Legale Diskriminierung

„Anti-Homo-Haus“: Skandal um Herberge in NÖ

Niederösterreich
09.02.2022 19:31

Für Aufregung sorgt eine Privatzimmervermietung im Bezirk Krems-Land, die sich selbst als „Anti-Homo-Haus“ bezeichnet. „Mit Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie wollen wir nichts zu tun haben“, ist auf der Quartier-Webseite zu lesen. Der SPÖ-Parlamentsklub ortete in einer Aussendung am Mittwoch einen „neuen Höhepunkt homophober Werbung in Österreich“ und forderte eine Änderung des Gleichbehandlungsgesetzes. Die Aids Hilfe zeigte sich „entsetzt“ über den Betrieb.

„Das ,Anti-Homo-Haus‘ wird bleiben. Das wird man mir nicht ausreden können“, sagte der Betreiber des Quartiers für Arbeiter und Monteure auf APA-Anfrage. Weil man Homosexualität ablehne und „nichts mit AIDS oder Syphilis zu tun haben“ wolle, sei man von Buchungsplattformen gesperrt worden, heißt es auf der Webseite der Unterkunft, die seit Jahren als „Anti-Homo-Haus“ geführt wird.

Die Gemeinde hat die Unterkunft laut einem „NÖN“-Bericht von ihrer Webseite gelöscht. Die Antidiskriminierungsstelle Niederösterreich bleibe aber „machtlos“, teilte die SPÖ mit: „Das liegt daran, dass Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung in Österreich beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, wie eben Beherbergung, noch immer legal sind.“

„Absolut inakzeptabel“
SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner forderte die Bundesregierung dazu auf, den Diskriminierungsschutz gesetzlich zu verankern. Ein beschlussfertiger Entwurf liege vor. Die türkis-grüne Koalition habe mehrere Anträge der Sozialdemokraten dazu abgelehnt. „Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass mitten in Österreich ein Hotel als ,Anti-Homo-Haus‘ wirbt und sexuelle Orientierung mit HIV gleichsetzt - das ist absolut inakzeptabel“, betonte Lindner.

Weitere Passagen auf der Quartier-Webseite, wonach „Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie“ als „Philosophien“ bezeichnet würden, die „die seelische Gesundheit aller Betroffenen zerstören“, nannte Lindner „vollkommen untragbar“: „Meinungsfreiheit hört dort auf, wo die Freiheit unserer Mitmenschen endet und wo Hass geschürt wird.“ Dieser Betrieb habe die Grenze überschritten, so der SPÖ-Politiker.

Zitat Icon

Wenn er irrationale Ängste hat, können wir ihm diese mit guter Beratung nehmen.

Andrea Brunner von der Aids Hilfe

Die für Niederösterreich zuständige Aids Hilfe Wien zeigte sich „entsetzt“ über den Beherbergungsbetrieb, „der keine homosexuellen Gäste aufnimmt und diese auch diskriminierenderweise mit sexuell übertragbaren Infektionen in Verbindung bringt“. Geschäftsführerin Andrea Brunner bot dem Betreiber „breite Information zum Thema sexuelle Gesundheit an“, um den Abbau von Vorurteilen zu ermöglichen. „Wenn er irrationale Ängste hat, können wir ihm diese mit guter Beratung nehmen. Wir können ihn aufklären, wie HIV und STI (sexuell übertragbare Krankheiten, Anm.) übertragen werden - nämlich nicht im Alltagsleben, wie es in einem Hotel der Fall ist“, teilte Brunner mit.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Niederösterreich



Kostenlose Spiele