Landauf, landab gehen Fotovoltaik-Anlagen in Betrieb. Das sorgt auch für Konflikte und offene Fragen. In Graz-Haidegg erforscht man, wie sie mit Landwirtschaft vereinbar sein könnten. In drei Jahren sollen die ersten Erkenntnisse vorliegen.
Wo normalerweise dunkle Hagelnetze über Obstkulturen hängen, stehen in der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Haidegg in Graz Fotovoltaik-Paneele. Aber sie sind anders, nicht durchgehend schwarz, so wie man sie von Hausdächern kennt. „Die Hälfte des Lichts lassen sie durch“, erklärt Leonhard Steinbauer, der Referatsleiter für Obst- und Weinbau. Die sogenannte Agri-PV-Anlage vereint Obstbau mit Solarenergie.
„Das ist ein europaweit einzigartiges Projekt“, betont Agrarlandesrat Hans Seitinger. „Wir schlagen viele Fliegen mit einer Klappe: Wir produzieren Energie, dadurch können die Bauern Geld sparen und sind unabhängig.“
Schutz vor Frost und Hagel
Priorität habe aber die Frucht. „Sie wird durch die Paneele nicht direkt angeregnet, das Wasser fließt stattdessen zu den Wurzeln, das ist besser. Außerdem ist die Anlage ein Hagelschutz, was vor allem in der Zukunft immer wichtiger wird.“ Und zu guter Letzt kann man die Blüten so auch vor Frost schützen.
Die Erkenntnisse, die wir den Bauern dann weitergeben, sind wissenschaftlich handfest. Das braucht Zeit.
Leonhard Steinbauer
Derzeit steht man in Haidegg noch am Beginn des Experiments. „Die Kunst ist es, zu wissen, wie viel Licht die Frucht wirklich braucht“, sagt Seitinger. In drei oder vier Jahren wird man dazu laut Steinbauer erste Ergebnisse liefern können. „Die Erkenntnisse, die wir den Bauern dann weitergeben, sind wissenschaftlich handfest. Das braucht Zeit.“ Derzeit ist die Anlage noch ein Unikat - und dementsprechend teuer.
„Dann kann der Bauer die Füße hochlegen“
Sollte das Experiment glücken, steht dem Obstbau mit Solardach nichts mehr im Weg. Wohin aber bis dahin mit neuen Solarpaneelen? „Die wertvollen Flächen für die Landwirtschaft brauchen wir dringend für die Versorgungssicherheit“, sagt Landesrat Seitinger. Die Bauern stehen unter Druck. „Wenn einer seinen Grund an einen Energieversorger verpachtet, macht er dreimal so viel Geld und kann die Füße hochlegen.“
ÖVP und SPÖ basteln gerade an einer Verordnung im Raumordnungsgesetz, die regelt, wohin PV-Anlagen kommen sollen. „Zuerst auf Gebäude, Schienen, Straßen und Parkplätze“, appelliert Seitinger. Ein Vorschlag für das sogenannte „Sachprogramm Erneuerbare Energie“ soll laut Umweltlandesrätin Ursula Lackner bis zum Sommer vorliegen.
Die wertvollen Flächen für die Landwirtschaft brauchen wir dringend für die Versorgungssicherheit.
Landesrat Hans Seitinger
„Ich bin mir sicher, das ist die Zukunft“
Leo Steinbauer jedenfalls lässt gerade eine Trafo-Station bauen, die dreimal so viel Kapazität hat, wie in Haidegg derzeit produziert werden kann. „Ich bin mir sicher“, sagt er, „das ist die Zukunft“.
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