Rückkehr zur Kohle:

„Haben Wahl zwischen Pest und Cholera“

Steiermark
26.06.2022 07:00
Noch gibt es viele Fragezeichen zu den umstrittenen Plänen, das Mellacher Kraftwerk wieder auf Kohle umzustellen. Wir haben uns in der Bevölkerung umgehört: Wie ist die Stimmung?

Fernitz–Mellach: Gepflegt ist die Gemeinde, vielfach wurde sie zum schönsten Blumendorf der Steiermark gekürt, mit der Natur-im-Garten-Plakette darf sie sich ebenfalls schmücken. Der Bürgermeister hat energie- und umwelttechnisch große Pläne. Wenn’s nach ihm geht, dann haben bald viele Dächer Fotovoltaikanlagen, die überregionale Energiegemeinschaft mit mehreren Gemeinden befeuert er mit flotten Ideen, Car-Sharing, Radabstellplätze, alles auf seiner Agenda.

Wie passt das dann dazu, dass Mellach jetzt wieder Kohle zur Energiegewinnung verbrennen will? „Politisch gesehen: Seien wir froh, dass wir die Möglichkeit haben, so einem Notfallszenario zu begegnen, wenn das Gas ausgeht“, betont Robert Tulnik (Bild unten). Aber auch: „Die Kohle kann nur ein Übergang sein. Das muss uns ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, alternative Stromerzeugung massiv voranzutreiben.“ Aus seiner Gemeinde hört er aktuell wenige Rückmeldungen, „da wird wohl erst einmal die Entwicklung abgewartet“.

(Bild: Pail Sepp)

Aktuell sind es ja viele Fragen, die vor einer Inbetriebnahme geklärt werden müssen, die essenzielle wäre freilich, wo die Kohle herkommt, auf einem Markt, der heiß umkämpft ist. Und dazu kommen massive Bedenken, wie sie (nicht nur) Global 2000 äußert. „Kohle ist die klimaschädlichste Energie und bringt gesundheitsschädlichen Quecksilberemissionen und Feinstaub mit sich. Der Einsatz von Kraftwerken gefährdet Menschenleben.“ Das sieht auch die Dame in Werndorf so, die gerade mit ihrem Hund spazieren geht, dort, wo man das Kraftwerk direkt vor der Nase hat. „Ich will das sicher nicht, sehe die Entwicklung mit Sorge. Wir Einheimischen waren froh, als das endlich abgeschaltet war, weil für die Gesundheit ist das sicher nicht förderlich! Allerdings: Wenn’s kalt ist im Haus? Ein zweischneidiges Schwert, wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.“

Freud’ hat auch Martina Kober (Bild unten) keine, die den beliebten „Creativ Friseur“ betreibt: „Es stinkt hier so schon oft nach Industrie, manchmal so schlimm, dass man die Fenster zumachen muss. Und eine weitere Belastung mit schlechter Luft – keine gute Idee!“

(Bild: Pail Sepp)
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Wir müssen noch froh und glücklich sein, dass wir die Möglichkeit haben, so einem Notfallszenario zu begegnen. Aber es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Robert Tulnik, Bürgermeister von Mellach

Dass ihr herziges Söhnchen gesund aufwachsen kann, ist natürlich wichtigstes Anliegen für Anna G. (Bild unten). Aber die Mama meint auch: „Die Behörden werden schon Schutzmaßnahmen setzen und schauen, dass man nicht krank wird, darauf verlasse ich mich. Und es muss was passieren angesichts der Preise, die wir jetzt für Strom haben!“

(Bild: Pail Sepp)

Aber auch sie sagt, so wie weitere, die wir fragen: „Kohle ja – im Notfall. Jedoch nur als kurzfristige Maßnahme, keinesfalls mehr dauerhaft.“

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