"Sonnendorf" zeigt's

Energie im eigenen Haus zum Nulltarif

Wohnkrone News
09.06.2011 16:27
Energie in den eigenen vier Wänden vernünftig, aber nicht zwanghaft sparsam einsetzen, immer über ausreichend Energie verfügen, um sich Sommer und Winter bei optimalen Raumtemperaturen so richtig wohlzufühlen, nie mehr von Fremd-Energieversorgern abhängig sein und das alles auch noch zum Energie-Nulltarif - das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Dass das aber möglich ist, will nun ein engagiertes Bauprojekt in Kärnten beweisen.

Nicht erst seit den aktuellen Diskussionen über den Ausstieg aus der Atomstromenergie zeichnet sich bereits seit Jahren mehr als deutlich ab, dass jegliche Bauplanung heute nicht mehr ohne eine gründliche Befassung mit dem großen Thema der Energieversorgung möglich ist.

Im privaten Hausbau entstanden dadurch die energiesparenden Modelle der Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser. Nicht ganz ohne Kritik und Vorbehalte seitens der künftigen Bewohner. Denn Passivhäuser setzen eine professionelle und umfassende Planung voraus, die auch die kleinsten Details in das Gesamtkonzept miteinbezieht. Vorausgesetzt, man will sich dann auch im neuen Haus rundum wohlfühlen.

"Aktivhäuser" erzeugen mehr Energie, als sie verbrauchen
Wesentlich einfacher und für den Konsumenten auch leicht nachvollziehbar, ist das Konzept der sogenannten Aktivhäuser, die das eigene Kleinkraftwerk für eine unabhängige – und umweltfreundliche – Energieversorgung gleich mitliefern. Energie das ganze Jahr über zum Nulltarif.

Die zweite Säule des Aktivhaus-Konzeptes liegt in der Forderung, dass ein verantwortungsvoller und sparsamer Umgang mit der Energie nicht auf Kosten des Wohnkomforts oder etwaiger Wohneinschränkungen liegen darf - und soll. "Viele Menschen wollen heute ökologisch bauen, haben aber ein Problem mit den luftdichten und zwangsbelüfteten Passivhäusern. Sie wollen in der Früh beim Lüften die Vögel hören und am Abend das Knistern im Kachelofen genießen. Sie wollen im Bad um sechs Grad mehr haben als im Schlafzimmer", erläutert Andreas Müller, der gemeinsam mit dem bekannten Vorarlberger Architekten Peter Schaffer in Kärnten gleich eine ganze Aktivhaus-Wohnanlage umsetzt - das "Sonnendorf".

Jedes der 14 "Sonnendorf"-Doppelhäuser soll mithilfe moderner Photovoltaik-Technik und Wärmepumpentechnologie nicht nur mehr Energie erzeugen, als durchschnittlich verbraucht wird, sondern durch die massiven einschaligen und vor allem auch atmungsaktiven Ziegelwände für höchsten Wohnkomfort und ein besonders angenehmes Raumklima sorgen.

Das "Sonnendorf" in Finkenstein
In schönster Lage, nämlich in Finkenstein am Faaker See/ Kärnten, soll das "Sonnendorf" nachhaltig belegen, dass die Antwort auf die Energiefrage in innovativen Kombinationen bereits bewährten Bauwissens, besonderer Materialeigenschaften und modernster Technologien liegt.

Herzstück des Aktivhaus-Konzeptes ist das "private" Kraftwerk. Anstelle herkömmlicher Dachziegel bedecken jedes Haus rund 60 Quadratmeter Photovoltaikanlage. Derart kann aus der Umwandelung der Sonnenenergie in Sonnenstrom ausreichend Energie für den durchschnittlichen Jahresverbrauch einer vierköpfigen Familie gewonnen werden. "Im Sommer wird die überschüssige Energie in das Netz eingespeist und im Winter bei Bedarf wieder zugekauft. In Summe tendieren derart die Jahres-Energiekosten gegen Null", unterstreicht Architekt Schaffer.

Unabhängig, sparsam und umweltfreundlich
Der große Vorteil dieser Versorgung liegt jedoch nicht nur in der wirtschaftlichen Einsparung – im Jahresdurchschnitt fallen bei herkömmlicher Energieversorgung bei einer vierköpfigen Familie etwa 2.500 bis 3.000 Euro Energiekosten an -, sondern vor allem auch in der absoluten Unabhängigkeit von Fremdenergieversorgern. Sei es preislich oder auch in Bezug auf die Versorgungssicherheit. "Denn", so Schaffer, "alle Entwicklungen weisen mehr als deutlich darauf hin, dass die Energiekosten und deren zukünftige Entwicklung heute bei jedem Hausbau die große Unbekannte sind. Hier also Unabhängigkeit zu erreichen und jedes finanzielle Risiko von Beginn an so weit wie nur möglich auszuschließen, ist heute eine der wichtigsten Anforderungen beim Baugeschehen." Einer besonderen Bedeutung kommt dabei natürlich auch dem Klimaschutz zu, denn verglichen mit einer modernen Öl- oder Gasheizung spart jede Aktiv-Wohneinheit im "Sonnendorf" 3,5 bis 6,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein. 

Geheizt (und auf Wunsch auch gekühlt) wird im "Sonnendorf" ausschließlich mit Wärmepumpen. Für ein optimales Temperaturmanagement sollen zusätzlich die bewährten Eigenschaften einer einschaligen (monolithischen) Ziegelbauweise sorgen. Verwendet werden 50 Zentimeter starke Ziegel, die einerseits sehr gute Dämmwerte sichern – "auch eine wichtige Frage für die Förderungen" (Schaffer) -, andererseits aufgrund ihrer Speichermasse im Winter die Wärme speichern und im Sommer angenehm kühl bleiben.

In vieler Hinsicht lehrreich
Das ökologische "Sonnendorf"-Konzept endet allerdings nicht vor der Haustür. "In allen Carports und auch am Besucherparkplatz sind Stromtankstellen für Elektrofahrzeuge vorgesehen und selbst die Straßenbeleuchtung wird mit Sonnenstrom betrieben", unterstreicht Peter Schaffer.

Darüber hinaus wird der Energieverbrauch der ersten sechs Häuser wissenschaftlich dokumentiert und ausgewertet.

Die Doppelhaushälften stehen bereits zum Verkauf bereit – die Nachfrage ist laut der Projektgesellschaft SunMedia mehr als positiv. Gewählt werden kann zwischen vier verschiedenen Haustypen mit 100 und 130 Quadratmeter Nutzfläche. Trotz des Wegfalls der monatlichen Betriebskosten für die Energieversorgung sollen die Preise nur geringfügig über denen für herkömmliche Eigenheime liegen.

Lehrreich will das "Sonnendorf" aber auch noch in anderer Hinsicht sein: Begleitet von Ausbildnern und Profis wird die "Sonnendorf"-Baustelle als Lehrlings-Baustelle geführt. Kärntner Lehrlinge (20 Prozent davon weiblich) aus 17 Gewerken errichten drei Musterhäuser, die restlichen Wohneinheiten werden als normale Bauträgerprojekte umgesetzt.

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