Bub (4) mit Gendefekt

„Die Prognose für unser Kind macht uns Angst“

Familie
30.05.2022 06:00

Dreieinhalb Jahre liefen Matteos Eltern im Kreis. Erst dann kam die erschütternde Diagnose. Solch Spießrutenläufe will das engagierte Chemiker-Ehepaar anderen Familien ersparen.

Als Matteo im Mai 2018 geboren wurde, sagten die Ärzte, dass mit dem Buben alles in Ordnung sei. Auch als ihn in seinem ersten Lebensjahr zahlreiche Infektionen ins Spital brachten, wurde den Eltern gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Und selbst, als der Bub erst mit 28 Monaten zu gehen begann, hieß es: „Er ist halt einfach später dran.“ Doch David und Caroline C. wussten längst, dass mit ihrem Sohn irgendetwas nicht stimmt. Aber was?

Nur zwei registrierte Erkrankungsfälle in Österreich
Es begann ein Spießrutenlauf zu zig Ärzten. Im August 2021, dreieinhalb Jahre nach Matteos Geburt, bekamen sie am Genetik-Institut der MedUni Wien die erschütternde Diagnose. Der Vierjährige leidet als eines von nur zwei Kindern in Österreich am seltenen Gendefekt MECP2. Weltweit sind 215 Fälle der Erkrankung, die ähnlich dem Rett-Syndrom ist, aber hauptsächlich Buben trifft, registriert.

Matteo kann Worte sprechen und gehen. Doch bleibt das so?
„Ein Protein im Gehirn, das andere Proteine kontrolliert, kommt bei Matteo doppelt vor. Was sich sowohl auf seine geistige als auch auf die physische Entwicklung auswirkt“, erzählt seine Mama Caroline beim Treffen mit der „Krone“ in einem Wiener Park. „Er versteht und spürt nicht alles, kann nur wenige Worte sprechen“, erzählt sie.

„Das Beängstigendste aber ist die Prognose für unser Kind. Denn 50 Prozent der Betroffenen bekommen im Volksschulalter epileptische Anfälle und entwickeln dann nach und nach jene Fähigkeiten, die sie sich erarbeitet haben, wieder zurück“, erklärt die aus Paris stammende Chemikerin. Nur die Hälfte der Betroffenen erlebt den 25. Geburtstag.

Familie mit Diagnose alleinegelassen
„Wir wollen uns das gar nicht vorstellen“, sagt Matteos Papa, der ebenfalls als Chemiker in Wien eine leitende Tätigkeit ausübt. Was den 40-Jährigen beschäftigt, ist, wie Familien mit derart schlimmen Diagnosen konfrontiert werden: „Als Wissenschaftler verstehen wir einigermaßen, was die Ärzte uns sagen. Aber wie muss es anderen gehen, wenn all die komplizierten Fachausdrücke unübersetzt auf sie einprasseln?“

Forschungsprojekt zu MECP2

Wollen Sie mehr über Matteo wissen bzw. die Erforschung seiner seltenen genetischen Erkrankung unterstützen? Kontaktieren Sie seine Eltern über:

  • Instagram-Account von Matteo: matteo_mds
  • Email: matteo_mds@gmx.net

Eltern engagieren sich für Systemverbesserungen
Die Eltern, die mittlerweile international gut vernetzt sind, kämpfen um Systemverbesserungen. Nicht nur für ihren Sohn, sondern für alle betroffenen Familien: „Eltern brauchen bessere Unterstützung, etwa psychologischen Beistand. Aber auch Hilfe betreffend Reha, Tagesbetreuungsstätten und vielem mehr.“

Matteo hat einen der raren Kindergartenplätze für schwer behinderte Kinder in Wien ergattert, besucht die Karl Schubert Schule in Liesing. „Es sind 40 Kinder auf der Warteliste. Auch da gibt es dringenden Handlungsbedarf“, setzt sich das Paar auch dafür ein, dass Eltern von Kindern mit Behinderung ihre Jobs nicht aufgeben müssen, weil es an Betreuungsplätzen mangelt. Und so in eine Armutsspirale geraten.

Bezug zur sechsjährigen Schwester stark spürbar
Wie Familie C. ihr Leben meistert, ist bewundernswert! Und findet in den glücklichen Augen ihres Sohnes den besten Ausdruck. Der beim Treffen mit der „Krone“ immer wieder lächelnd auf sein Spielzeug zeigt und „Boot“ ruft. Auch der Bezug zu seiner sechsjährigen Schwester Nyssa ist spürbar. Mama Caroline lächelt, wenn sie über die beiden spricht: „Nyssa geht unglaublich liebevoll mit Matteo um und sorgt sich um ihn. Wir haben den Eindruck, sie versteht manchmal besser als wir, was er gerade braucht.“

Unterstützung für Aktivitäten mit den Kindern an Matteos Schule:
Verein Karl Schubert Schule
IBAN: AT83 1100 0006 6197 9500
BIC: BKAUATWW

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