Kopfweh & Co.

Wetterfühligkeit: Wenn unser Körper schlapp macht

Steiermark
23.02.2022 15:50

Bis zu 22 Grad brachte der heurige Februar schon - und während die einen aufblühen, machen vor allem flotte kalt/warm-Wechsel anderen Steirern erheblich zu schaffen. Warum aber ist das so?

In der Nacht und an manchen Tagen ist es auch in unserem Bundesland teils noch bitterlich kalt - und dann schnellt das Thermometer wieder so sprunghaft hinauf, dass es an der „Frühlings-Grenze“ kratzt. Warum spüren die Auswirkungen manche aber mehr als andere? Und warum merkt man das überhaupt?

Der bekannte Grazer Kardiologe und Med-Uni-Professor Robert Zweiker hat eine verblüffende Erklärung dafür: „Wetterfühligkeit entsteht dadurch, dass wir uns vielfach von der Natur entkoppelt haben. Früher war die Menschheit aller Unbill direkter ausgeliefert, heute schützt sie sich durch sesshaften Lebensstil in festen Behausungen. Das ist die Haupterklärung für das Phänomen der Wetterfühligkeit, das damit immer mehr Steirer spüren.“

Kinder waren früher immer draußen
Die Grundlage würde oft schon in der Kindheit gelegt: „Früher standen vielfach lange Fußwege zur Schule bei jedem Wind und Wetter an, Leibesübungen wurden viel mehr im Freien gemacht, die ganze Freizeit war auf ,draußen‘ eingestellt. Jetzt werden Kinder vielfach bis zum Schultor gebracht, und Freizeit gibt’s in den eigenen vier Wänden.“

Schnelle Temperaturwechsel gehen immer auch mit Luftdruckveränderungen Hand in Hand - auf beides reagiert der Körper. Zweiker: "Wenn die Luft plötzlich warm wird, dann erwärmen sich auch die Gefäße in unserem Körper schnell und weiten sich aus. Das heißt, es müssen mehr Körperstellen durchblutet werden - damit sinkt der Blutdruck ab. Was oft mit Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen einhergeht.

Und warum spüren manche dann Narben oder die Gelenke? „Narben etwa sind empfindlicher als ,normale‘, unbeschadete Haut, daher auch anfälliger. Genauso wie bereits angegriffene Gelenke - sie können Wetterumständen nicht dasselbe entgegensetzen wie gesunde Teile des Körpers.“

Zitat Icon

Man kann seinen Körper gegen Wetterfühligkeit trainieren. Indem man sich wieder mehr auch der Unbill der Natur aussetzt – und sich nicht vor allem schützt.

Prof. Robert Zweiker

Aber, so betont Zweiker, man kann seinen Körper auch gegen Wetterfühligkeit trainieren, „indem man schon auch mal rausgeht, wenn es nicht einladend ist, bei Regen, Schnee, Wind“.

Fakten

Was sind Symptome von Wetterfühligkeit?
Manchen Menschen setzen Wetterumschwünge stärker zu als anderen, bei denen sich der Wechsel von kalt auf warm gar nicht niederschlägt. Hoher Blutdruck, Kreislaufprobleme, dröhnende Kopfschmerzen, Müdigkeit und schlechte Stimmung sind häufige Symptome.

Was ist der Unterschied zu Wetterempfindlichkeit?
Wetterfühligkeit kann jeden von uns treffen, sie kann auch erst später im Alter auftreten. Von Wetterempfindlichkeit spricht man dann, wenn ein Mensch mit einer Grunderkrankung wetterfühlig ist, wobei sich diese Grunderkrankung dann auch noch verstärkt. 

Sterben durch Wetterkapriolen mehr Leute?
„Bei dem Wetter sterben die Leut’“ - das hört man heute noch vor allem ältere Steirer sagen, wenn die Temperaturen so schwanken. Statistisch belegbar ist das nicht. Auf das Winterhalbjahr - Oktober bis März - entfallen laut Landesstatistiker Martin Mayer 54% der Sterbefälle. 

Ist Wetterfühligkeit nicht eher Einbildung?
Nein, die körperlichen Auswirkungen sind medizinisch belegt. Aber: Natürlich kann die Psyche eine Rolle spielen. Wenn man schon vorher sagt: „Jetzt kommt der Föhn, jetzt krieg ich gleich Kopfweh, das ist immer so“, dann könnte das soweit gehen, dass physische Beschwerden folgen.

Dass es derzeit so schnell von kalt auf warm dreht, erklärt Michael Beisenherz, Experte von Ubimet, durch die kräftige Azoren-Strömung, die warme Luft vom Atlantik her weht. Dass es aber nachts so kalt wird, hängt mit den klaren Nächten zusammen; das lässt Wärme schneller entweichen, als wenn Wolken dies abblocken.

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