Seit Jahrzehnten kämpft die Kärntner Bahnlärminitiative gegen die unerträgliche Belastung durch Güterzüge. Jetzt will sie mit einer Betroffenheitsstudie aus Deutschland Druck machen. 200.000 Kärntner leiden täglich unter dem Bahnlärm, klagen über schlaflose Nächte und Depressionen.
Im Kampf gegen den Bahnlärm im Kärntner Zentralraum haben sich die Vertreter der Bürgerinitiativen jetzt Verstärkung aus Deutschland geholt. Auch dort stemmen sich Initiativen wie „Pro Rheintal“ gegen die Lärmbelastung. Sie haben sogar eine Studie mit mehr als 2000 Lärmopfern durchführen lassen. Die Ergebnisse wurden im „Bürgerbuch Bahnlärm“ zusammengefasst. Und die geben zu denken.
Lärm macht krank! Das ist bestätigt. Maßnahmen müssen dringend her, denn mehr als 200.000 Bürger sind davon betroffen.
Christoph Neuscheller, Bürgerinitiative
„Es geht nicht um die Personenzüge, sondern um die viel zu schnell fahrenden alten Güterzüge, die quasi durch unsere Häuser donnern!“, betont Frank Gross von „Pro Rheintal“. Deren Lärm verursache sogar Krankheiten. „90 Prozent der befragten Bahnanlieger klagen über Schlafstörungen und spüren, dass der Lärm ihre Gesundheit beeinträchtigt“, bestätigt Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie in Mainz. „Folgeerkrankungen von Stress und Schlafentzug sind dann Schlaganfall, Herzinfarkt, Krebs und Demenz.“
Die Initiative „Pro Rheintal“ kritisiert, dass medizinische Studien über Bahnlärm in der Vergangenheit gezielt verhindert worden seien: „Die Bahn berechnet den Lärmpegel selbst. Und dabei werden störende Töne bei der Messung einfach herausgefiltert und in den Berechnungen ignoriert.“
Tempolimit?
Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse fordern die Bürgerinitiativen in Kärnten ein Tempolimit von 50 km/h. „Autos müssen in der Ortschaft ja auch 50 fahren - warum nicht die Züge?“, so Christoph Neuscheller von „Stop Bahnlärm“. Neuscheller wohnt in Pörtschach direkt neben den Gleisen und nennt ein aktuelles Beispiel: „Die Züge müssen wegen einer Baustelle im Ort langsamer fahren. Man hört sie kaum! Ein Tempolimit wäre daher das Beste, was uns allen passieren kann - bis die ÖBB ihre alten Güterzüge endlich modernisiert haben!“
Sein Mitstreiter Herbert Zankl-Omann beharrt auf den Bau einer Trasse für den Güterverkehr: „Kurzfristige Maßnahmen sind wichtig. Aber wir müssen auch langfristig denken. Und da werden wir um eine eigene Strecke für Güterzüge nicht umhin kommen.“ Peter Unterluggauer von „Stopp Bahnlärm Klagenfurt“ fordert ein Bahnlärmgesetz: „So etwas gehört endlich beschlossen. Die Güterbahn ist nicht umweltfreundlich, solange sie gesundheitsschädigend ist!“
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