Die Kontrollen durch die deutsche Bundespolizei am Bahnhof Freilassing (Salzburg) sind ein Dauerbrenner, der bei Bahnbetreibern und Reisenden gleichermaßen für mächtig Ärger sorgt. Nun droht eine Bahnbaustelle auf der Strecke zwischen München und Salzburg die Situation deutlich zu verschärfen.
Ein Raunen geht durch den Railjet Nummer 64 von Salzburg nach München. „Das darf wohl nicht war sein, wir sind ja jetzt schon spät dran“, ärgert sich ein Fahrgast. Andere schauen nervös auf ihre Uhr und bangen um den Anschlusszug. Grund für die Aufregung: Die Grenzkontrollen der deutschen Bundespolizei am Bahnhof Freilassing. Dort kontrollieren die Beamten jeden Zug und jeden Reisenden penibel. Wie kürzlich erst bekannt wurde, werden die Kontrollen zumindest bis November fortgesetzt.
Die Zwangspausen ziehen einen Rattenschwanz nach sich. Für Fahrgäste, die von München mit Fernverkehrszügen weiterreisen, kann das eine Odyssee zur Folge haben. „Ich fahre oft erst abends nachhause. Wenn ich dann den Anschlusszug versäume, kann ich schauen, wo ich bleibe“, ärgert sich etwa Annette Müller, die mehrmals im Monat zwischen Leipzig und Salzburg pendelt. Sie versteht nicht, „warum die Polizei nicht einfach in Salzburg kontrolliert, wie früher“.
Baustelle wird Fahrplan über den Haufen werfen
„Im Grunde haben wir jetzt schon mit jedem Zug Verspätung“, ärgert sich Arnulf Schuchmann, Geschäftsführer der bayerischen Regionalbahn (BRB). In den Kontrollen ortet er einen „Verstoß gegen EU-Recht“. Die Verspätung betrage im Regionalverkehr meist acht bis 15 Minuten - Fernverkehrszüge würden allerdings oft eine halbe Stunde und länger in Freilassing Zwangspause machen. Auch wenn das schon ärgerlich genug ist und für versäumte Anschlüsse und verärgerte Fahrgäste sorgt, Schuchmann prophezeit für den Sommer „ein wahnsinniges Chaos“. Der Grund dafür: Bauarbeiten der Deutschen Bahn zwischen Salzburg und Rosenheim. „Die Strecke ist dann einspurig, das wird den kompletten Fahrplan über den Haufen werfen“, ist sich der Bahn-Chef sicher. Deswegen überlegt das Unternehmen sogar, vorübergehend nicht mehr den Salzburger Bahnhof anzufahren,
„Unangenehm“ sind die Verspätungen durch die Kontrollen auch für die ÖBB, wie Bahnsprecher Christoph Gasser-Mair sagt. Auch bei der Westbahn ist man nicht ganz glücklich über die Kontrollen. „Wir haben immer Verzögerungen. Wie schnell es geht, hängt davon ab, wie gut die Reisenden vorbereitet sind“, erklärt Sprecherin Iris Volpert. Zumindest sei zugesagt worden, dass die Beamten für die Dauer der Baustelle bereits in Salzburg einsteigen und schon auf der Fahrt nach Freilassing mit der Kontrolle beginnen, erklärt Volpert.
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