Volksschauspiele Telfs

Ich bleibe hier: Geplanter Untergang eines Dorfes

Tirol
24.07.2022 20:30

„Ich bleibe hier“, die Geschichte des Südtiroler Dorfes Graun, erzählt im Ton einer Chronik, bildete die Eröffnung der 40. Tiroler Volksschauspiele in Telfs. Eine großartige Inszenierung vom jungen Regisseur Lorenz Leander Haas mit kongenialen Darstellern. Das Volkstheater ist wieder zurück nach Telfs gekommen.

Der 1355 erbaute romanische Turm der Pfarrkirche von Alt-Graun ragt wie ein mahnender Finger aus dem Wasser des Reschensees und ruft in der Gegenwart durch seine surreale Präsenz ein Gefühl der Beklemmung hervor. Er ist dreidimensionales Menetekel, welches als Symbol für Unterdrückung, Vertreibung, Folter und Ermordung einer kulturellen und sprachlichen Minderheit durch ein diktatorisches System steht.

Reale Geschichte als Grundlage
Der Mailänder Autor und Lehrer Marco Balzano erzählt in seinem Bestseller „Ich bleibe hier“ das Drama von Graun und das stellvertretend für die unmittelbare Geschichte der Region Südtirol. Wobei ein ruhiger Ton den Roman von Anfang bis zum Ende trägt, der die reale Geschichte über Verlust, Untergang und Widerstand so eindringlich macht.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Und dieser ruhige Ton konnte bei der Uraufführung, welche zur Eröffnung der 40. Tiroler Volksschauspiele in Telfs am Spielplan stand, in einer großartigen Bühnenadaptierung im „Kranewitterstadl“ übernommen werden. Dass es zu diesem sehenswerten Volkstheaterstück kam, ist dem scheidenden Intendanten Christoph Nix zu verdanken, der vieles an Kraft und Geschick darauf verwendete, den Romanstoff für Telfs zu bekommen, um danach mit Sven Kleine und dem jungen Regisseur Lorenz Leander Haas dessen Dramatisierung zu übernehmen.

Eine willensstarke Volksschullehrerin
Die fiktive, aber äußerst realitätsnahe Geschichte handelt von der Volksschullehrerin Trina (Wiltrud Stieger) und ihrer Familie. Trina erzählt in klarer, schnörkelloser Sprache. Man hört und sieht ein Leben, das idyllisch beginnt, um in einen jahrelangen Ausnahmezustand zu kippen. Auch nach dem Krieg gibt es keine Ruhe, denn der Bau des Staudamms bedroht das Dorf. Es soll überflutet werden. Doch Trina kämpft (vergeblich) weiter. Die Häuser von Graun versinken auf immer in einem gewaltigen Stausee. Nur der Kirchturm ragt wie ein mahnender Finger in den Himmel über dem Reschensee. 

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