Flüchtlinge in Tirol

Geld vom Land kommt nicht, aber GIS war schon da

Tirol
11.05.2022 06:00

Zwei Schutzsuchende aus der Ukraine, die im Tiroler Unterland untergekommen sind, warten seit Wochen auf die ihnen vom Land versprochene Grundversorgung. Doch das Landhaus vertröstet auf „Krone“-Nachfrage und bittet um Nachsicht. Den GIS-Beitrag sollten die Großmutter und ihre Enkelin aber sehr wohl zahlen.

„Da will man helfen, und dann werden dir nur Prügel vor die Beine geworfen“, macht Bernhard F. (Name geändert) seinem Ärger Luft. Der 51-Jährige aus dem Bezirk Kufstein hat Anfang März zwei ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Die 64-jährige Großmutter und ihre Enkelin (10) bewohnen drei Zimmer, Miete zahlen sie nicht. Könnten sie auch gar nicht, denn die beiden warten seit fast eineinhalb Monaten darauf, dass ihnen die Grundversorgung ausbezahlt wird.

Den Antrag dazu hat Bernhard F. am 29. März an das Land Tirol geschickt - nachdem er zuvor angeblich 14 Tage lang erfolglos versucht habe, jemanden zu erreichen. Noch einmal zwei Wochen vergingen, bis Mitte April die Bestätigung per E-Mail ins Haus flatterte: Der Antrag sei gewährt worden. „Das war die einzige Mail, die ich vom Land erhalten habe“, sagt F. Geld sei keines geflossen. Das, so teilte das Land mit, werde in bar ausgezahlt - obwohl auf dem Antrag auf Grundversorgung der Punkt „IBAN“ auszufüllen ist.

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Ich habe das Formular ausgefüllt und jetzt warte ich. In ein bis zwei Monaten bekommen wir sicher eine Antwort von der GIS.

Bernhard F.

Krankenstand sei Schuld an diesen Verzögerungen
Vergangene Woche klopfte dafür die GIS an die Tür - gemeldet sind die Flüchtlinge ja, also wollte man Rundfunkgebühren eintreiben. Auf seinen Protest riet man Herrn F., ein Formular auszufüllen. Das hat er abgeschickt, „und jetzt warte ich. In ein bis zwei Monaten bekommen wir sicher eine Antwort“, kann sich der 51-Jährige einen bissigen Kommentar nicht verkneifen.

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Im Bezirk Kufstein kommt es derzeit unter anderem aufgrund eines krankenstandsbedingten Ausfalls zu Verzögerungen.

Land Tirol

Die „Krone“ wollte vom Land wissen, warum die GIS schneller war als die Grundsicherung. Die Antwort: Im Bezirk Kufstein sei „unter anderem“ ein krankheitsbedingter Ausfall schuld an Verzögerungen, „wofür wir höflich um Nachsicht und Entschuldigung bitten“. Die GIS-Gebührenerhebung sei davon unabhängig.

Bisher keine Informationen über Auszahlungsort und -zeit
Weiters erklärte das Land: „Die Familie hat die entsprechenden Informationen zur Auszahlung mit dem Zusageschreiben erhalten.“ Besagtes Schreiben liegt der „Krone“ vor. Darin steht lediglich, wie viel Geld Großmutter und Enkelin zusteht. Und: „Über Ort und Zeit der Auszahlung werden Sie kurzfristig informiert.“

In dieser E-Mail an Herrn F. gewährte das Land die Grundversorgung. Genauere Informationen zur Auszahlung kamen bis dato nicht. (Bild: zVg)
In dieser E-Mail an Herrn F. gewährte das Land die Grundversorgung. Genauere Informationen zur Auszahlung kamen bis dato nicht.

Leben derzeit nur dank Spenden finanzierbar
F. fragt sich, wovon die Geflüchteten leben sollen. „Wenn wir keine Spenden auftreiben würden, würde es gar nicht gehen.“ Damit konfrontiert, konterte das Land: Jene, die im Innsbrucker Ankunftszentrum gewesen seien, hätten dort Bargeld für die erste Woche erhalten - 50 Euro pro Erwachsenem, 25 Euro pro Kind. Die Flüchtlinge, die bei Herrn F. untergekommen sind, haben kein Geld bekommen - wohl auch, weil sie nicht im Ankunftszentrum in Innsbruck waren. „Aber das haben wir über Privatinitiativen geregelt“, meint F. abschließend.

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