Steirische Forderung

„Neues Sanitätergesetz muss endlich her!“

23.07.2022 06:00

Nach 20 Jahren soll endlich ein neues Sanitätergesetz her. Landesrettungskommandant Peter Hansak hat konkrete Vorschläge.

„Steirerkrone“: Herr Hansak, droht den steirischen Notfallsanitätern aufgrund des Notärztemangels eine Ausweitung der Aufgabenbereiche?
Peter Hansak: Der Notarzt ist immer noch das Beste für den Patienten. So lange es ein funktionierendes Notarzt-System gibt, darf man nicht parallel irgendetwas einführen, das schleichend das Notarztwesen ersetzt. Erst wenn sich mittelfristig abzeichnen würde, dass es keine Notärzte mehr gibt - was ich aber nicht annehme - müsste man eine Systemumstellung in Richtung Paramedic (Notfalleinsätze generell ohne Arzt; z.B. in den USA) in Erwägung ziehen.

Warum braucht Österreich in der aktuellen Lage ein neues Sanitätergesetz?
Man konnte mit dem aktuellen Gesetz zur Ausbildung der Notfallsanitäter 20 Jahre Erfahrung sammeln. Alle Beteiligten wissen, dass Handlungsbedarf besteht. Deshalb gab es bereits vor Längerem auch eine Eingabe beim Gesundheitsministerium. Es ist nun an der Zeit, diese Diskussion wieder aufzugreifen.

Was erhoffen Sie sich von einem neuen Gesetz?
Aus steirischer Sicht sollte angestrebt werden, einen guten Mittelweg zu finden. Wir brauchen nicht so umfangreiche Kompetenzen für unsere Sanitäter wie Staaten, in denen gar kein Notarzt mitfährt. Unser System der „Notfallkompetenzen“ reicht eigentlich aus, müsste aber direkt in der Basisausbildung zusammengefasst werden.

Was meinen Sie damit konkret?
Die NKA (Spezialausbildung für Arzneigabe) und NKV (Venenzugang und Infusion) gehören eigentlich in die Grundausbildung. Momentan haben wir das Problem, dass wir jeden Dienstausweis beschriften müssen, damit ersichtlich ist, welcher Sanitäter überhaupt was machen darf. Das ist in einem modernen Rettungswesen einfach nicht mehr zeitgemäß, ist aber nicht der einzige Punkt, den man angehen muss.

Welche Vorschläge für ein neues Gesetz haben Sie noch?
Momentan ist es so, dass es zwar österreichweite Empfehlungen gibt, aber die Trägerorganisationen selbst freigeben können, was ein Notfallsanitäter verabreichen darf. Das geht zum Beispiel soweit, dass jemand in der Steiermark etwas darf, was er in der gleichen Position in Vorarlberg nicht machen darf. Oder dass er sogar eine Aufschulung machen muss, weil er dort eine höherwertige Ausbildung haben muss.

Ausbildung zum Notfallsanitäter

Jeder Rettungssanitäter kann nach mind. 160 Stunden im Rettungseinsatz oder Krankentransport die Ausbildung zum Notfallsanitäter absolvieren. Diese Ausbildung beinhaltet 480 Stunden an Theorie und Praxis. Danach ist der Erwerb von „Notfallkompetenzen“ möglich: in Arzneimittellehre (40 Stunden Ausbildung), Venenzugang und Infusion (50 Stunden) sowie Beatmung und Intubation (110 Stunden).

Sie wünschen sich also eine bundesweite Vereinheitlichung dieser Vorgaben?
Ja, denn damit kann ein Sanitäter überall in Österreich arbeiten, ohne sich ständig erkundigen zu müssen, was er darf. Solche Dinge müssen einfach von höherer Ebene vorgegeben werden, sodass sich die Träger nur noch um Ausbildung, Kontrolle und Durchführung kümmern müssen.

Gibt es in der Steiermark momentan genug Notfallsanitäter oder droht auch hier ein Mangel?
Wir haben in der Steiermark rund 900 Notfallsanitäter, die gar nicht alle im Notarztrettungsdienst tätig sein können. Wir machen mittlerweile zwei Lehrgänge pro Jahr, die immer ausgebucht sind. Mehr wollen wir gar nicht anbieten, weil wir den Leuten die Chance geben wollen, in absehbarer Zeit auch tatsächlich im Dienst unterzukommen.