Nach Lockdowns und langen Pausen können die Häuser in der Landeshauptstadt wieder mehr Gäste begrüßen. Die „Krone“ hat mit führenden Hotelbetreibern gesprochen.
Die Herbstsonne setzt den Hauptplatz in Szene, über den zwei Herren mit ihren Trolleys spazieren. Es sind Touristen, die man in Graz wieder öfter antrifft. Bevor es zurück nach Deutschland geht, bleiben sie vor dem Rathaus stehen. Sie werfen einen Blick auf das Gebäude und nicken sich zu. Um diese Jahreszeit hat Graz ohnehin einen besonderen Charme: Der Duft von Maroni weht durch die Gassen, und an jeder Ecke genießt man frischen Sturm.
Vor allem die Altstadt, der Schloßberg, bunte Bauernmärkte und versteckte Innenhöfe ziehen Reiselustige an, die in der Murmetropole Halt machen und das Stadtbild wieder stärker prägen: „Der Sommer und der September waren positiv“, berichtet etwa Alexander Gerlach, der Geschäftsführer vom familiengeführten Hotel Gollner, das renoviert und umgestaltet wurde.
Seit einigen Monaten sind die Beherbergungsbetriebe wieder für Gäste geöffnet. „Wir haben uns fürs Aufsperren fesch gemacht und verzeichnen in unseren Hotels gerade eine gute Auslastung“, erzählt Florian Weitzer, der neben dem Grand Hotel Wiesler zwei weitere Häuser in Graz betreibt.
Helmut Marko berichtet, dass die Originalität eines Hotels seit der Pandemie noch wichtiger geworden ist: „Wir bieten individuelles Ambiente im Schlossberghotel, im Kai 36, im Lendhotel und im Augarten Art Hotel.“
„Wir sind mit blauem Auge davongekommen“
Den Tourismus nach den Corona-bedingten Zwangspausen wieder hochzufahren, war zwar keine leichte Aufgabe, doch sie hat die Stärken der Stadthotels gezeigt: „Dank Kurzarbeit und großer Flexibilität vonseiten der Mitarbeiter und des Managements sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, berichtet zum Beispiel Marko.
Aufgrund der allgemeinen Verunsicherungen sei das Buchungsverhalten aktuell wesentlich kurzfristiger als früher. „Dementsprechend ist Flexibilität Voraussetzung, man muss auch großzügige Kulanz bei den Stornobedingungen bieten“, sagt Marko. „Jede Veränderung der Situation betrifft unser Hotel, und so ist es wichtig, anpassungsfähig zu sein“, unterstreicht auch Gerlach.
Weitere Herausforderungen seien laut Marko die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen, die erschwerten Reisebedingungen sowie die Personalprobleme. Das bestätigt auch Weitzer: „Wir sind zwar froh, auf ein loyales Stammteam vertrauen zu können, aber wie in diversen anderen Branchen fehlen uns Fachkräfte.“
Inländische Gästen kompensieren Ausfälle
Weil sich internationale Konferenzen in den Online-Bereich verlagert haben, fehlen außerdem Geschäftsreisende aus dem außereuropäischen Markt. Dafür sind mehr Städtebummler anzutreffen, denn die Zeit zuhause hat die Sehnsucht nach Ausflügen geweckt.
„Wir haben einen enormen Zuwachs an österreichischen Touristen wahrgenommen, die somit die Business-Gäste kompensieren“, erklärt Gerlach. Weitzer hat außerdem beobachtet, wie sehr sich die Leute an den kleinen Dingen erfreuen, die ihnen eine sichere und stilvolle Hotelwelt, etwa in der Lobby, bietet. Auch laut Gerlach schätzen Gäste die Begegnungen vor Ort und Graz als Reiseziel: „Wichtig ist, dass die Stadt eine attraktive Destination für berufliche und touristische Besuche bleibt.“
Kristina Riegebauer, Kronen Zeitung
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