Nostalgische Reise

Manner-Villa wird Luxus-Bau: Ein letzter Rundgang

Wien
07.11.2021 11:00

Zu Jahresbeginn soll der Start erfolgen: Aus der Manner-Villa in Wien wird ein Luxus-Wohnbau. Ein seltener Rundgang durch das historische Gebäude lässt noch den Geist der Industriellen-Dynastie spüren.

Gegen Ende brannte nur noch das Licht in einem der Räume in der Oberetage. Dorthin hatte sich Carl Manner, Enkel von Firmengründer Josef Manner, begleitet von seiner Haushälterin, zurückgezogen, ehe das Licht 2017 endgültig ausgemacht wurde.

Carl Manner - eine Wiener Institution
Diese Geschichte wird immer noch gerne von Kundigen im Vorbeigehen an der imposanten Villa an der Klampfelbergstraße erzählt - der damals 87-Jährige war schließlich eine Wiener Institution, der für sein Unternehmen lebte, obwohl er die kultigen Schnitten in der rosa Verpackung selbst gar nicht so gerne mochte.

Zugegeben, die in die Jahre gekommene, desolat wirkende Villa nachts alleine zu betreten, könnte den einen oder anderen schon verschrecken. Manch einer sagt gar, das Innenleben habe etwas vom Overlook-Hotel aus Stephen Kings Buch „Shining“. Umso mehr ist ein der Öffentlichkeit selten gebotener Rundgang im Gebäude ein kleiner Höhepunkt - auch wenn der allgegenwärtige Staub mit jedem Schritt die Nasenwände ein Stückchen mehr hinaufwandert.

Prunkvolle Relikte erinnern an gute, alte Zeiten
Bis zu 4,25 Meter hohe Räume, prunkvolle Relikte aus früheren Zeiten wie Stuckaturen und Deckenmalereien sowie Glasmalereien aus der Bauzeit und ein Ballsaal, der an die glorreichen Twenties erinnert, lassen die eigene Fantasie und Nostalgie schnell aufblühen. Aber auch etwas von dem Geiste der Industriellen-Dynastie, die Österreich weit über 100 Jahre lang prägte, schwingt noch in der Luft mit: Auch wenn seit Jahren niemand mehr hier wohnt.

Im Inneren werden gerade die Reste des Mobiliars auf einem Flohmarkt verscherbelt, einige Anrainer, die Carl Manner noch persönlich kannten oder zu kennen glaubten, wandern durch den Dienstpersonaltrakt, die Bäder und die überdimensionalen Zimmer. Im Keller besteht noch knöcheltief gefüllt das Schwimmbad, bis zu seinem Tod soll sich Carl Manner dort täglich fit gehalten haben. Reinspringen würde hier jetzt wohl keiner mehr, das Becken hat unweigerlich den Charme eines aufgelassenen Sanatoriums.

Location für Fotoshootings und Grusel-Events
Die Großvilla, erbaut von Architekt Peter Paul Brang zwischen 1910 und 1914, wird derzeit noch für Fotoshootings oder teils gruselige Events genutzt, am 19. November zieht das Gourmetrestaurant Taubenkobel noch einmal mit dem „Taubensalon in der Manner-Villa“ ein. Freunde der hohen Küchenkunst können sich dann noch einen Monat lang kulinarischen Genüssen im historischen Ambiente hingeben, ehe es zu Beginn des Jahres wohl vorbei ist.

Neues Leben soll jetzt in die alte Schnitte
Der Bau, eine Mischform aus Heimatstil und Sezessionismus, wurde von der Projektgruppe M17 übernommen und wird auch Investoren angepriesen: In die alte Schnitte soll endgültig neues Leben gehaucht werden. Luxuswohnungen mit Tiefgarage, Garten und Park sind geplant. Von Grund auf sanierungsbedürftig ist das Haus in Neuwaldegg allemal, es gibt dennoch den ausgesprochenen Wunsch aller Beteiligten, den Geist Carls und der Familie Manner zu erhalten. Ob dies gelingt, ist wiederum eine andere Frage.

Zitat Icon

Das war ein Fehler, den wir zu verantworten haben.

Michael Kuenburg, Chef der K&K Immobilien, über die Baumfällungen

Baummorde im Villen-Park mag man eben nicht
Rund 70 Bäume stehen in dem großzügigen Park rund um die Manner-Villa, erst vor Kurzem wurden aber 17 davon gefällt, genehmigt waren laut Stadtgärten aber nur 13. Der angegebene Grund: wohl sehr hungrige Borkenkäfer. Die MA 42 brachte dennoch Anzeige ein, ebenso die Hernalser Grünen, aufgebrachte Anrainer sowie eine Bürgerinitiative: „Das war ein Fehler, den wir zu verantworten haben“, sagte Michael Kuenburg, Chef der K&K Immobilien zum ORF: „Wir werden Ersatzpflanzungen durchführen.“

Luxuswohnungen mit Nostalgiewert

  • Hinter dem aufsehenerregenden Projekt steckt die M17 GmbH & Co., hinter der wiederum die Unternehmen K&K Immobilien, Michael Kuenburg Immobilien sowie PR Immobilien stehen. Das Investitionsvolumen für die Sanierung und den Ausbau der Villa wird von Insidern auf rund 19 Millionen Euro geschätzt. Die Einreichpläne von M17 und Architekt Christoph Huber versprechen jedenfalls luxuriöse Domizile an der Klampfelbergstraße im Herzen Neuwaldeggs.
  • Zehn Wohnungen sind es gesamt, wobei vier Einheiten in den Zwischengeschoßen mit Terrassen und Balkonen mit Wohnflächen zwischen 128 und 214 Quadratmetern sowie zwei Gartenwohnungen im Erdgeschoß mit einer Wohnfläche von 231 und 122 Quadratmetern aus den Plänen hervorgehen.
  • Das derzeit angeschlagene Dach wird ausgebaut, hier sollen vier Maisonettewohnungen mit Wohnflächen zwischen 170 und 190 Quadratmetern entstehen. Der in die Jahre gekommene Pool im Keller wird geschliffen und muss einer Tiefgarage weichen.
  • Neben der Villa soll eine Parkresidenz mit einer Gesamtwohnfläche von 774 Quadratmetern auf vier Ebenen mit neun Einheiten errichtet werden.

Der Architekt betont, den Geist der Villa erhalten zu wollen. Die Firma Landaa Immobilien wird die Wohnungen vertreiben, Preise sind noch nicht bekannt. Ein paar Schnitten werden es aber schon sein ...

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