Verleumder verurteilt

Justizkrimi elf Jahre nach Bordell-Brand in Tirol

Tirol
18.09.2021 07:00

Elf Tage vor der Eröffnung richtete ein Feuer im Juni 2012 im Innsbrucker Saunaclub Circolo Passion beträchtlichen Schaden an - ein Brandanschlag! Nun legte ein wegen anderer Delikte in Haft sitzender Türke (44) eine angebliche Lebensbeichte ab. Er sei der Brandstifter, ein verfeindeter Rotlicht-Chef habe ihn angestiftet. Nach stundenlanger Verhandlung entpuppte sich alles nur als Märchen.

DNA-Spuren oder Fingerabdrücke fanden sich nicht am Tatort in der Rossau, die Brandstiftung blieb ungeklärt. Im Herbst vor zwei Jahren gab plötzlich ein in Suben (OÖ) wegen Erpressung einsitzender Türke an, er habe damals ein Fenster des fast fertigen Nachtclubs aufgedrückt und in den Innenräumen Feuer gelegt. Angeblich deshalb, weil ihm ein anderer Tiroler Rotlicht-Zampano 350.000 Euro versprochen habe. Er selbst und besagte Rotlichtgröße waren daher am Landesgericht angeklagt. Der eine wegen der Brandstiftung, der andere wegen der Anstiftung.

Widersprüche zur Tat
Der erstangeklagte Türke erzählte, wie er sich damals über ein Nachbargrundstück Zugang verschaffte und ein gekipptes Fenster aufdrückte. „Dabei hatte ich zwei Benzinkanister und eine Gießkanne.“ Die Richterin blätterte in den Ermittlungsakten und runzelte die Stirn: „Laut Ermittlungen am Tatort war aber kein einziges Fenster offen.“ Auch die Schilderung, dass er danach via Flughafen München nach Istanbul geflogen sei, ließ sich trotz Anfragen bei Fluglinien nicht verifizieren.

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Laut Ermittlungen am Tatort war aber kein einziges Fenster offen.

Die Richterin äußert Zweifel

Angeblicher Anstifter wehrt sich
Als Verleumdungsopfer sah sich der Etablissementbetreiber. Er kenne zwar den Türken und einmal habe man sogar in Kaufabsicht in dessen Heimatland Immobilien besichtigt, über den Circolo Passion habe man aber nie gesprochen. Und nein, eine Fehde im Milieu habe es nicht gegeben. Am Ende mahnte der Verteidiger den Türken nochmals eindringlich vor den Folgen einer Verleumdung. Um nicht alles noch schlimmer zu machen, räumte der 44-Jährige ein, alles sei nur ein Märchen. Das Motiv blieb ein Rätsel und der Staatsanwalt schüttelte den Kopf: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Folge für den Türken: Zwei Jahre Zusatzhaft.

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