„Die Nähe fehlt“

Corona: Warum Demenz-Erkrankte besonders leiden

Steiermark
21.09.2022 10:00

Für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist die Corona-Zeit besonders schwierig. Die Sehnsucht nach mehr Nähe ist groß. Das merkt man auch im Pflegewohnhaus der Caritas in Fernitz. 

Sein Wesen veränderte sich durch die Töne aus einer Querflöte: Nora Tödtling-Musenbichler erzählt von einem dementen Heimbewohner, der durch ein Musikstück seine Aggressionen verlor. „Ich habe ihm vorgespielt, und plötzlich war er ganz sanftmütig“, so die neue Caritas-Direktorin. Der Grund: In seiner Jugend sei der Mann Musiker gewesen, deshalb habe er sich wohl an eine schöne Zeit in seinem Leben erinnert. Fortan wurde Musik in seinen Alltag integriert.

150.000 Menschen in Österreich dement
„Genau das ist das Besondere, wir orientieren uns stark an der Biografie der Menschen“, berichtet Beata Simko aus dem Pflegewohnheim der Caritas in Fernitz. Aktuell wohnen dort 48 Senioren, rund zwei Drittel davon sind dement. „In Österreich leben 150.000 Menschen mit einer Form der Demenz - Tendenz steigend.“, so Tödtling-Musenbichler. Zum heutigen Welt-Alzheimertag will man daher auf die Herausforderungen durch die Krankheit aufmerksam machen.

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In Österreich leben 150.000 Menschen mit einer Form der Demenz - Tendenz steigend.

Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler

Weniger Kontakt als Risikofaktor
Kontaktbeschränkungen wegen Corona hätten viele Bewohner verunsichert. „Das war eine schwerwiegende Veränderung, die viele nicht nachvollziehen konnten“, bestätigt Hausleiter Peter Loder-Taucher. Man habe während dieser Zeit versucht, alles dafür zu tun, um sichere Besuche zu ermöglichen, damit die Bewohner nicht noch mehr leiden. „Die Nähe hat stark gefehlt.“ Für Alzheimer-Patienten sei aber genau das so essenziell. „Und wir haben ja noch immer einige Maßnahmen, die aufrecht sind.“

Frühzeitig Hilfe holen
Die Brücke zwischen Angehörigen und Pflegeheimbewohnern aufrecht zu erhalten, sei vor diesem Hintergrund schwierig. Simko: „Gewohnte Abläufe und wiederkehrende Aktivitäten sind wichtige Stützen im Leben dieser Menschen, die ihnen vor allem ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.“ Pflegenden Angehörigen rät sie, sich Hilfe zu holen: „Man muss nicht alleine durch diese Situation.“

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