Leid auf vier Pfoten

Qualzucht: Kranke „Lotti“ unbehandelt abgeschoben

Tierecke
21.03.2022 09:33

Die zweijährige französische Bulldogge „Lotti“ ist ein Opfer skrupelloser Qualzucht. Da sie chronischen Durchfall hat, wurde sie kurzerhand auf den Tierschutzhof „Pfotenhilfe“ abgeschoben. Die Salzburger Familie, die sie gekauft hatte, verlor offenbar die Geduld, obwohl sie selbst „Lottis“ Leid verschuldet hat. 

„Lotti“ wurde mitten im ersten Lockdown 2020 bei einem bayrischen Züchter gekauft. Da sie von Anfang an große gesundheitliche Probleme hatte, war die Familie schnell überfordert. „Pfotenhilfe“-Chefin Johanna Stadler: „‘Lotti‘ ringt um Luft, denn sie leidet unter Kurzköpfigkeit, zudem hat sie stark hervortretende Augen. Die junge Hündin röchelt den ganzen Tag vor sich hin. Beim Trinken merkt man die Beeinträchtigung am stärksten. Und wenn sie zu schlafen versucht, weiß sie nicht, wie sie sich am besten hinlegen soll, damit sie halbwegs notdürftig atmen kann.“

Fakten

  • Qualzucht bedeutet, dass Tiere vermehrt werden, deren Rassemerkmale so ausgeprägt sind, dass dies gesundheitliche Folgen hat
  • Es gibt zwar ein Qualzucht-Verbot im österreichischen Tierschutzgesetz. Die genauen Vorgaben, ab wann eine Nase zu platt, Hautfalten zu tief oder Beine zu krumm sind, fehlen jedoch (noch).
  • Von Seiten der Bundesländer wurde begrüßt, dass ein „Zertifizierungssystem für Zuchttiere“ (eine „Plakette“) etabliert wird
(Bild: Pfotenhilfe Lochen)

„Lotti“muss daher dringend operiert werden. „Wie kann man so grausam sein und solche Qualzuchtrassen züchten“, ärgert sich Stadler. Doch zunächst muss der gesundheitliche Zustand der Hündin stabilisiert werden, denn sie leidet von klein an unter chronischem Durchfall, der sogar blutig ist.

Zudem hat „Lotti“ eine schwere, schmerzhafte Ohrenentzündung, eine Augenentzündung und ist viel zu dünn. „Unser Tierarzt hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und behandelt sie jetzt medikamentös“, so Stadler.

Entenfellner: „Wir unterstützen keine Qualzucht!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner kennt die Thematik von einer anderen Seite: „Täglich erreichen uns mehrere Anfragen von Tierbesitzern, die angesichts der hohen Tierarztkosten für Gaumensegel-, Nasen- oder Hüftoperationen verzweifelt sind. Wir arbeiten mit Spendengeldern und das seit Jahren am Limit, weil der Mensch ständig kranke Hunde hervorbringt. Das kann eigentlich nicht sein!“ Um auch die Tierhalter in die Pflicht zu nehmen, werden schon länger keine Kosten nach Fensterstürzen von Katzen oder Welpenmafia-Käufen von Hunden mehr übernommen. „Das können und dürfen wir nicht. Und wir handhaben das bei Problemen, die nachweislich durch Qualzucht entstehen, ebenso.“

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