Kritik an Ministerin

Steirer wehren sich gegen Stopp für A9-Ausbau

Steiermark
13.01.2022 19:10

Nachdem Ministerin Gewessler die dritte Fahrspur abgesagt hat, wächst der Widerstand. WKO-Umfrage bringt ein klares Ergebnis. Landespolitik ringt um gemeinsamen Nenner

„Die Fahrstreifenzulegung an der A9 zwischen Graz und Wildon wird aus verkehrlichen Gründen und im Sinne der Eindämmung des Bodenverbrauchs nicht weiterverfolgt.“ Dieser Satz aus dem Verkehrsministerium ließ Ende November des Vorjahres die Wogen in der Steiermark hochgehen. Denn frei aus dem Beamtendeutsch übersetzt, bedeutete das, dass alle Planungen für einen dreispurigen Ausbau der „Pyhrn“ im Grazer Süden mit einem Schlag obsolet waren.

In der Region fühlen sich viele von Ministerin Elenore Gewessler (Grüne) im Stich gelassen. Die Anrainer-Bürgermeister wandten sich (wie berichtet) sofort mit einem Brief an die Steirerin - doch die blieb beim „Njet“. „Der Schutz unseres Klimas und unserer wertvollsten Böden ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit“, stellte Gewessler klar.

„Man verschließt die Augen vor der Realität“
„Wir sind hier auch alle für den Umweltschutz und leben das auch, investieren viel Geld in Radwege und Öffi-Angebote, aber wir leben im am stärksten wachsenden Ballungsraum Österreichs und der Verkehr wird immer mehr zunehmen“, mahnt Kalsdorfs Bürgermeister Manfred Komericky (SPÖ). „Irgendwie verschließt man die Augen vor der Realität“, schimpft er in Richtung Wien.

88 Prozent für Ausbau
Gestern stieg jedenfalls auch die Wirtschaftskammer in den Ring und präsentierte eine Umfrage unter über 1000 Unternehmern und mehr als 1100 Anrainern aus der Region. Stolze 88 Prozent der Befragten votierten dabei für den dreispurigen Autobahnausbau - 95 Prozent sehen die A9 schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen angekommen. „Anstatt von Wien aus eine weitere Stau-Zukunft zu verordnen, sollte die Ministerin endlich mit den Betroffenen reden und ihre Sorgen ernst nehmen“, fordern WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg und verweisen darauf, dass laut Asfinag bis 2035 mit bis zu 92.000 Fahrzeugen auf dem Autobahnabschnitt zu rechnen ist - aktuell sind es zu Spitzenzeiten rund 47.000.

Koalition gespalten
Unterstützung erhält man von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP): „Für die steirische Wirtschaft ist eine moderne und funktionierende Verkehrsinfrastruktur unverzichtbar. Ein Ausbau der A9 im Süden von Graz ist daher unbedingt notwendig.“ 

Der rote Koalitionspartner meidet derartig klare Worte: „Der Ausbau der Autobahnen fällt in die Zuständigkeit der Ministerin. Als Land haben wir keinen Einfluss, weshalb wir unsere volle Energie dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs widmen“, stellt Verkehrsreferent und Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang klar.

Harsche Kritik der Unternehmer
Die heimischen Unternehmer finden für die Absage des Autobahnausbaus jedenfalls ziemlich klare Worte. „Ich halte es für unverantwortlichen Schwachsinn.“ Günter Dörflinger hält mit seiner Meinung zum Stopp aller Ausbaupläne für die A9 nicht hinterm Berg. Als Vorstandsmitglied von Christof Industries pendelt er regelmäßig zum Standort in Werndorf. “Und da fahre ich jeden Tag an einer zehn Kilometer langen Doppelkolonne vorbei und möchte einmal wissen, was hier jeden Tag an Schadstoffen in die Luft geblasen wird„, poltert der ehemalige Gesundheitslandesrat.

„Diese Entscheidung der Ministerin ist für den Wirtschaftsstandort schädlich und letztlich auch für die Umwelt“, fährt er fort. In die selbe Kerbe schlägt auch Franz Glanz, Chef vom Cargo Center Graz: „Diese Entscheidung ist völlig widersinnig. Hier wurde die Ideologie vor die Vernunft gestellt - und das ist immer schlecht.“ 

Er sieht auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region in Gefahr - dabei hat sein Center im Vorjahr das Ergebnis wieder um mehr als zehn Prozent steigern können. Was er nicht versteht: „Rund um Graz ist es ab Gleisdorf dreispurig, ab Gratkorn ebenso wie in Richtung Pack - nur im Süden, wo das größte Bevölkerungswachstum herrscht, soll es zweispurig bleiben. Wo ist denn da die Logik? Für mich ist daher auch die politische Zurückhaltung in der Landespolitik völlig unverständlich.“

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