Angst vor Problemen

Kritik: „Keine Unterstützung für uns Vermieter“

Tirol
14.02.2022 15:45

Viele Eigentümer von Wohnungen vermieten nicht, weil sie Angst vor Problemen mit Mietern haben. Eine Tirolerin berichtet der „Krone“, was sie in 50 Jahren des Vermietens so alles erlebt hat.

„Der Großteil der Mieter ist anständig und bezahlt pünktlich seine Miete“, schickt Rosa H. (Name der Redaktion bekannt) im Gespräch mit der „Krone“ voraus, in dem sie von ihren Erfahrungen berichtet. Der konkrete Anlassfall ist leider kein guter: Sie liegt im Clinch mit einem Mieter, der nach einem halben Jahr mit 1600 Euro im Rückstand ist und sich beharrlich weigerte zu gehen. Mehr noch: „Im Herbst, die erste Rate war gerade noch bezahlt, flog er in die Türkei und brachte von dort seine betagten Eltern mit – ohne uns vorher Bescheid zu geben“, sagt H.

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Wir wurden immer nur vertröstet. Über seine finanzielle Situation und seinen Krankenstand ließ er uns im Dunkeln. Das war ein raffinierter Einmietungsbetrug erster Klasse.

Rosa H.

Man wohnte nun also zu dritt in der 45-Quadratmeter-Wohnung. „Was hätte ich tun sollen? Ich konnte ja die Eltern nicht vor die Tür setzen.“ Dann einigte man sich auf ein höheres Mietentgelt, das aber nur schleppend oder gar nicht bezahlt wurde. „Wir wurden immer nur vertröstet. Über seine finanzielle Situation und seinen Krankenstand ließ er uns im Dunkeln. Das war ein raffinierter Einmietungsbetrug erster Klasse.“

„Meldetheater“ mit Haupt- sowie Nebenwohnsitz
Für den Vater meldete der Mann einen Nebenwohnsitz an, für die Mutter einen Hauptwohnsitz – ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte. Denn als die Eltern vor Weihnachten ohne Ankündigung nach Deutschland reisten, konnte die Mutter nicht mehr abgemeldet werden. „Wir warteten ewig auf den Reisepass aus Deutschland. Wir wurden zum Narren gehalten.“ Denn wenn ein Mieter nicht mehr auffindbar, aber noch gemeldet ist, landet selbstverständlich sämtliche Post beim Vermieter – „mit unklaren Konsequenzen“.

Fehlende Anlaufstellen
Frau H. rief deswegen auch die Polizei um Hilfe. Die Beamten stellten den Sohn zur Rede, schließlich klappte es mit dem Reisepass. Mit einem Anwalt stand die Vermieterin selbstverständlich mehrfach in Kontakt. „Immer wieder dasselbe: Es wird auf den zivilrechtlichen Weg verwiesen. Alles ein langer und verlustreicher Prozessweg für den Vermieter und keinerlei Garantie, dass man zu seinem Recht kommt.“

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Der Mieter kann wenigstens zur AK gehen, um dort sofortige Hilfe zu bekommen, wenn er Mietzinsfragen hat. Und wenn der Vermieter ein Problem mit dem Mieter wegen Nicht-Zahlung der Miete hat oder wenn einer alles kaputt macht? Dann ist keiner zuständig für eine sofortige, schnelle Hilfe für den Vermieter vor Ort.

Rosa H.

Zudem gebe es keinerlei Anlaufstellen: „Der Mieter kann wenigstens zur AK gehen, um dort sofortige Hilfe zu bekommen, wenn er Mietzinsfragen hat. Und wenn der Vermieter ein Problem mit dem Mieter wegen Nicht-Zahlung der Miete hat oder wenn einer alles kaputt macht? Dann ist keiner zuständig für eine sofortige, schnelle Hilfe für den Vermieter vor Ort. Das ist sehr einseitig im Gesetz.“ Es sei kein Wunder, dass Vermieter immer strenger werden mit dem Mietvertrag, der Kaution etc. und nicht jeden Mieter aufnimmt.

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Der Verlierer ist sowieso meistens der Vermieter, denn bei vielen ist trotz Richterspruch kein Geld zu bekommen.

Rosa H.

Mehrfach schlechte Erfahrungen
Seit Mitte der 1960er-Jahre vermiete sie Privatwohnungen in ihrem Haus, und es sei nicht das erste Mal, dass sie draufgezahlt hat. Einmal zerstörte ein Mietnomade eine der Wohnungen, auf den Kosten blieb sie sitzen. „Der Verlierer ist sowieso meistens der Vermieter, denn bei vielen ist trotz Richterspruch kein Geld zu bekommen. Ein Sprichwort sagt ja auch: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.“

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