Wahl-Serie der „Krone“

Wie Tirols Politik das Heizen leistbar machen will

Tirol
18.09.2022 09:00

Vorhandener und leistbarer Strom sowie warme Wohnungen sollten eigentlich nicht zur Debatte stehen. Wir haben die Spitzenkandidaten der Parteien für die Tiroler Landtagswahlen gefragt, was sie für leistbares Heizen tun wollen.

Als im August plötzlich 140.000 Haushalte in 35 Tiroler Gemeinden ohne Strom dastanden, stellte sich die Frage: War das ein Vorgeschmack auf ein Blackout, vor dem die Politik seit Monaten warnt? Energie ist das Thema der Stunde. Der Energiebedarf beträgt in Tirol 24.241 Gigawattstunden, etwa die Hälfte davon wird in Tirol produziert. Die andere Hälfte – Gas und Öl – wird aus dem europäischen Markt zugekauft. Im Gegensatz zu Ost-Österreich hängt Tirol am deutschen Gasnetz. 900 Wasserkraftwerke gibt es, sie machen etwa die Hälfte der in Tirol hergestellten Energieproduktion aus.

(Bild: Krone KREATIV)

Fast alle Fraktionen – ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos, KPÖ und MFG – stehen hinter dem Ausbau der Wasserkraft. Nur die Grünen und die Liste Fritz sehen das kritisch: Beide Parteien sind sich sicher, dass der weitere Ausbau der Wasserkraft ein massiver Eingriff in die Natur sei – die Grünen weisen unter anderem auf die Vernichtung der Moore hin, die als CO2-Speicher fungieren. Stattdessen setzen sie auf Fotovoltaik.

Sinkende Wasserstände bedrohen die Wasserkraft
Experten sehen ein weiteres Problem der Wasserkraft: Die sinkenden Wasserstände durch das erhitzte Klima. Obwohl in vielen Teilen Europas durch die Dürre der Wasserstand niedriger geworden ist, betrifft das Tirol noch nicht – dank der Gletscherschmelze. Doch auch das wird sich ändern, so hat etwa der im Ötztal gelegene Hintereisferner diesen Sommer einen Rekordverlust an Gletschereis von fünf Prozent seines Gesamtvolumens zu verzeichnen.

Andrea Haselwanter-Schneider, Georg Dornauer, Markus Abwerzger, Anton Mattle, Dominik Oberhofer und Gebi Mair (von links). (Bild: Christof Birbaumer, thinkstockphotos.de)
Andrea Haselwanter-Schneider, Georg Dornauer, Markus Abwerzger, Anton Mattle, Dominik Oberhofer und Gebi Mair (von links).

Die Lösungsvorschläge der Politiker
Massiv teurer ist die Energie geworden – und damit auch das Heizen. In Zeiten der Teuerung fragt sich der eine oder andere, wie das noch zu bezahlen ist. Unsere Frage an die Politik lautet daher: Was wollen Sie tun, damit das Heizen in Tirol leistbar bleibt? Und ganz nebenbei: Haben die Politiker selbst einen Black-Out-Vorrat Zuhause?

Anton Mattle (ÖVP): „Heizkostenzuschuss“
Wir haben die zahlreichen Maßnahmen des Bundes um den Tiroler Heiz- und Energiekostenzuschuss ergänzt. Wesentlich mehr Haushalte sind nun anspruchsberechtigt und erhalten bis zu 500 Euro Unterstützung. Zudem haben wir beim Brennholz eine Initiative gestartet, dass einkommensschwache Familien dieses zum Selbstkostenpreis erhalten. Black-Out-Vorrat? Ich habe einen Vorrat für mehrere Tage zu Hause und dank meiner Berg-Leidenschaft auch ein Notfallset.

Georg Dornauer (SPÖ): „Regionale Energie“
Kurzfristig: Preisdeckel auf Nebenkosten und Förderungen bei Brennstoffen. Mittelfristig: Umstellung auf effiziente Heizanlagen sowie regionale Energie- und Rohstofferzeugung. Black-Out-Vorrat: Nein. Wir fordern eine professionelle Vorbereitung auf den großflächigen Ausfall der Stromversorgung. Dass diese Gefahr real ist, haben wir vor Kurzem erlebt. Vorbereitung der Gemeinden auf den Krisenfall und Stärkung der dezentralen regionalen Energieversorgung ist unsere Antwort.

