dem Sarg heim.“ Im Live-Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter fordert sie von der FIFA ein finanzielles „Mindestmaß an Gerechtigkeit“. In Zahlen gegossen, seien das 440 Millionen Euro an Entschädigung.

„Es geht nicht um die Zahl der Geflüchteten, sondern darum, wie sie untergebracht werden“, stellt Schlack in Bezug auf die Asylpolitik klar. Statt einer Flüchtlingskrise würde es sich daher vielmehr um eine „Unterbringungskrise“ handeln. Der Grund ist schnell gefunden: Bund und Länder hätten „schlecht gemanagt“. Das jetzt auf dem Rücken der schutzwürdigen Menschen auszutragen, resümiert Schlack mit den Worten „Es ist peinlich, hier zuzuschauen.“

Schimmelige Unterkünfte und 16-Stunden-Tage
Zu zehnt in einer schimmeligen Unterkunft und nur ein dünner Vorhang für die eigene Privatsphäre: Diese Zustände waren für die Arbeitsmigranten in Katar das tägliche Brot. „Die Menschen mussten auf Schritt und Tritt arbeiten, bis zu 16 Stunden am Tag bei Temperaturen von 34 Grad“, so Schlack. Frauen, die zumeist als Hausangestellte in Katar arbeiten, hätten wochenlang keinen freien Tag gehabt.

„Gesunde Menschen kommen mit dem Sarg heim“
Klar ist: Bei den Bauarbeiten für die Stadien in Katar sind Menschen gestorben. Wie viele, ist unklar. Das sei laut Amnesty auch der „eigentliche Skandal“: So würden zahlreiche Zahlen kursieren, keine davon scheint zu stimmen. Die FIFA selbst spricht von nur drei Toten seit dem Baustart 2010. „Das ist lächerlich“, sagt Schlack. Fakt sei aber: „Gesunde Menschen kommen mit dem Sarg heim“ - und hinterlassen ihren Frauen und Kindern einen Schuldenberg. Nämlich jenen, den fast alle Arbeitsmigranten für ihre Reise nach Katar aufnehmen mussten - in der Hoffnung, es danach besser zu haben. Doch faire Arbeitsbedingungen und Reformen, die gäbe es in Katar. „Aber nur am Papier“, stellt Schlack klar.

„Fordern 440 Millionen Euro Entschädigung von FIFA“
Es gibt klare Forderungen, für die Amnesty International Österreich unter Annemarie Schlack kämpft: „Ich erwarte, dass die FIFA und Gianni Infantino endlich in sich gehen und ihr Gewissen finden!“ Dass sie dieses gefunden haben, könnten sie beweisen, indem sie den geforderten Entschädigungsfonds von Amnesty International unterzeichnen. 440 Millionen Euro soll die FIFA dafür bereitstellen. „Ein Mindestmaß an Gerechtigkeit“, wie Schlack findet.

Das ganze Interview mit Annemarie Schlack sehen Sie im Video oben. KroneLIVE sehen Sie montags bis freitags ab 9 Uhr.

Was denken Sie über die Menschenrechtsverletzungen in Katar & Co.? Kommentieren Sie mit!

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