Lebenslange Liebe

Luggis 65. Almsommer soll nicht der letzte sein

Für den Zillertaler Luggi Brugger geht der 65. Almsommer zu Ende. Schon als Hüterbub lernte er Schönheit und Mühsal dieses Lebens kennen. Auch mit 77 Jahren denkt er nicht ans Aufhören.

Eine Hütte auf 1750 Metern Seehöhe, an der die Verwerfungen unserer Zeit spurlos vorüberzugehen scheinen. Dahinter saftige Almwiesen und Gletscherzungen, die ins hinterste Krimmler Achental (Grenze Tirol/Salzburg) zu drängen scheinen. Willkommen im Reich von Luggi Brugger! „Wenn’s mir nicht g’fallen tät, wäre ich nicht da“ – so einfach begründet der 77-Jährige, warum die Alm sein Leben bestimmt. Schon als 12-Jähriger war der Kaltenbacher Hüterbub in Hintertux, später im Stilluptal und seit 26 Jahren nun in seinem kleinen Paradies.

Nur einmal ein schmerzhaftes Malheur
Ein Paradies, das einen Berg von Arbeit bringt: 27 Milchkühe und 50 Stück Jungvieh hat Luggi in seiner Obhut. Körperliche Arbeit, bei der mit 77 Jahren schon einmal das Knie rebelliert. Und die nicht ungefährlich ist. „Im Vorjahr hat eine Kuh drei Wochen zu früh gekalbt und war aufgeregt. Da hat sie mich beim Anhängen mit dem Horn an der Wange erwischt, die Halsschlagader nur ganz knapp verfehlt.“ Ein Jäger fuhr den stark blutenden Luggi damals aus dem Tal heraus, übergab ihn einer Hubschraubercrew – „um Mitternacht war ich vom Spital schon wieder zurück auf der Alm“.

Ordnung und Sauberkeit
Wichtig ist für Luggi die Ordnung auf seiner Alm. „Wie geleckt“, kommentieren manche Wanderer oder Biker den Blick in den Stall. „Ja, Hygiene muss sein“, betont Luggi in Hinblick auf die Käseproduktion. Leider muss der Zillertaler nun ohne seine Frau auskommen, die vor sechs Jahren verstarb. Treue Helfer, etwa Heinz aus Franken, sprangen ein. „Zuerst war ich nur Besucher, nun Mädchen für alles“, lacht der Bayer beim Kuhtreiben und Zäunen. In der Küche werkt Dorothea, aufgewachsen auf einem Hof bei Hannover. Bis Oktober harrt Luggi auf seiner Alm aus. Dann endet der 65. Sommer.