Nach Wirbel um Kurz

Akutes Stimmungstief über der schwarzen Steiermark

Steiermark
09.10.2021 08:50

Das politische Erdbeben rund um den Bundeskanzler drückt natürlich auch in der steirischen ÖVP aufs Gemüt. Die „Krone“ hat sich unter den Ortschefs umgehört. Offiziell hält man (noch) zu Sebastian Kurz.

Das Stimmungsbarometer der steirischen Volkspartei schlug schon einmal weiter nach oben aus. Zuerst wurde in der Landeshauptstadt die knapp zwei Jahrzehnte währende Ära von Siegfried Nagl durch den Wähler beendet – und nun sorgen wieder einmal Ermittlungen gegen die Bundes-ÖVP für Wirbel. Diesmal hat’s sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz selbst erwischt.

„Kontakt zur Bevölkerung verloren“
Speziell die Geschehnisse in Wien haben natürlich auch bei den aktuell noch 201 schwarzen Bürgermeistern (inklusive Nagl) Spuren hinterlassen. „Kein Kommentar. Dazu sage ich besser nichts“, entfuhr es etwa einer Ortschefin. So wie ihr geht es momentan vielen ihrer Amts- und Parteikollegen.

Offiziell wagen sich die Kritiker (noch) nicht aus der Deckung. Für einen Bürgermeister, der die Sache eigentlich auch nicht kommentieren will, kommen die aktuellen Entwicklungen nicht einmal überraschend. „Bei gemeinsamen Terminen merke ich immer öfter, dass Bundes- aber auch Landespolitiker völlig den Kontakt zur Bevölkerung verloren haben. So ist auch eine derartig abgehobene Vorgehensweise erklärbar.“

Bevölkerung will keine Neuwahlen
Die Bürgermeister stehen jedenfalls in direktem Bürgerkontakt und bekommen so dieser Tage einiges zu hören. „Was aber wirklich an den Vorwürfen dran ist, wird sich erst zeigen. Ich vertraue auf unsere Justiz“, sagt Frohnleitens Stadtchef Johannes Wagner. Er stellt aber auch klar: „Gegen mich wurde auch schon ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und dann eingestellt, weil es keine Beweise gab. Wenn das jetzt die Messlatte für einen Rücktritt ist, kann künftig jeder jeden mit irgendwelchen Vorwürfen abschießen.“

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Sebastian Kurz tut mir leid, das hat er nicht verdient.

Karl Wratschko, ÖVP-Bürgermeister Gamlitz

Mitleid mit Kurz
Eine Lanze für den Kanzler bricht ÖVP-Urgestein Karl Wratschko. „Sebastian Kurz tut mir leid, das hat er nicht verdient. Auch wenn sich die Vorwürfe am Ende als falsch herausstellen werden, wird eine Beschädigung bleiben“, ist der Gamlitzer Bürgermeister sicher. „Die Leute sind im Moment jedenfalls politikmüde – eine Neuwahl ist das Letzte, was sie wollen.“

Das meint auch der Köflacher Stadtchef Helmut Linhart. Er spricht von einer „völligen Verwirrung“ unter den Bürgern angesichts des „massiven Bombardements an Beschuldigungen“. An der ÖVP-Basis würden viele hoffen, dass es sich nur um eine Hetzkampagne gegen den Bundeskanzler handelt. Sollten die Vorwürfe stimmen, wäre das eine „große Enttäuschung“. Dann dürfe es nur eine Konsequenz geben, deutet der Weststeirer den Rücktritt von Kurz an.

Von „Irritationen in der Bevölkerung“ berichtet auch der Bürgermeister von Murau, Thomas Kalcher. Seine persönliche Position: Er vertraut grundsätzlich darauf, dass Kurz die Wahrheit sagt und lehnt Vorverurteilungen ab. Die derzeit vielzitierte Unschuldsvermutung müsse gelten, Behörden und Gerichte sollen in Ruhe die in den Raum gestellten Behauptungen klären. Was aber klar sei: Für das Ansehen der gesamten Politik seien die derzeitigen Vorgänge ein Rückschlag

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