Gas-Engpässe dürfen nicht den Einsatz von Atomenergie legitimieren, schreibt unser Autor Gerald Schwaiger.
Das 1938/1939 von Bertolt Brecht verfasste Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“ spielt im Dreißigjährigen Krieg (zwischen 1624 und 1636). Es handelt von einer Marketenderin, die versucht, ihr Geschäft mit dem Krieg zu machen. Am Ende verliert sie ihre Kinder.
Was Brecht, den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor Augen, schildert, lässt sich problemlos auf das Heute umlegen. Die aktuelle Gaskrise kennt viele Verlierer - darunter Zehntausende Steirer, denen Energie- und Lebenserhaltungskosten über den Kopf wachsen.
Aber es gibt auch in diesem Fall Kriegsgewinnler, die selbst aus dieser Weltkrise ihren Nutzen ziehen. Ja, es ist die Stunde der Atomlobbyisten, die nach dem Super-GAU von Fukushima jahrelang gemieden wurden wie das Weihwasser vom Teufel. Der internationale Gas-Engpass ist für sie wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig.
Unterstützt vom mächtigen deutschen Boulevardblatt „Bild“, das sich für keine auch noch so seltsame Schlagzeile zu schade ist, trommeln sie unermüdlich für ein Comeback der Atomkraft: Sauber wäre sie, selbstverständlich sicher, verlässlich und günstig obendrein.
Diese unverantwortliche Reinwaschung schmutziger Energie muss wie Hohn klingen in den Ohren von mehr als 60.000 Steirern, die via „Kronen Zeitung“ ihre Sorge vor dem grenznahen Schrottmeiler Krško artikulierten. Sie haben Angst um ihre Zukunft und um die ihrer Kinder und Kindeskinder, weil sie das Tschernobyl-Inferno von 1986 nicht vergessen haben.
In Bertolt Brechts prophetischem Stück ist der Krieg ein unbarmherziger Partner - so wie es letztlich auch die Atomkraft sein könnte.
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