876 Mal musste die Rettungsorganisation vom 1. Mai bis 31. Juli 2022 ausrücken. In vielen Fällen missverstehen Alpinisten Berge als Sportgeräte. Die Experten warnen vor gefährlicher Selbstüberschätzung.
An ähnlich hohe Einsatzzahlen kann sich Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol, nicht erinnern. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 724 Einsätze, im Vor-Coronasommer 2019 nur 703. „Wir sind nicht am Limit, die Situation ist aber sehr herausfordernd“, berichtete Spiegl im Zuge einer Pressekonferenz.
Wanderunfälle an erster Stelle
346 Mal gab es „Alarm“ wegen Unglücken beim Wandern, gefolgt von 193 Einsätzen nach Unfällen von Mountainbikern. Unglücke auf Klettersteigen bzw. beim Klettern schlagen sich 34 bzw. 27 Mal zu Buche. Stürze (267), medizinische Notfälle (91) sowie Ausrutschen (77) und Abstürze (67) waren die häufigsten Unfallfaktoren. Der überwiegende Teil der „Kundschaft“ waren Deutsche, gefolgt von Österreichern (55 bzw. 29 Prozent).
In diesen Hotspots werden bei Einsätzen nun auch Bergretter anderer Ortsstellen miteinbezogen.
Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol
Stefan Hochstaffl, Präsident des Bundesverbandes und Stellvertreter von Hermann Spiegl, fürchtet, dass die Einsatzzahlen im August weiter steigen und warnte besonders vor Stein- und Eisschlag auf Hochtouren Dann werden die vom Outdoorboom am stärksten betroffenen und einsatzreichsten Ortsstellen Sölden, Innsbruck, Ehrwald und Kufstein/Umgebung wieder doppelt gefordert sein.
Maßnahmen getroffen
„In diesen Hotspots werden bei Einsätzen nun auch Bergretter anderer Ortsstellen miteinbezogen“, nennt Spiegl eine Akutmaßnahme, um die Aufgaben zu bewältigen. „So sollte alles machbar sein“, glaubt er. Die Umstellung vom Freiwilligensystem auf eines mit Profis, wäre ein nächster Schritt. „Derzeit ist das allerdings noch nicht vorstellbar.“
Einsätze an Werktagen
Immer öfter gibt es auch an Werktagen Alarm. Zum Glück würden viele Firmen ihren Mitarbeitern erlauben, die Arbeit für Rettungsaktionen zu verlassen. Diese Firmen würden im Gegenzug in Zeiten von Personalmangel davon profitieren, dass Bergretter sie als attraktiven Arbeitsplatz betrachten.
Christian Eder, Ausbildungsleiter der Bergrettung, appelliert an die Bergfreunde, sich auf eine Tour gewissenhaft vorzubereiten, sich selbst richtig einzuschätzen und Berge als das zu sehen, was sie sind: „Wilde Natur“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.