Gebi Mair (Grüne): „Ausstieg von Gas finanzieren“
Die Tigas soll ihren Kundinnen und Kunden beim Ausstieg von Gas helfen und den Umstieg finanzieren. Die Betriebskosten sinken nur durch den Umstieg auf erneuerbare Energien und durch weniger Verbrauch. Daher wollen wir ein Sonderprogramm für Dämmung von Häusern, wo bis zu 100 Prozent der Kosten von der öffentlichen Hand übernommen werden. Black-Out-Vorrat? Ja, ich habe einen kleinen Black-Out-Vorrat Zuhause - und zwar Fotovoltaik für Akkus und Lebensmittelvorräte.

Markus Abwerzger (FPÖ): „Sanktionen aufheben“
Sofortige Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Der Wirtschaftskrieg gegen Russland ist auch ein Wirtschaftskrieg gegen die eigene Bevölkerung. Laut Statistik Austria stieg im Juli die Inflationsrate auf 9,3 Prozent. Preistreiber sind vor allem Treibstoffe, die ein Plus von 63,1% ausmachen. Black-Out-Vorrat? Wir haben genügend Lebensmittelvorräte und auch ein altes batteriebetriebenes Radiogerät. Man kann nur hoffen, dass das alles nicht eintritt.

(Bild: Wenzel Markus)

Dominik Oberhofer (Neos): „Gezielt unterstützen“
Wir müssen gezielt jene Haushalte unterstützen, die es dringend brauchen. Das geht etwa mit Negativsteuer auf Bundes- oder Zuschüssen auf Landesebene. Generell reichen unter anderem Gutscheine nicht mehr aus. Es braucht strukturelle Entlastung und echte Reformen statt Einzelmaßnahmen. Wir Neos treten deswegen für die vollständige und rückwirkende Abschaffung der Kalten Progression ein, damit allen Menschen mehr Netto vom Brutto bleibt. Black-Out-Vorrat? Nein.

Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz): „Fernwärme“
Wir brauchen eine Offensive für Fernwärme - da sind andere Bundesländer schon viel weiter. Kostenlose Energieberatung für die Tirolerinnen und Tiroler. Massiver Ausbau der Fotovoltaik und Unterstützung der Haushalte. Fürs Erste aber auch Ausweitung des Bezieherkreises des Heizkostenzuschusses, um den Menschen schnell zu helfen. Ich sorge mich vor allem um den Mittelstand! Black-Out-Vorrat? Da bin ich zugegebenermaßen sehr säumig, so wie viele andere Tiroler auch.

Elfriede Hörtnagl-Zofall (MFG): „Preiskommission“
Landesenergieunternehmen liefern bereits jährlich Gewinnanteile an das Land Tirol ab und sichern günstige Strom- und Energiepreise zu. Es hat daher die Landespolitik für zielgerichtete Verwendung der Erträge zu sorgen. Die aktuellen Preisexplosionen nicht nur am Lebensmittel-, sondern auch am Energiemarkt fordern ehest ein Handeln - seit Monaten schon wäre eine Regulierung durch eine Preiskommission längst erforderlich! Black-Out-Vorrat? Ich bevorrate stets das Notwendigste.

Pia Tomedi (KPÖ): „Gaspreisdeckel“
Eine Energiegrundsicherung einführen, bei der ein Grundbedarf an Energie für alle zur Verfügung gestellt wird. Jeder hat das Recht auf eine warme Wohnung und auf Licht. Kurzfristig braucht es dafür einen Gas- und Strompreisdeckel. Die Aufgabe von Energieversorgern muss wieder sein, leistbare Energie zur Verfügung zu stellen statt Rekord-Auszahlungen an Aktionäre. Strom und Wärme sind Grundrechte, damit darf nicht spekuliert werden. Black-Out-Vorrat: Nein.

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