„Nicht auf Eselsbank“

FP-Abwerzgers Wandlung vom Paulus zum Saulus

Tirol
03.09.2022 12:00

Zuerst von den politischen Mitbewerbern geachtet, dann von allen ausgegrenzt: FP-Chef Abwerzger fordert „mehr Respekt“ vor dem Wähler und erklärt, wie er Landeshauptmann werden will.

„Markus, wer sonst“, heißt’s auf den neuen Wahlplakaten der Blauen, auf denen – eher unüblich – auch der politische Widersacher abgebildet ist – in einer eher weniger vorteilhaften Pose, versteht sich.

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Der Abstand zur ÖVP ist drastisch geschrumpft. Jeder, der es sich in einer solchen Situation nicht zutraut, als Landeshauptmannkandidat zu kandidieren, sollte gar nicht erst antreten.

FP-Chef Markus Abwerzger

„Staatstragendes“ Outfit
Um seinen Anspruch auf den Landeshauptmann-Sessel zu unterstreichen, trat FP-Chef Markus Abwerzger gestern in feinstem Zwirn mit Krawatte vor die Presse. Das Outfit hat sich geändert, aber von seiner schneidigen Rhetorik, die den anderen Parteien nicht selten zu weit geht, ist der blaue Frontmann nicht abgerückt.

Duell um Tirol ausgerufen
Auf der präsentierten zweiten und letzten Plakatwelle wird nun das „Duell um Tirol“ ausgerufen zwischen dem VP-Kandidaten Anton Mattle und FP-Spitzenkandidat Abwerzger. Er wähnt sich dem schwarzen Fürsten auf den Fersen: Laut den Umfragen sind die Blauen mit 20 Prozent zweitstärkste Kraft. „Der Abstand zur ÖVP ist drastisch geschrumpft. Jeder, der es sich in einer solchen Situation nicht zutraut, als Landeshauptmannkandidat zu kandidieren, sollte gar nicht erst antreten“, meinte Abwerzger mit einem Seitenhieb auf SPÖ-Chef Georg Dornauer. Diesem fehle einfach „der Mut und die Durchschlagskraft“, um einen derartigen Schritt zu setzen.

Wähler hat immer recht
Doch gewählt wird am 25. September nicht der Landeshauptmann, sondern der Landtag, der in der Folge die gesamte Landesregierung wählt – inklusive Landeschef. Dafür bedarf es schon im Vorfeld der Wahl jeder Menge Gespräche – und erst recht danach. Diese seien mit allen Parteien am Laufen, versicherte Abwerzger, den jüngst getätigten Absagen an eine blaue Regierungsbeteiligung zum Trotz. Er sei überhaupt kein Freund einer Ausgrenzungspolitik, „denn damit grenzt man auch 20 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler aus“. Er fordere „mehr Respekt vor dem Wähler“, denn dieser habe immer recht.

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Jetzt bin ich plötzlich vom Paulus zum Saulus mutiert.

FP-Chef Markus Abwerzger

Politische Erosion geortet
Er sei jetzt zehn Jahre lang in der Tiroler Spitzenpolitik tätig, und er habe in vielen Gesprächen Wertschätzung erfahren, sagt der 47-jährige Rechtsanwalt: „Jetzt bin ich plötzlich vom Paulus zum Saulus mutiert.“ Auf der Eselsbank lasse er sich nicht setzen. Richtig besorgt klingt er deshalb nicht. Abwerzger spekuliert auf einen Totalumbau der ÖVP im Fall massivster Wahlverluste und unterscheidet durchaus zwischen der „Liste Mattle“ und ÖVPlern der zweiten und dritten Reihe, zu denen er hervorragende Kontakte pflege. Seinen politischen Stil werde er allerdings als Landeshauptmannkandidat nicht ändern, betonte Abwerzger: „Ich werde nicht Kreide essen.“

Konter von der Tiroler ÖVP
VP-Klubobmann Jakob Wolf reagierte umgehend: „Tirol braucht keine Kickl-Marionette an der Spitze.“ Abwerzger habe sich von einem „FPÖler, der durchaus auch gemäßigte Ansichten vertreten hat, zum politischen Brandstifter entwickelt“. Tirol sei zu schade, „um es einer Partei zu überlassen, die Menschen verunglimpft, Extremisten in ihren Reihen duldet und mit dem sozialen Frieden spielt“. Nur Anton Mattle sei Garant für eine bürgerliche Politik der Mitte.

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