Der Lienzer Zeithistoriker Martin Kofler leitet das „Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst“, kurz TAP genannt. Der engagierte Wissenschaftler sieht die Intention, welche hinter der aktuellen virtuellen Ausstellung mit dem sinnstiftenden Namen „Tirol und die Ostfront im Ersten Weltkrieg – ein visueller Beitrag zum Überfall Russlands auf die Ukraine 202“ folgendermaßen: „Das Ziel der Ausstellung ist, die damalige Tragik der Kriegsverhältnisse näherzubringen und die traurige Ebene Tirol und Ukraine in ansprechender Form in Bild und Wort zu verdeutlichen. Es geht auch darum, ein schwieriges, in Vergessenheit geratenes Kapitel der Tiroler/Südtiroler Zeitgeschichte wieder aufs Tapet zu bringen – im Lichte des heutigen Überfallkrieges Russlands gegen die Ukraine.“
Ein schwieriges, in Vergessenheit geratenes Kapitel der Tiroler Zeitgeschichte wieder aufs Tapet zu bringen – im Lichte des heutigen Überfallkrieges Russlands gegen die Ukraine.
Martin Kofler, Historiker und Leiter TAP
Schwerpunkt liegt in 300 Fotos
Abseits einzelner gezeigter Denkmäler und Friedhöfe, die auf den omnipräsenten Faktor „Tod“ verweisen, liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den für diese Schau erstmals erschlossenen rund 300 Aufnahmen des Fotografen Wilhelm Dronowicz in der Sammlung Martin Dobernik im TAP, die den Bereich der russischen Ostfront zeigen.
In den allermeisten Fällen handelt es sich um seltene Stereoaufnahmen. Hier werden die sehr wechselhaften Kämpfe in Galizien und Wolhynien, heute Teile der Staaten Polen und Ukraine, dokumentiert. Der Blick zurück in die Geschichte ist wichtig – da er den Fokus für das Verständnis von heute schärft. Abseits der polnischen Teilungen durch die Großmächte im späten 18. Jahrhundert oder den vielen auch kleineren Konflikte – etwa in der Zwischenkriegszeit oder während des Zweiten Weltkriegs mit der deutschen Wehrmacht „im Osten“ – verdeutlicht die Ausstellung, dass diese Region Mittel- und Osteuropas immer wieder umkämpft war.
Die Vergangenheit prägt die Gegenwart
Diverse Machtinteressen und Nationalismen bestimmten das Schicksal, wie man aktuell leider sehen muss, bis in die Gegenwart. Der Verweis auf die österreichisch-ungarische Kulturstadt Lemberg (Lwiw) ist viel zu wenig. Diese Stadt ist derzeit überfüllt mit unzähligen traumatisierten Flüchtlingen. Es gibt eine spezifisch österreichische Geschichte der heutigen West-Ukraine - die virtuelle Ausstellung legt den Fokus auf die „Tiroler“ Dimension im Ersten Weltkrieg in ihren verschiedenen Facetten.
Die Bilder befinden sich auf der Startseite der Webseite des TAP: www.tiroler-photoarchiv.eu
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