Eine neue Studie der MedUni Wien zeigt, dass eine virale Infektion während der Schwangerschaft das Gehirn der Mutter und ihr Fürsorgeverhalten nach der Geburt beeinträchtigen könnte. Die Untersuchungen wurden bereits an Mäusen durchgeführt.
„Mütter, die eine Virusinfektion durchlaufen haben, kümmerten sich weniger um ihre Jungen als die Tiere der Kontrollgruppe“, berichtete Verhaltensbiologin Daniela Pollak am Mittwoch. Die Studie wurde im Fachblatt „Molecular Psychiatry“ veröffentlicht.
Bereits frühere Studien zeigen lebenslange Konsequenzen
Frühere Studien mit Mäusen zeigten bereits, dass sich virale Infektionen während der Schwangerschaft auf das entwickelnde Gehirn der Jungen im Mutterleib mit lebenslangen Konsequenzen für Gehirnfunktion und Verhalten auswirken können. Nun untersuchte Pollak das mütterliche Gehirn und vor allem auch das Fürsorgeverhalten der Mütter. Die Forschungen wurden im Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien gemeinsam mit der Columbia University (USA) durchgeführt.
Der von Natur aus sehr starke Trieb, sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern und ihn vor Gefahren in Sicherheit zu bringen, war deutlich weniger ausgeprägt.
Daniela Pollak, Verhaltensbiologin
„Der von Natur aus sehr starke Trieb, sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern und ihn vor Gefahren in Sicherheit zu bringen, war deutlich weniger ausgeprägt. Auch das Bindungsverhalten war signifikant verringert“, erläuterte Pollak die weiteren Studienergebnisse.
Erhöhtes Risiko für Schwangere
Nicht nur im Verhalten der Muttertiere, auch in deren Gehirnen waren strukturelle, molekulare und funktionelle, Veränderungen erkennbar, hieß es in der MedUni-Aussendung. „Frauen, die während der Schwangerschaft virale, systemische Erkrankungen hatten, könnten ein erhöhtes Risiko haben, ein beeinträchtigtes Mutter-Kind-Bindungsverhalten zu entwickeln“, betonte Pollak, auch wenn sich Ergebnisse beim Tier nicht immer auf den Menschen umlegen lassen.
Frauen, die während der Schwangerschaft virale, systemische Erkrankungen hatten, könnten ein erhöhtes Risiko haben, ein beeinträchtigtes Mutter-Kind-Bindungsverhalten zu entwickeln.
Daniela Pollak, Verhaltensbiologin
Bei Verdacht, Arzt aufsuchen
Die Forscherin empfiehlt, bei Verdacht auf eine Infektion während der Schwangerschaft, sich bei Anzeichen von beeinträchtigter Bindung im Sinne des Wohlbefindens von Mutter und Kind in ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung zu begeben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.