Innere Uhr verstellt

“Senile Bettflucht” wird durch Hormone ausgelöst

Wissenschaft
18.05.2011 12:19
Warum Menschen im Alter vielfach zu Frühaufstehern mutieren, selbst wenn sie in ihrer Jugend eher Morgenmuffel waren, haben jetzt Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Basel herausgefunden. Demnach sind für das frühe morgendliche Erwachen, das im Volksmund als "senile Bettflucht" bezeichnet wird, Hormone verantwortlich, berichten die Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Science".

Ein Team um die Forscher Anne Eckert von der Universität Basel und Steven Brown von der Universität Zürich verglich für die Studie die komplexe innere Uhr bei älteren und jüngeren Menschen. Sie hält diverse Körpervorgänge in einem Rhythmus von etwa 24 Stunden, vom Schlaf über die Körpertemperatur und die Verdauung bis zum Blutdruck. Die Uhr tickt bei jedem Menschen etwas anders: Einer könnte schon frühmorgens Bäume ausreißen, ein anderer kommt erst später in die Gänge, ist dafür aber um Mitternacht immer noch munter.

Vom Nachtschwärmer zum Bettflüchter
Doch im Lauf des Lebens gibt es allgemeine Veränderungen dieses so genannten Chronotypus. Während der Pubertät wird die innere Uhr auf nachtaktiv gepolt - deshalb sind Jugendliche meist Nachtschwärmer. Ab etwa dem 20. Lebensjahr verschiebt sich die innere Uhr nach vorn - bis wir im Alter an "seniler Bettflucht" leiden.

Für ihre Untersuchung entnahmen die Schweizer Forscher insgesamt 36 Versuchspersonen einen winzigen Hautteil und maßen in den Hautzellen die Aktivität der inneren Uhr. Die Hälfte der Probanden war zwischen 21 und 30 Jahren alt, die andere Hälfte zwischen 60 und 88 Jahren.

Es zeigte sich, dass die inneren Uhren der älteren und der jüngeren Probanden im Reagenzglas genau gleich tickten. Die wesentlichen Eigenschaften der inneren Uhr der Hautzellen selber scheine sich also mit dem Alter nicht zu verändern, schreiben die Wissenschaftler.

Hormone für veränderten Zyklus verantwortlich
Doch das Verhalten änderte sich, als die Forscher die gleichen Zellen mit Blutserum von älteren Menschen behandelten: Die inneren Uhren verschoben sich in einer für das Alter charakteristische Weise - egal ob die Hautzellen von jungen oder alten Menschen stammten. Im Serum von jungen Menschen fand eine solche Veränderung dagegen nicht statt.

Die Forscher schließen daraus, dass im Alter nicht die molekularen Komponenten der inneren Uhr selbst verändert sind. Vielmehr vermuten sie, dass Hormone, die im Körper zirkulieren, auf die Uhr wirken und so für die Veränderungen der Schlafgewohnheiten im Alter verantwortlich sind.

Die Wissenschaftler versuchen nun herauszufinden, welche Faktoren beteiligt sind. Lassen sich die Hormone identifizieren, könnten die Schlafstörungen im Alter zukünfig vielleicht mit Medikamenten behandelt werden, so die Forscher.

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