Grazer Stockwerk

Schweizer Jazz-Quintett liefert brodelnde Oden

Das Schweizer Jazz-Quintett Roofer

(Bild: Weina Venetz Zhang)

In so vertrackten Tönen so bildhaft zu erzählen wie das Jazz-Quintett Roofer, ist eine Kunst. Zum Tourauftakt im Grazer Stockwerk gaben die Schweizer schwerblütig brodelnde Oden zum Besten.

Schwindelfrei ist Yves Theiler sicherlich. Schließlich dreht der Pianist unbekümmert seine Runden, während in „Mama Helix“ über ihm die Chromosomen brutzeln. Das Stück von Roofer-Mastermind Luca Sisera (Bass) vertont nämlich DNA-Stränge - und weil die bekanntlich Pirouetten drehen, wirbeln Saxofon, Posaune und alles andere hier präzise ausgemessene Schräglagen in die Ventile.

Bildhaft erzählte Geschichten
Oft also brodelt es bei Roofer. Jedoch ist das aus dem Free-Jazz hinüber schwappende Geräusch nur ein Aggregatzustand des Quintetts. Schwerblütig körnend dank Maurus Twerenbolds Posaune, erzählen die Musiker vor allem bildhaft Geschichten. In „Starlex Complex“ wird etwa ein an den Drums (Michi Stulz) bluesig zurecht geschaufelter Berg erklommen. Mitten in der Wanderung stockt der Beat, Fanfaren sprengen den Weg frei, plötzlich rinnt der Sound in Richtung Swing - und alles schwebt.

Im nächsten Stück fließt der Inn: Erst faucht es an Michael Jaegers Saxofon windig, der Geräuschpegel nimmt zu, bis sich unter weißem Rauschen zärtlich das Klavier einmengt und eine Ballade den Umgebungslärm des Flusses mit Konsonanz flutet.

So komplex die Figuren auch sind, die Roofer zeichnet, so scharf manche Kanten, so schön ist vor allem dieses Fließen: Von Blues zu Swing-Anklängen, von Freejazz zur Sonne - in bruchlos brodelnden Oden.